Der Gegenschlag - Extreme Measures
ab und richtete das Fernglas dann zum Himmel hinauf. Da waren Kondensstreifen von Verkehrsflugzeugen in größerer Höhe, aber keine Anzeichen von Hubschraubern. Von seinen früheren Reisen wusste er, dass sie am aktivsten mitten in der Nacht und später am Tag waren, wenn der Bootsverkehr zunahm. Die Boote bereiteten ihm nicht so viel Kopfzerbrechen. Es gab nur wenige, die es mit ihnen aufnehmen konnten, und sie waren nicht mit den schwereren Waffen ausgerüstet, wie sie die Kutter und Patrouillenboote hatten. Nein, das größte Problem waren die Hubschrauber. Sie waren schneller als seine Boote, und was noch schlimmer war, sie konnten sie aus der Ferne überwachen und über Funk Unterstützung anfordern. Wenn sie nicht achtgaben, konnte es ihnen passieren,
dass plötzlich von allen Seiten Polizeiboote auftauchten, wenn sie die Küste erreichten.
Das war der Teil, der am schwierigsten zu planen war, doch Hakim fand, dass er eine gute Lösung gefunden hatte. Karim trat zu ihm an den Bug, und Hakim fragte: »Bist du nervös?« Er stellte die Frage, obwohl er wusste, wie sein Freund antworten würde.
»Nur Narren und Lügner sagen, dass sie es nicht sind.«
»Nun, mein Freund, was von beiden bin dann ich?«, fragte Hakim, während er weiter den Himmel absuchte, nun in Richtung Key West.
»Du bist nicht nervös?«, fragte Karim besorgt.
»Nein. Nicht im Geringsten.«
»Warum forderst du das Schicksal heraus? Du weißt, dass du so etwas nicht sagen sollst.«
Hakim lachte. »Ich bin gespannt auf das, was vor uns liegt - aber nicht nervös. Das ist es, worauf wir hingearbeitet haben. Heute ist ein großer Tag.« Hakim zeigte auf das ferne Fleckchen Land am Horizont. »Dort, mein Freund, ist der große Satan. In ein paar Minuten werden wir Gas geben und ihre Verteidigungslinien durchstoßen. Sie haben Milliarden für ihre Verteidigung ausgegeben, und trotzdem können sie uns nicht aufhalten.«
Karim runzelte die Stirn. »Du gehst davon aus, dass sie uns nicht aufhalten werden.«
»Ja, das tue ich.« Hakim ließ das Fernglas sinken. »Wann wirst du endlich anfangen, an dein Schicksal zu glauben? Ich sage dir schon seit Jahren, dass das auf dich wartet.« Er zeigte noch einmal auf die amerikanische Küste.
»Allah will, dass wir bescheiden bleiben.«
»Dann bleibst du eben bescheiden, aber ich bin gespannt auf das, was kommt. Das ist etwas, über das sie viel schreiben werden. In wenigen Tagen wird die ganze
arabische Welt von den neuen Löwen der Al-Kaida sprechen, und von ihrem Anführer, dem großen Karim Nour al-Din - von den Helden, die Amerika mitten ins Herz getroffen haben.«
»Noch haben wir überhaupt nichts erreicht.«
»Ist es verkehrt zu hoffen?«
Karim runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich nicht«, sagte er schließlich.
»Und denk an das Gesicht, das diese alten Weiber machen werden, wenn sie die Neuigkeit in ihren Verstecken in den Bergen erfahren. Zawahiri wird wütend sein, dass er und sein Freund, der Millionär, sich den Erfolg nicht an ihre Fahnen heften können.«
»Sprich nicht so von ihm«, mahnte Karim ärgerlich.
»Es tut mir leid, aber ich glaube nun einmal, dass Zawahiri ihn verdorben hat.«
»Er verdient trotzdem unseren Respekt.« Karim hielt nichts von der gegenwärtigen Führung der Al-Kaida, aber sein saudi-arabischer Landsmann hatte es nicht verdient, dass man so über ihn sprach. »Also«, sagte Karim, »erzähl mir von deinem großen Plan. Glaubst du wirklich, dass wir einfach so zur Küste fahren und deine Drogen dort abladen können?«
»Das hängt ganz von der Küstenwache ab.«
»Und wenn sie auftauchen?«
»Wir werden ihnen entwischen.«
»Was ist, wenn sie mit einem Hubschrauber kommen? So wie du es gestern Abend erwähnt hast?«
»Du fährst geradeaus weiter, und ich kümmere mich um den Hubschrauber.«
»Das ist alles? Das ist dein ganzer großartiger Plan?«
Hakim sah ihn mit seinem strahlenden Lächeln an. »Nein, ich habe noch ein paar Tricks auf Lager.«
»Ahmed?«
»Ja, er ist einer davon, und wenn du schon von ihm sprichst - ich glaube, jetzt ist der ideale Moment, um ihm das Geschenk zu zeigen, das ich ihm mitgebracht habe.« Hakim kletterte hinter die Windschutzscheibe und ging unter Deck. Wenige Augenblicke später kam er mit einem langen rechteckigen schwarzen Kasten zurück. Er blickte in das andere Boot hinüber. »Ahmed«, rief er, »ich hab etwas für dich.«
Der vierundzwanzig Jahre alte Marokkaner sprang von einem Boot ins andere, während
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