Der Gegenschlag - Extreme Measures
aber Irene will Sie so weit wie möglich von dieser Sache mit Mitch weghaben.«
»Warum?«
»Aus verschiedenen Gründen, aber der wichtigste ist, dass Sie sich um diese andere Sache kümmern müssen, und zwar heute noch. Sie haben keine Zeit, um Ihre Nase in diese andere Angelegenheit zu stecken.«
Nash wandte den Blick von der Straße ab. »Meine Nase hineinstecken? Ich stecke bis zum Hals mit drin. Al-Haq will einen Deal mit uns schließen. Er war schon bereit herüberzukommen. Ihr müsst mich noch einmal hinschicken, damit ich die Sache abschließen kann.«
»Nein, und da gibt es auch nichts mehr zu diskutieren. Irenes Entschluss steht fest. Sie will, dass Sie von der Sache so weit wie möglich weg sind. Wir kümmern uns schon darum.«
»Aber wer?«
»Das ist nicht Ihre Sache. Jetzt schlagen Sie es sich aus dem Kopf. Sie will, dass Sie noch heute Vormittag Stan besuchen.«
O’Brien sprach von Stan Hurley, einem Spion im Ruhestand. Nash dachte an den raubeinigen alten Agenten und seine unkonventionellen Methoden. »Muss das sein?«
»Mike, versetzen Sie sich zurück in die Officer Candidate School. Ich bin Ihr Ausbilder. Sehen Sie mich an und stellen Sie sich vor, ich habe diesen hässlichen grünen Smokey-the-Bear-Hut auf und werde Ihnen gleich den Kopf abreißen, wenn Sie noch ein Wort sagen. Sie arbeiten nicht für Microsoft. Das hier ist kein Debattierclub. Da ist irgendeine Scheiße im Gang, von der sie mir nichts erzählt, und Ihnen wird sie’s erst recht nicht erzählen, darum gebe ich einfach einen Befehl weiter, und ich erwarte von Ihnen, dass Sie ihn ausführen. Haben Sie mich verstanden?«
Nash starrte geradeaus. »Ja, Sir.« Er war sich nicht so sicher, ob er in seinem momentanen seelischen Zustand den berüchtigten Hurley ertragen konnte. »Wo ist er?«
»Im Bethesda Naval Hospital. Ich hab ihn gestern besucht.«
»Ist er krank?«, fragte Nash überrascht.
»Es geht ihm schon wieder ganz gut. Er hat eine neue Hüfte bekommen, als Sie drüben in Afghanistan waren.« O’Brien sah auf seine Uhr. »Er erwartet Sie. Lassen Sie mich vorn beim Haupteingang aussteigen. Oh, und noch etwas. Der Geheimdienstausschuss will, dass um zwei jemand vorbeikommt. Ich schicke Sie.«
»Kommen Sie …«
O’Brien sah ihn von der Seite an. »Sind Sie jetzt fertig mit Jammern, Major?«
Nash wusste, dass O’Brien seinen Rang aus dem Marine Corps nur erwähnte, um ihn daran zu erinnern, dass es auch hier noch eine Kommandokette gab. »Ja.«
»Gut. Und vor dem Ausschuss beherrschen Sie sich bitte. Geben Sie den Leuten keinen Grund, Sie noch mehr zu hassen, als sie’s sowieso schon tun.«
26
DREILÄNDERECK
Die Männer gingen in ihre Angriffspositionen, eine halbe Stunde, bevor es so weit war. Bis jetzt war der Morgen ganz nach Plan verlaufen. Ihr Vordringen wurde von den Geräuschen des Dschungels übertönt. Exotische Vögel sangen und zwitscherten, Nagetiere huschten durchs Gebüsch, und alle möglichen Kleinlebewesen, die in den Bäumen lebten, machten die allerseltsamsten Geräusche. Nach über sechs Monaten hatte sich Karim schließlich daran gewöhnt. Vielleicht würde er die Gegend irgendwann sogar vermissen. Wie aufs Stichwort landete ein Moskito auf seinem Handgelenk und begann Blut zu saugen. Nein, beschloss Karim, ich werde dieses Land nicht vermissen.
Nach dem Frühstück, das aus Energieriegeln und gesalzenen Erdnüssen bestand, hatte er den Männern noch Gelegenheit gegeben, zu beten. Keiner beklagte sich über das Essen. Sie hatten sich daran gewöhnt. Sie hatten Vorräte für vier Tage eingepackt für den Fall, dass irgendetwas schiefging. Das Wichtigste war jedoch Wasser, und davon hatten sie genug, außerdem Reinigungstabletten, falls es ihnen doch ausgehen sollte. Nach dem Frühstück überprüften sie ihre Waffen, dann sprach Karim noch
einmal einzeln mit den Männern und ließ sich von ihnen ihre Aufgaben hersagen. Alle sieben wussten genau, was von ihnen erwartet wurde.
Die Einsatzbesprechung am Vorabend war kurz gewesen. Schließlich würden sie nach dem Plan vorgehen, den sie schon vor einigen Monaten in einer Übung angewandt hatten. Es war eine Abwandlung eines einfachen L-förmigen Hinterhalts. Eigentlich war es ein klassischer Angriff, nachdem sie eine feste Position überfielen, aber die Männer sprachen weiter von einem Hinterhalt, und Karim sah keinen Sinn darin, sie zu korrigieren. Die Strategie war recht einfach; vier Mann würden den eigentlichen Angriff durchführen
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