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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sich gleich neben dem Haus. Als er fertig war, ging er zum Brunnen hinüber und steckte den Kopf unter den Wasserhahn. Er wusch sich Gesicht und Oberkörper
mit kaltem Wasser, dann stolperte er zu dem offenen Lagerhaus hinüber, wo sie ihre Drogen aufbewahrten. Er verschwand zwischen zwei Paletten mit fein säuberlich verpacktem Kokain; wenige Augenblicke später tauchte er wieder auf und wischte sich das weiße Pulver von der Nase. Dann ging er auf die andere Seite des Gebäudes, wo Karim ihn nicht mehr sehen konnte. Wenig später hörte er das stotternde Geräusch einer Maschine. Dann folgte ein lautes Brummen, und eine dunkle Rauchwolke stieg in die Luft. Das unverkennbare Geräusch eines startenden Dieselmotors. Es war der Traktor.
    Karims Gedanken gingen zum Vorabend zurück. Es war Ahmed - nein, Fazul, der es erwähnt hatte. Sie sprachen darüber, wie faul diese Männer waren und dass kaum einmal jemand vor Mittag aus dem Haus kam. Fazul berichtete, dass er einmal gesehen habe, wie ein Mann kurz vor Mittag die Landebahn mit dem Traktor einebnete. Das Gespräch ging bald wieder in eine andere Richtung. Karim kam plötzlich der erschreckende Gedanke, dass das Flugzeug abdrehen könnte, weil der Traktor die Landebahn blockierte.
    Das Getriebe des Fahrzeugs knirschte in der morgendlichen Stille. Der Traktor würde zweifellos die anderen wecken. Karim stellte sich vor, wie sie bald einer nach dem anderen aus der Baracke kommen und sich auf dem ganzen Gelände verteilen würden. Das durfte er nicht zulassen. Er musste dafür sorgen, dass sie beisammenblieben. Wenn sie sich zerstreuten, würde die Sache sehr kompliziert werden.
    Der Traktor kam schließlich in Sicht. Karim schwenkte sein Gewehr nach rechts, bis der rote Punkt in seinem Visier auf dem Kopf des Mannes war. Er war ungefähr acht Meter entfernt. Karim wusste, dass niemand abdrücken
würde, solange er nicht den Befehl dazu gab. »Niemand schießt, bis ich es sage«, hatte er den Männern eingeschärft.
    Karims rechter Zeigefinger legte sich auf die Krümmung des Abzugs. Er begann den Druck zu erhöhen, als ihm plötzlich eine bessere Lösung einfiel. Jeder seiner Männer trug ein Headset, das mit einem digitalen Funkgerät verbunden war. Bevor sie heute früh aufgebrochen waren, hatten sie sie noch einmal eingeschaltet und überprüft. »Ahmed«, flüsterte Karim in sein Mikrofon.
    »Ich sehe ihn.«
    »Hast du ihn im Visier?«
    »Ja.«
    »Wenn er zur Landebahn kommt - bevor er umdreht, schießt du ihm in den Kopf.«
    »Wird gemacht.«
    Karim rechnete nicht damit, dass der Mann den Fuß auf dem Gaspedal lassen würde, wenn er getroffen war; das würde er bestimmt nicht tun. Das schallgedämpfte Heckler & Koch PSG-1-Scharfschützengewehr verfeuerte die 7,62 x 51-mm-Nato-Munition, die den Mann mit Sicherheit vom Traktor herunterholen würde. Karim hoffte, dass das Fahrzeug genug Schwung haben würde, dass es auf die andere Seite der Landebahn rollte. Wenn nicht, mussten sie es selbst wegfahren.
    Während Karim den Traktor durch sein Visier beobachtete, ließ ihn das laute Geräusch einer zugeknallten Fliegengittertür hochschrecken. Ohne das Gewehr zu bewegen, hob er langsam den Kopf vom Visier und blickte nach links. Unten vor der Treppe stand ein anderer Mann, der nichts als seine schmutzige weiße Unterhose trug. Er war Karim zugewandt, wie er mit heruntergelassener Hose, die Augen geschlossen und den Schwanz in der
Hand, dastand und sich erleichterte. Plötzlich gingen seine Augen auf, und für einen Moment schien er zu Karim herüberzublicken. Dann drehte er abrupt den Kopf und schaute zum Himmel hinauf.
    Karim brauchte eine Sekunde, um zu erkennen, dass der Mann nach einem herankommenden Flugzeug Ausschau hielt. Karim selbst war von dichtem Gebüsch umgeben, so dass er die Maschine noch nicht hören konnte. Der Mann begann Befehle auf Spanisch zu brüllen und lief zurück ins Haus, bevor Karim eine Entscheidung treffen konnte. Nach wenigen Augenblicken kam er wieder heraus, diesmal mit Jeans bekleidet und mit einem Gewehr in der einen Hand und einem T-Shirt in der anderen.
    Der Mann machte einige lange Schritte zum Lagerhaus hinüber, dann blieb er abrupt stehen. Karim konnte das Flugzeug jetzt auch hören. Aufgrund der Lautstärke nahm er an, dass sich die Maschine dem anderen Ende der Landebahn näherte. Es gefiel ihm gar nicht, dass sich der Mann von der Baracke entfernte, doch die Situation war immer noch lösbar. Dann hob der Mann unerwartet das

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