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Der geheime Basar

Der geheime Basar

Titel: Der geheime Basar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Leshem
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mit beruhigender, tiefer Stimme. «Wenn du mir seinen Namen aufschreibst, werde ich gerne versuchen, etwas herauszufinden.»
    Ich war glücklich. Er reichte mir einen Füllfederhalter und einen kleinen gelben Zettel. Ich notierte, Babak Tiban, und kehrte froh in den Salon zurück.
     
    Später tobten Nilu und ich wie kleine Raubtiere in ihrem alten Schlafzimmer, das so geblieben war, wie es war, im Rosa eines heranwachsenden Mädchens, noch ohne jede Spur von Rebellion. Doch der Sex war wie ein Kampf oder ein Wettstreit, sie warf mich gegen die Tür, ergriff meinen Kopf, küsste mich glühend, quetschte mich, zerdrückte meine Lippen, bewegte sich übertrieben und fragte dann: «Wer kann uns aufhalten, Kami?» Ich zog sie aus, und sie holte eine Tüte Gras aus der obersten Schublade ihres alten Schreibtischs, rollte einen Joint, steckte ihn mir zwischen die Lippen, und ich zog daran. Sie ließ ihn von ihr zu mir wandern, wieder und wieder, und ich hatte ein extrem starkes Empfinden von Zusammensein, obwohl ich kein besonderes Gefühl im Körper, Kopf oder Blut hatte, auch nicht besonders erregt war. Ich streichelte ihr Gesicht, ihr glattes, schimmerndes Haar, sie flehte, es solle nie aufhören, doch es endete sehr schnell, und wir blieben umarmt auf dem Teppich liegen. Ich dachte, wir haben eine Kinderliebe, ich werde mich nach diesem Gefühl immer sehnen, wenn ich an sie denke. «Ich möchte das ganze Leben mit dir nackt bleiben», sagte ich und lachte plötzlich auf, «narkotisierte Kälber, das sind wir.»
    «Magst du ihn?», fragte sie.
    «Den Joint?»
    «Meinen Vater.»
    Ich hatte mich noch nicht entschieden, doch ich nickte. «Ich hoffe, er wird mir mit Babak helfen.»
    «Das hoffe ich auch», antwortete sie.
    «Ich habe mit ihm geredet. Er erinnert sich wohl nicht daran, dass du etwas zu ihm gesagt hast. Aber jetzt weiß er es, er hat es notiert.»
    «Du hast mit ihm geredet?», fragte sie aufgebracht. «Wieso redest du mit ihm über so etwas?»
    «Warum bist du denn böse?», erschrak ich.
    «Sag mal, Kami, bist du verrückt geworden? Das ist nicht fair, ihn da hineinzuziehen, ihn und seine Karriere, und dass du von mir verlangst, ihn zu gefährden», schimpfte sie. «Babak hat das Spiel gespielt und den Preis gekannt, wir alle wissen, was der Preis unserer Spiele ist, jeder von uns muss für sich selbst zahlen. Man muss nicht die anderen umbringen.»
    Es fühlte sich an wie ein Faustschlag. Ich dachte plötzlich, nicht ihren Vater fürchtet Nilu wegen Babak zu gefährden, sondern sich selbst. Nur sich selbst und ihre Karriere. Sie war berechnend. «Aber dein Vater hat gesagt, er würde helfen», wandte ich ein.
    Sie lachte. «Hast du noch nicht begriffen? Mein Vater weiß, was man sagt, und wann man es sagt. Er ist ein Überlebenstyp. Wie viele Menschen sind deiner Meinung nach bereit, für andere Menschen ein Risiko einzugehen? Willkommen auf der Welt. Das ist die hässliche Wahrheit.»
    Lieber hätte ich gezittert, doch ich erstarrte. Ein Haufen Glasscherben war ich, aber ich sammelte die Bruchstücke ein und zog mich an. Ich rang innerlich mit mir, ob ich zu diskutieren anfangen sollte, doch ich wusste, ich hatte keine Chance ihr gegenüber.
    Ich ging zum Parkplatz hinunter wie ein Hund, der durch den strömenden Regen wandert. Ich stieg ins Auto, und sie folgte mir und ließ den Motor an. Sie sagte etwas kühl: «Es ist in Ordnung, dass du so ein liebenswertes Küken bist, unter der Bedingung, dass es vorübergehend ist, das kann nicht so weitergehen.» Dann verstummte sie. Während der gesamten Fahrt schwiegen wir, wollten herausfinden, wer als Erster umfallen würde, wer wütender wäre. Als sie sich dem Argentina-Platz näherte, waren ihre Augen nass, und ich dachte, das ist ein Trick, sie muss die Nacht als Siegerin beenden. Alles nur Spiele bei ihr, ging mir durch den Kopf, aber mir war traurig zumute. Tränen flossen ihr über die Wangen, also sagte ich: «Wenn ich mich getäuscht haben sollte, dann tut es mir leid.» Sie bremste neben Herrn Nadschafians geschlossenem Kiosk. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Sie ließ die Hände zwischen die Knie fallen und schnaufte tief. Plötzlich schluchzte sie. Ihre Haarspitzen wurden von der Tränenflut durchnässt, die ihr Gesicht überströmte. Ein schmales, langes Gesicht, wie ein schwächlicher Vogel, und rote, kummervolle Augen. Ich erschrak. «Alles wird gut, Tschutschu», sagte ich, «nichts hat sich geändert, wir haben einander. Was ist denn los

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