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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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und dabei von den übrigen drei Männern Feuerunterstützung bekommen. Die einzige wirkliche Abweichung vom ursprünglichen Plan war, dass Ahmed dreihundert Meter entfernt in einer leicht erhöhten Position postiert war, so dass er den anderen Feuerschutz geben konnte, falls etwas Unvorhergesehenes passierte. Ein Rückzug kam für ihn nicht infrage, jedenfalls nicht in diesem Fall, denn es hätte bedeutet, dass sie gescheitert wären - und wenn sie nicht einmal imstande waren, diesen einfachen Plan umzusetzen, dann hatten sie es nicht anders verdient, als hier an diesem unwirtlichen Ort zu sterben.
    Während Karim durch das Trijicon-Reflexvisier spähte, fragte er sich wieder einmal, ob es ein echter Test werden würde oder schlicht und einfach ein Gemetzel. Wenn alles planmäßig verlief, sollte es Letzteres werden, und Karim sah keinen Grund, warum es anders kommen sollte. Was ihn viel mehr beunruhigte, war der nächste Schritt in ihrem Plan - ihr Vordringen in die Vereinigten Staaten. Das war das mit Abstand größte Risiko, das er einging. Da waren Dutzende Männer, die darauf warteten,
dass er nach Mexiko City kam, und er würde sie nicht nur enttäuschen, sondern ihnen nicht einmal sagen, was er wirklich vorhatte. Karim war überzeugt, dass die Organisation ausspioniert wurde, und er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit, herauszufinden, an welcher Stelle das der Fall war. So fiel ihm der Entschluss nicht schwer, sich von der gesamten Organisation zu lösen. Die Al-Kaida-Führung würde aus der Zeitung von seinen Taten erfahren.
    Durch das Visier seines tarnfarbenen M4-Karabiners betrachtete er die etwa dreißig Meter entfernte Baracke. Er hatte einen Mann zu seiner Rechten und zwei zur Linken. Im Abstand von fünf Metern lagen sie auf dem Bauch am Waldrand. Für den Angriff hatten sie sich die Gesichter schwarz und grün bemalt. Mit ihren Tarnuniformen und den Buschhüten waren sie selbst bei hellem Tageslicht kaum zu erkennen.
    Die Baracke, die etwa einen Meter über dem Boden errichtet war, glich jener, in der sie selbst die letzten Monate gewohnt hatten. Der große Unterschied war, dass diese Männer die Fenster mit Tüchern verhängt hatten, um die Räume gegen die Sonne abzuschirmen. Diesen Luxus hatte Karim seinen Männern nicht gestattet. Sie erwachten, wenn die Sonne aufging, und legten sich schlafen, wenn sie unterging. Wie Karim es sich gedacht hatte, war jetzt, kurz vor neun Uhr, noch immer niemand draußen aufgetaucht, um irgendeine Arbeit zu verrichten.
    Er sah zwei Möglichkeiten, wie das Ganze ablaufen konnte; die erste war, dass sie die Baracke mit Kugeln durchlöcherten, während die Männer schliefen. Er hoffte, dass es nicht so kommen würde. Er hatte Monate dafür aufgewendet, um den Männern beizubringen, sich ihre Ziele sorgfältig auszusuchen. Ein Haus blind mit einem
Kugelhagel einzudecken, das wäre unter ihren eigenen Ansprüchen gewesen. Er hatte überlegt, ob sie vielleicht eine Bombe unter das Haus legen sollten, doch andererseits wollte er das Ganze so leise wie möglich abwickeln. Nicht dass er erwartete, dass irgendjemand in der Nähe war oder gar diesen Drogenhändlern zu Hilfe eilen könnte. Er wollte, dass dieser erste Einsatz so perfekt wie möglich ablief. Das Ganze sollte nicht länger als zwanzig Minuten dauern und in aller Stille vor sich gehen.
    Das war das Interessante an Waffen. Bei Menschen, die nie ein Gefecht miterlebt hatten, bewirkte das Donnern eines Gewehrs seltsame Dinge. Die Zeit blieb stehen, Angst bemächtigte sich des Denkens, und der Körper verharrte für einen Augenblick in einem Schwebezustand, auf den für gewöhnlich Panik folgte. Wenn man hingegen mit dem Lärm von Schüssen vertraut war, reagierte man ganz anders; man versuchte zu erkennen, woher das Feuer kam, und erwiderte es - ein Vorgang, der bei einem guten Soldaten binnen weniger Sekunden ablief. Karim würde ihnen diese Chance nicht geben. Er würde sie herauslocken. Das Flugzeug würde um neun Uhr vorbeifliegen, und Karim ging davon aus, dass die Männer, vom Motorenlärm geweckt, ins Freie kamen, um nachzusehen. Ihre Aufmerksamkeit würde nach oben auf den Himmel gerichtet sein. Sie würden die vier Männer gar nicht bemerken, die rechts von ihnen lauerten, und schon gar nicht die drei Männer hinter ihnen.
    Zehn Minuten vor neun hörte Karim, wie sich in der Baracke etwas bewegte. Wenige Augenblicke später kam ein Mann heraus. Er stolperte die Holzstufen hinunter und erleichterte

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