Der Gegenschlag - Extreme Measures
Gewehr und richtete es auf das andere Ende der Landebahn. In diesem Augenblick wurde die Haustür erneut zugeknallt. Karim blickte gar nicht erst hinüber, um zu sehen, wer oder wie viele Männer aus dem Haus gekommen waren. Der Gedanke, dass der Mann auf das Flugzeug feuern könnte, ließ ihn augenblicklich handeln.
Karim platzierte den roten Punkt seines Visiers auf den Kopf des Mannes und hielt beide Augen offen. Er wartete nicht ab, bis der Mann feuerte. Ihm war klar, dass danach auch die anderen mit ihren Waffen herauskommen würden. Er hatte so lange wie möglich abgewartet, um den perfekten Plan doch noch umsetzen zu können -
doch jetzt war es Zeit, vom Plan abzuweichen und das Feuer zu eröffnen.
Karim war ein guter Schütze, der nicht viel nachdenken musste, wenn er feuerte. Die Technologie war dabei natürlich sehr hilfreich. Es kam ihm immer mehr vor wie ein Computerspiel. Man platzierte den roten Punkt auf den Kopf der Zielperson und drückte ab. Ganz einfach. Als er den Punkt mitten auf dem Hinterkopf des Mannes hatte, drückte er den Abzug gleichmäßig durch. Die Kugel vom Kaliber.233 schoss aus dem Schalldämpfer hervor. Die Waffe machte einen kleinen Ruck, dann sah er eine rötliche Wolke aus dem Kopf des Mannes aufsteigen.
»Feuer«, befahl Karim und richtete sein Gewehr wieder auf die Baracke. Als er sein nächstes Ziel im Fadenkreuz hatte, ging der Mann auch schon zu Boden. Gleichzeitig zog das Flugzeug tief über die Landebahn hinweg. Karim hatte beide Augen offen und sah zwei weitere Männer auftauchen, doch bevor er einen von ihnen im Visier hatte, waren sie bereits ausgeschaltet. Nach seiner Zählung waren fünf Männer draußen, das hieß, dass noch zwei im Haus waren. Wie vorgesehen, gingen die Männer auf Automatikfeuer und begannen die Baracke mit Kugeln zu durchlöchern. Karim leerte sein erstes Dreißig-Schuss-Magazin und lud nach. Da hörte er im Haus jemanden schreien.
Ohne zu zögern stand Karim auf, so dass er auf einer Höhe mit dem Fußboden des Hauses war. Die anderen sieben Männer machten es ebenso. Sie kamen aus dem Wald hervor und näherten sich dem Haus von zwei Seiten, bis sie nur noch zehn Meter entfernt waren. Karim verfeuerte noch ein Magazin und hielt inne, um auf seine Männer zu sehen. Sie feuerten unentwegt und schwenkten ihre Waffen genau in dem Bereich, der ihnen zugewiesen
war. Er war stolz auf ihre Disziplin. Zwei Gefechtslinien, die genau das taten, was er ihnen gesagt hatte. Der Feind war vielleicht schwach gewesen, aber seine Männer hatten sich genau an ihre Vorgaben gehalten. Er war stolz auf ihre Entwicklung und erlaubte sich einen kurzen Gedanken an den legendären Status, den er erlangen würde, nachdem er die Amerikaner mitten ins Herz getroffen hatte.
27
BETHESDA NAVAL HOSPITAL
Der Berufsverkehr ließ bereits nach, als Nash die Chain Bridge überquerte. Der Little Falls Branch im Norden war gar nicht so klein; der heftige Frühlingsregen hatte den Potomac anschwellen lassen, wie man es seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. An Washington mochte ja einiges auszusetzen sein - aber die Gegend hatte durchaus ihre Reize. Nash ließ das Fenster herunter und lauschte dem Rauschen der Stromschnellen. Seine Kopfschmerzen ließen ein wenig nach. Als er das andere Ufer erreichte, wandten sich seine Gedanken Stan Hurley zu. Der Mann verkörperte geradezu die alte CIA. Ein Außenstehender hätte es wahrscheinlich merkwürdig gefunden, dass der achtundsiebzig Jahre alte Hurley, der Langley offiziell vor fast dreißig Jahren verlassen hatte, die Spitzen der CIA ausgerechnet jetzt, in diesen bewegten Zeiten, beschäftigte.
Für all jene, die Hurley kannten, war es weit weniger überraschend, dass Nash von Irene Kennedy die Anweisung bekommen hatte, den alten Mann zu besuchen. In der Geschäftswelt gibt es eine Elitegruppe von Anwälten,
an die die einflussreichen Leute sich wenden, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Diese Anwälte sind Experten darin, hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen und dafür zu sorgen, dass die Probleme ihrer Klienten sich in Luft auflösen. In der Welt der Spionage war Stan Hurley so ein Mann. Er war tapfer und unerschrocken, bisweilen auch unverfroren, und unvorstellbar reich, was man ihm äußerlich keineswegs ansah.
Hurley war ein Mann, der seinem Gegenüber mit wenigen Worten einen kalten Schauer über den Rücken jagen oder Tränen in die Augen treiben konnte. Er war in seiner Art absolut unvergleichlich. Nash dachte sich,
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