Der Gegenschlag - Extreme Measures
lächelte unwillkürlich und schüttelte Ridley die Hand. Es tat gut, ihn zu sehen, auch wenn er ihm das
nicht sagen würde. »Im Ernst, wo hast du so lange gesteckt?«
Ridley setzte sich und stieß einen langen Seufzer aus. »Das ist eine komplizierte Situation, Mitch.«
Rapp nahm die Tatsache, dass sein Freund die Tür schloss, als schlechtes Zeichen. »Dann will mich also irgendein Arsch hier drin lassen und mir eine Lektion erteilen?«
»So ähnlich. Hier, ich hab dir was mitgebracht.« Ridley reichte Rapp eine Papiertüte.
Rapp nahm sie und sah hinein. Er zog einen alten ledernen Baseballhandschuh heraus, außerdem einen Baseball und ein Buch. »Was zum Teufel soll denn das?«
Ridley war in der Agency als großer Scherzbold bekannt, was ihn vielen sympathisch machte. Er sah Rapp mit seinem typischen jungenhaften Grinsen an. »Ich dachte mir, das könnte dir helfen, in die richtige Stimmung zu kommen. Du weißt ja, wie in Gesprengte Ketten mit Steve McQueen. Du hier im Bau … wie du den Ball an die Wand wirfst und fängst … Ich wollte dir nur helfen, mit der Situation klarzukommen, weil du vielleicht eine ganze Weile hier drin sitzen wirst.«
»Du bist wirklich eine Nummer.« Rapp lachte, während er den Handschuh anzog und den Ball hineinzuhämmern begann. »Toller Film übrigens.«
»Einer der besten.« Ridley hielt sein Handy hoch und zwinkerte Rapp zu.
Gut , dachte Rapp. Er hatte das gleiche Telefon. Es erzeugte ein Rauschen, das die Lauschvorrichtungen der Zelle wirkungslos machte. Die Zellen waren verkabelt, um alles aufzunehmen. Nachdem er US-Bürger war, sollte man annehmen, dass nichts, was er hier sagte, vor Gericht gegen ihn verwendet werden konnte, doch er verließ
sich lieber nicht darauf, besonders angesichts der Dinge, die sie hier zu besprechen hatten.
»Im Ernst«, wiederholte Rapp, »warum habt ihr so lange gebraucht?«
»Es hat Komplikationen gegeben.«
»Was für welche?«
»Zum Beispiel, dass du einen Offizier der United States Air Force geschlagen und ihm fast die Hand gebrochen hast.«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst«, brummte Rapp.
»Hast du ihn unbedingt schlagen müssen?«
»Ich hab ihn nicht geschlagen.«
»Also wirklich«, sagte Ridley ungläubig. »Wie ist er dann zu seinem blauen Auge gekommen?«
»Er ist gestürzt.«
»Ach, komm.«
»Im Ernst … er hat zur Pistole gegriffen.«
»Und?«
Rapp hörte auf, den Ball in den Handschuh zu hämmern. Er stand wie erstarrt da. »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
»Es ist mir sogar sehr ernst. Manches an der Sache werden wir wahrscheinlich regeln können, aber dass du den Typ geschlagen hast, hat doch einen ganz schönen Wirbel verursacht.«
»Ich habe ihn nicht geschlagen. Er wollte seine Pistole ziehen.« Rapp zuckte die Schultern. »Für mich war das übermäßige Gewaltanwendung.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Es war nicht der einzige Grund, aber ich mag es verdammt nochmal überhaupt nicht, wenn man eine Pistole auf mich richtet. Vor allem, wenn es so ein rotznäsiger kleiner Arsch tut.«
»Verstehe. Das habe ich ihnen auch gesagt, aber dieser Captain macht mächtig Stunk. Gibt es sonst irgendwelche Gründe, warum du es getan hast? Unter uns.«
»Sicher … er wollte die MPs rufen, damit sie auch die anderen festnehmen. Ich musste ihnen ein bisschen Zeit verschaffen, damit sie abhauen konnten, außerdem habe ich ihn nicht geschlagen. Er wollte die Pistole auf mich richten, ich hab sie gepackt und ihm aus der Hand gerissen, und dabei ist er gegen einen Stuhl gefallen.«
»Ich hab vorhin unter vier Augen mit dem Stützpunktkommandanten gesprochen.«
»General Garrison.«
»Ja … er bestätigt mehr oder weniger, was du gerade gesagt hast, aber dieser Captain ist …« Ridley hielt inne und verdrehte die Augen.
»Ein kleiner Scheißer ist er. Ich hätte ihm den verdammten Kiefer brechen sollen.«
Ridley stöhnte. »Diese Einstellung wird dir sicher nicht helfen.« Ridley beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie. »Ich denke, wenn du dich aufrichtig bei ihm entschuldigst, könnte es sein, dass er die ganze Sache fallenlässt.«
»Verdammt - nein.«
»Sei nicht so unvernünftig.«
»Ich will einfach nur das Problem anpacken. Ich hab dir das auch gesagt, bevor ich hierherging. Es ist Zeit, dass wir endlich Klarheit schaffen.«
»Das ist ja gut und schön, und Irene gibt dir da auch Recht, aber dass du einen Offizier geschlagen hast, wird nicht gut ankommen bei den Leuten, deren
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