Der Gegenschlag - Extreme Measures
eine halbe Sekunde zu lang erstarrt war. Lange genug, dass Hurley es bemerkte.
»Junge«, sagte der alte Spion mit trauriger Stimme, »wenn ihr aufhört, miteinander zu schlafen, seid ihr im Arsch.«
»Okay, Yogi.«
Hurley beugte sich vor und ignorierte die Anspielung auf Yogi Berra, den legendären Fänger der New York Yankees, der auch für seine schrägen Sprüche bekannt war. »Junge«, sagte er, »nimm die Brille ab.«
»Warum?«
»Weil ich dir in die Augen schauen will.«
Nash nahm widerstrebend die Sonnenbrille ab.
»Du hast das Gewicht dieses verdammt undankbaren Landes auf deinen Schultern. Ich weiß das, weil ich’s auch erlebt habe.«
»Du erlebst es immer noch.«
»Es geht mich nichts mehr an. Scheiße, ich hab auch nie so tief dringesteckt wie du. Damals konnte ich mich darauf verlassen, dass ungefähr zwei Dutzend Senatoren und mindestens fünfzig Abgeordnete hinter mir standen. Und ich meine damit nicht nur Geld, sondern ein echtes Verständnis dafür, dass wir im Dunkeln arbeiten mussten. Dass man sich auch mal die Hände schmutzig machen muss und einem manchmal die Scheiße um die Ohren fliegt. Diese neue Generation …« Hurley schüttelte den Kopf. »Die sind nichts wert.«
»Da kann ich dir nicht widersprechen.«
»Und das alles berührt einen irgendwo auch persönlich, ob du’s willst oder nicht. Du denkst vielleicht, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, aber glaub mir, es beeinflusst auch dein Privatleben.«
»Ja … ich weiß.«
»Also, sag schon«, drängte Hurley ehrlich besorgt, »was ist los mit dir und Maggie?«
»Ich bin nicht hergekommen, um über meine Ehe zu reden.«
»Das weiß ich schon, aber du bist jetzt nun mal einer meiner Werfer im Team, und darum musst du wieder zu deiner alten Form finden.«
»Mein Wurfarm ist voll da.«
»Quatsch. Ich hab mit Irene gesprochen, bevor du gekommen bist.«
»Und?«
»Sie hat mir erzählt, dass du vor Glen Adams die Beherrschung verloren hast.«
»Na und?«
»Sie hat gesagt, dass Adams schon offiziell Beschwerde eingereicht hat, weil du ihn angeblich tätlich angegriffen hast.«
»Ich hab ihn nur am Arm gepackt.«
»Du musst dich benehmen wie ein Profi. Vor allem, wenn du’s mit Clowns wie Adams zu tun hast.«
Nash blickte über den Rasen und nickte. »Botschaft angekommen. Was noch?«
»Ich hab Maggie angerufen.«
»Du hast meine Frau angerufen?«, erwiderte Nash schockiert.
»Ja. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du in letzter Zeit nicht ganz du selbst bist, darum hab ich sie angerufen. Sie macht sich Sorgen um dich.«
»Sie macht sich immer Sorgen um mich. Das ist doch ganz normal.«
»Jetzt hör mir mal zu«, fuhr Hurley eindringlich fort. »Es gibt einfach zu viel im Moment, das uns wirklich Sorgen machen muss, und auf dich wartet ein Haufen Scheiße, um den du dich kümmern musst, darum will ich ganz offen mit dir reden. Ich weiß, dass der alte Fahnenmast bei dir in letzter Zeit nicht so recht stehen wollte …«
Nash hörte gar nicht weiter zu. Er hatte ein Gefühl, als wäre er in eine tiefe dunkle Grube geworfen worden. Seine persönliche Hölle auf Erden. Dieses Gespräch hatte alle Grenzen überschritten, die für ihn galten. »Wir werden hier nicht über mein Privatleben sprechen«, war alles, was er herausbrachte. Nash wollte aufstehen, doch
Hurley zog ihn mit überraschender Kraft auf die Bank zurück.
»Doch, das werden wir, und ich schwör dir, wenn du auch nur ein lautes Wort zu Maggie sagst, dann prügle ich dich windelweich. Du musst wieder zu dir kommen, und das heißt, dass du wieder ein Liebesleben mit deiner Frau haben musst, und zwar schnell. Du bist ein gottverdammtes Ass. Weißt du, was ein Ass in der Baseball-Liga verdient? Die wirklich Guten kassieren zwanzig Millionen im Jahr. Was glaubst du, wie diese Burschen spielen würden, wenn sie zum Wurfmal gingen und wüssten, dass sie keinen hochbekommen? Nicht gut, das kannst du mir glauben. Ihr Selbstvertrauen wäre am Boden.«
»Stan, ich glaube nicht, dass …«
»Halt einfach mal für eine Minute den Mund, Junior. Dieser Job setzt dir auch so schon genug zu, und wenn dann noch so etwas dazukommt, dann wirst du recht schnell zu einer Schwachstelle.«
»Mir geht’s gut. Es ist nur einmal passiert.«
»Dann erklär mir doch mal, wie es passieren kann, dass du wegen einem Typen wie Glen Adams derart aus dem Häuschen gerätst, denn das ist nicht der Mike Nash, den ich kenne. Der Mike Nash, den ich kenne, würde nie so die
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