Der Gegenschlag - Extreme Measures
innere Aufregung zu verbergen.
»Ja.«
»Wie kommst du darauf, dass sie dafür zahlen würde?«
»Ich glaube, dass es im derzeitigen politischen Klima in eurem Land recht einfach wäre, einen Deal mit mir zu schließen.«
Sie beobachten uns aufmerksamer, als wir glauben, dachte Nash. Al-Haq schätzte die Verantwortlichen in Washington richtig ein, doch Nash war nicht bereit, das zuzugeben. Zumindest noch nicht. »Warum sollte ich dir Geld geben, wenn General Dostum die Informationen mit Gewalt aus dir herausholen könnte?«
Al-Haq zog an seiner Zigarette, ehe er antwortete. »Aus vielen Gründen, aber vor allem weil der Zeitfaktor sehr wichtig ist. Wenn ich die Erniedrigung und die Schmerzen erdulden muss, die mir der General zweifellos zufügen würde, dann würde das die Sache in die Länge ziehen. Am Ende würdet ihr sicher das meiste herausbekommen, aber dann könnte es schon zu spät sein.«
»Und warum sollte ich dir glauben?« Nash beobachtete, wie al-Haq über die Frage nachdachte. Er hatte das Gefühl, dass der Mann überlegte, wie viel er preisgeben sollte.
»Vor sieben Wochen habt ihr eine Zelle in Mauretanien entdeckt.«
Nashs Gesicht verriet nichts. Sie hatten tatsächlich mit Hilfe der Franzosen eine Al-Kaida-Zelle in Mauretanien gefunden. Die Sache war geheim gehalten worden. In den Medien wurde nichts davon erwähnt. Die Männer
wurden eingehend vernommen, doch es gab einige, die sich weigerten zu reden, darunter der Anführer der Zelle. Nash sah al-Haq ruhig in die Augen. »Sprich weiter«, sagte er.
»Es gab eine zweite Zelle.«
Nash nickte.
»Die in Hongkong entdeckt wurde. Wir glauben, von den Briten.«
Nash war mit der Sache bestens vertraut. Es waren in der Tat die Briten, die die Gruppe geschnappt hatten. Er war erst vorletzte Woche in London gewesen, um mit einem Kollegen vom MI6 zu sprechen. Die Zelle bestand hauptsächlich aus Pakistanis, die sehr gut Englisch sprachen. »Ich kenne die Situation.«
»Also, es gibt noch eine dritte Gruppe.«
»Ich höre«, sagte Nash ruhig, obwohl er innerlich alles andere als ruhig war. Seine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bestätigen.
»Ich brauche Zusicherungen.«
»Das lässt sich machen.«
Al-Haq blies eine Rauchwolke aus und lachte. »Ich brauche mehr als das Wort eines professionellen Spions.«
»Was stellst du dir vor?«
»Ich habe einen Anwalt in Bern. Ich brauche einen Brief von eurem Präsidenten, in dem mir Folgendes garantiert wird …«
Bevor er seine Forderungen stellen konnte, unterbrach ihn Nash. »So wird das nicht gehen. Der Präsident wird ganz sicher nichts tun, was auch nur im Geringsten so aussieht, als würde er mit einem Terroristen verhandeln.«
»Der Brief wird nur verwendet, wenn ihr euren Teil der Abmachung nicht einhaltet.«
»Das kannst du vergessen, Mohammad.«
Al-Haq ignorierte ihn. »Auf meine Ergreifung ist eine Belohnung von zwei Millionen Dollar ausgesetzt. Ich will das Geld dafür haben, dass ich mich stelle, und ich will eine neue Identität. Wenn wir uns darauf einigen und noch ein paar andere Dinge, dann werde ich voll mit euch kooperieren. Ich werde euch alles sagen, was ich weiß, aber ihr müsst öffentlich verkünden …« Seine Stimme brach.
»Was?«
»Dass ich tot bin.«
Nash verstand sofort. Er wollte seine Familie schützen. Nash zog an seiner Zigarette, um seine Zufriedenheit zu verbergen. Er sah den Mann an, der wahrscheinlich der erste hochrangige Überläufer sein würde. Das könnte eine große Sache werden, dachte er. Nash beugte sich vor und zeigte mit seiner Zigarette auf al-Haq. »Mohammad, ich denke, das kriege ich hin, aber der Deal muss zwischen der Direktorin der CIA und dir geschlossen werden. Wenn ich irgendwelche Politiker einschalte, werden sie alles vermasseln.«
Al-Haq überlegte eine ganze Weile, und in seiner Stimme lag Zweifel und Sorge, als er schließlich sagte: »Ich brauche Zusicherungen.«
»Die kann ich dir besorgen. Ich weiß, dass ich das Geld bekomme, aber das ist eine Sache, die im Geheimen ablaufen muss. Anders geht es nicht.«
Al-Haq hörte das gar nicht gern. Er hatte kein Vertrauen zu diesem Mann oder der Organisation, der er angehörte. Er schüttelte den Kopf, und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich sein Unbehagen.
»Mohammad, wenn du an die Öffentlichkeit gehen möchtest, dann gibt es einen Weg, wie wir das regeln
können«, sagte Nash. »Der Präsident würde liebend gern verkünden, dass du übergelaufen bist. Es wäre uns
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