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Der geheime Basar

Der geheime Basar

Titel: Der geheime Basar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Leshem
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seinen Anhängern in der westlichen Welt.»
    «Ich hatte einen Freund», antwortete ich, «einen Wassermelonenverkäufer, der immer sagte, dass sich die Welt in einen wurmstichigen Kürbis verwandelt, denn eine Welt, in der die Jungen gleichgültiger und konservativer als die ältere Generation sind, ist eine Welt, die jeden Geschmack verloren hat. So sagte er.»
    «Du wirst überrascht sein zu erfahren, Kami, dass dieses Erlahmen, diese Apathie ausgerechnet aus naivem Optimismus geboren wurde. In den neunziger Jahren dachte Amerika, das Ende aller Kriege sei gekommen. Die Sowjetunion war zerfallen, es gab keinen Faschismus, keinen Kommunismus mehr, in ihren Augen war nichts mehr da. Die Amerikaner erzählten sich selbst, dass die Schlacht um die Geschichte nun mit ihrem Sieg entschieden worden sei, es würde kein Rivale mehr aufstehen, niemand sie mehr herausfordern, es gebe keine Alternative mehr zur kapitalistischen Ideologie, ihrem Werte- und Regierungssystem. Sie wollten glauben, dass jetzt alle Kontinente die Demokratie wählen würden, ein McDonald’s der ungebremsten Freiheit. Und wenn der Krieg vorbei war, konnte man sich ja ausruhen, friedlich in einen trügerischen Individualismus abtauchen, nur sich selbst dienen, dem eigenen Geld, sich von endlosen Vergnügungen absorbieren lassen.» Er schenkte mir ein Glas heißen Cidre ein, seufzte und fuhr fort: «In anderen Teilen der Welt, anscheinend auch bei uns, wurde die Loslösung der Jugend aus düsterem Pessimismus geboren; kämpfende Völker würden sich ewig bekämpfen, korrupte Politiker für immer korrupt bleiben, die Menschen würden Verbrechen begehen, die Armen verhungern, und was hat es für einen Sinn, zu Wahlen oder auf die Straße zu gehen, zu diskutieren, Reden zu schwingen, Artikel zu schreiben – nur um vor einem schwarzen oder blutenden Fernsehbildschirm traurig zu werden, wenn sich nie etwas ändert? Ihr jungen Leute, ihr seid die Krise der Welt, ihr speist eure Energien nicht mehr in den Existenzantrieb ein, eure wilden, skeptischen Impulse, die es hier seit Anbeginn der Menschheit gab und die schmerzhaftesten Katastrophen und schönsten Gedanken gebaren, und die – daran ist nicht zu rütteln – die Kraft sind, die die Menschheit vorantreibt.»
    Ich dachte, merkwürdig, ein Parlamentsabgeordneter denkt genau das Gleiche wie Herr Ali Samimi vom Wassermelonenstand, er drückt das Ganze nur umständlicher aus. «Für wen sind Sie, Herr Chalidian?», fragte ich.
    «Ich bin nicht für die Globalisierung, wie du bereits vermuten kannst», lachte er. «Ich bin für eine Bewahrung der Kulturen. Ich bin für die Fähigkeit der Welt, sich selbst neu zu erfinden, aufzubauen und zu zerstören, Massenmorde an Minderheiten zu verüben und danach große Hoffnungen zu hegen, denn das ist der Kreislauf der menschlichen Natur. Er lebt vom Feuer der Kämpfe und vom kontinuierlichen Atem des Wandels. Und du und ich versuchen alles in allem das Beste zu tun, für uns selbst und für unsere Nächsten, um etwas zu bewirken, zu überleben und uns von den Stürmen erregen zu lassen, die uns jeden Morgen von neuem überraschen.»
    Meinte er, dass wir alle, um uns lebendig zu fühlen, kämpfen müssten? Ich war mir nicht schlüssig. Und was besagte es eigentlich, dass auch Muhammad vom Schwarzmarkt das Gleiche wie der Abgeordnete Chalidian zu denken schien? Und wenn er hinter all den Dingen, die er gesagt hatte, wie der Bewahrung der Kulturen und der Versöhnung mit der Natur der Welt, wirklich stand, was machte er dann in dieser Regierung, die jeden verfolgte, der seiner eigenen Natur folgte, und jeden, der anders war? Wie opportunistisch konnte ein Mensch sein? Er klopfte mir wieder auf die Schulter und führte mich zurück in den Salon. Ich wusste, gleich würde unsere Zeit auslaufen, also holte ich Luft und sagte: «Ich weiß nicht, ob Nilu es Ihnen erzählt hat, oder ob Sie überhaupt Zeit für solche Bagatellen haben, aber ich habe einen Nachbarn, der verhaftet worden ist. Ich habe schon lange Zeit nichts von ihm gehört, und ich würde ihm wirklich gerne helfen.» «Nachbar» sagte ich. Es gelang mir nicht, «Freund» zu sagen.
    «In welcher Angelegenheit?», erkundigte er sich.
    «Vielleicht verdächtigt man ihn irrtümlich, dass er Männer liebt.» Ich war verloren und befangen, hatte Angst, dass Nilu böse werden würde. «Haben Sie einen Rat für mich?»
    «Kein Zweifel, manchmal verschwinden Homosexuelle, mein junger Freund», entschuldigte er sich

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