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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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überreden lassen, was sie nicht wollte. Sie hatte ihr Leben mit ihm geteilt, weil sie ihn liebte, und letztlich war das die eine wunderbare Tatsache, die ihm Trost und ein klein wenig Glück gab und die hin und wieder ein Lächeln in sein Gesicht zauberte. Sie glaubte an das, was er tat, und sie liebte ihn.
    Er hatte fast zwei Jahre gebraucht, um an diesen Punkt zu gelangen, und von da an begannen seine Wunden auf wundersame Weise zu heilen. Natürlich nicht ganz. Die Narbe war riesengroß, aber wenigstens riss sie nicht mehr jeden Tag auf, weil er sich wieder einmal vor Schuldgefühlen und Selbstmitleid zerfleischte. Er würde nie mehr ganz der Alte sein, aber wenigstens hatte er sein Selbstbewusstsein wieder. Er wusste wieder, was er wollte und was er zu tun hatte, und er hatte an Einsicht gewonnen.
    Und da war noch etwas anderes. Es war ihm fast peinlich, dass er es erst jetzt entwickelte, nachdem er schon weit über ein Jahrzehnt in diesem geheimen Geschäft tätig war. Die meiste Zeit hatte er allein in fernen Ländern operiert, und das oft für mehrere Monate. Es war ein Leben, in dem er alle um sich herum täuschen musste, sogar seine eigenen Landsleute. Aber nun verspürte Rapp ein wachsendes Verantwortungsgefühl gegenüber den Menschen um ihn herum. Sein Job brachte es mit sich, dass er allein in einer feindlichen Umgebung überleben musste und darum in erster Linie an sich selbst dachte. Aber jetzt hatte er auch einen Blick für Leute wie Mike Nash und seine Familie, und ihm wurde immer mehr bewusst, was eigentlich auf dem Spiel stand. Auf sehr unmittelbare Weise spürte Rapp das Bedürfnis, diese
Leute zu schützen und seine Arbeit in den Dienst anderer zu stellen.
    Nachdem der elfte September der amerikanischen Öffentlichkeit für einen kurzen Moment bewusst gemacht hatte, welche Gefahr vom radikalen islamischen Fundamentalismus ausging, waren die Politiker schnell wieder zum alten Trott zurückgekehrt. Es erstaunte Rapp immer wieder, dass dieselben Leute die CIA nach dem elften September wiederholt gefragt hatten, ob ihre Verhörmethoden scharf genug wären. Heute bestritten sie, je so etwas gesagt zu haben. Sie witterten eine Gelegenheit, sich zu profilieren, und brachten damit genau die Leute in Gefahr, für die Rapp sich heute verantwortlich fühlte. Gute Männer und Frauen, die sich für ihr Land einsetzten und die immer da waren, wenn sie gebraucht wurden. Und jetzt lauerten undankbare Politiker aus Senat und Repräsentantenhaus wie die Haie auf ihre Chance, auf Kosten anderer etwas für die eigene Karriere zu tun.
    Das Flugzeug glitt zur Landebahn hinunter und setzte sanft auf dem Asphalt auf. Ridley wachte auf und streckte sich erst einmal, bevor er sein Handy hervorzog und nach den eingegangenen Nachrichten sah. Rapp blickte weiter aus dem Fenster, als sie an dem großen Flughafengebäude vorbeirollten und sich dem Abschnitt näherten, der allein der CIA gehörte. Als sie den Hangar der Agency erreichten, sah er zwei Polizeistreifenwagen und etwa ein halbes Dutzend Autos von Regierungsbehörden. Langley agierte für gewöhnlich möglichst unauffällig, deshalb war das nicht unbedingt der normale Empfang für zwei Spione, die aus Afghanistan zurückkehrten. Ridley war zu sehr mit seinen Nachrichten beschäftigt, um es zu merken, und Rapp beschloss, ihn nicht damit zu behelligen.

    Als das Flugzeug schließlich zum Stillstand kam, nahm Rapp seine Tasche und bedankte sich bei den Piloten, ehe er durch die Tür hinausging. Draußen auf dem Rollfeld standen neun Männer und eine Frau. Rapp sah ihnen auf den ersten Blick an, dass sie vom FBI waren. Sie hatten alle diesen angespannten Gesichtsausdruck von Leuten, die sich selbst sehr wichtig nahmen.
    Einer der Agenten trat mit einem Blatt Papier in der Hand vor. »Sind Sie Mitch Rapp?«, fragte er.
    Rapp überlegte kurz, ob er eine bissige Antwort geben sollte, ließ es dann aber sein. »Ja«, sagte er nur.
    »Ich habe einen Haftbefehl gegen Sie. Würden Sie bitte die Tasche abstellen, sich hinlegen und die Hände auf den Kopf legen?«
    Rapp sah den Mann ungläubig an. »Ich sag Ihnen jetzt was. Sie zeigen mir Ihr Auto, in dem Sie mich mitnehmen wollen, und ich spaziere mit Ihnen hinüber … wir schmeißen die Tasche in den Kofferraum und ich setz mich auf den Rücksitz.«
    Der Agent griff an seine Pistole. »Zum letzten Mal: Stellen Sie die Tasche ab …«
    Bevor der Agent seinen Satz beenden konnte, tauchte Ridleys Kopf in der Flugzeugtür auf.

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