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Der geheime Basar

Der geheime Basar

Titel: Der geheime Basar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Leshem
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befriedigende Lächeln. Und sie waren alle sehr sinnlich. Ich hatte noch kaum die Augen geöffnet, und schon suchte ich nach Zeichen, was all das für sie bedeutete. Sie strich mir über den Hals, eine kurze Berührung, und trat einen Schritt zurück, als wollte sie mich nicht erschrecken. Ihre Lippen waren blass. «Wir haben nicht über das Projekt gesprochen», sagte sie.
    «Welches Projekt?»
    «Hast du vergessen, dass ich deine Hilfe brauche?» Sie wurde ernst.
    «Ach so, klar, seit vierundzwanzig Stunden lässt du mich im Nebel tappen, ich habe schon ziemlich hohe Erwartungen entwickelt.»
    «Hast du Erfahrung damit, Autos zu bauen?»
    «Nein, wirklich nicht.»
    «Macht nichts, dann lernen wir es zusammen!», verkündete sie.
    «Ein Auto bauen?», fragte ich erschrocken.
    «Ich will in der nationalen Meisterschaft für 1800 Kubik antreten.»
    «In der Männerliga? Wie soll das gehen?» Ich stellte mich dumm.
    «Es geht», antwortete sie, doch ihre Kühnheit klang für mich eher zögernd.
    «Sie werden dich nicht lassen.»
    «Ich werde darum kämpfen, bei den Rennen anzutreten wie alle anderen. Aber diesmal will ich kein teures Auto von Papa, und ich möchte keines kaufen, ich muss allein eins bauen, so ist das bei den Profis, weltweit.»
    «Tut mir leid», entschuldigte ich mich, «ich habe nie ein Fahrzeug gebaut, ich hätte keine Ahnung, wo ich anfangen soll», und ich spürte, wie mein Gesicht in einem Ausdruck der Ohnmacht versteinerte. Es herrschte Stille. «Warum ich?», fragte ich dann.
    «Gefühlssache», erwiderte sie enttäuscht.
    «Einfach so, ohne Erklärung?»
    «Als dich Professor Tawassoli aufs Podium gezerrt hat und du schüchtern an die Tafel geschlichen bist, waren sich alle sicher, dass du keine Ahnung hast. Aber ich wusste, du würdest sie alle mit offenem Mund dastehen lassen.»
    «Das beweist gar nichts», winkte ich ab.
    «Und du hast nette Augen, du willst mir nichts Böses.»
    Ich wollte sie nicht gleich wieder verlieren. Also gab ich mir einen Ruck. «Komm, wir versuchen es», erwiderte ich in bemüht ermunterndem Ton, «lass es uns gemeinsam versuchen, montieren wir einen Wagen zusammen.» Ich versuchte, das skeptische Lächeln zu verschlucken, das sich meiner bemächtigen wollte, denn sie hatte schließlich keine Ahnung, dass ich Maschinenbau eigentlich gar nicht studieren wollte. Ich hatte mich dafür eingeschrieben, weil man das muss, wenn man in unserem Staat irgendwie zu Geld kommen will. Ich sagte zu ihr: «Versuchen wir es», nahm meinen Mut zusammen und streichelte ihre Schulter, überließ meine Hand der warmen Haut, kletterte zum Hals und zu ihrem kleinen Ohr. Am liebsten hätte ich geweint, so schön war es. Sie tätschelte meinen Arm. «Wir werden es zusammen lernen», sagte sie, «es gibt keine Erklärungen für solche Dinge, Kami, nur so ein Gefühl, du kannst schnell denken, und du bist aufmerksam und sensibel, wir werden Spaß miteinander haben. Ich habe dich gesehen und hatte das Gefühl, es wird gelingen.»
    Wir standen vor dem offenen Fenster in der dreißigsten Etage, über Feldern aus Beton und Smog, ein sorgloses Pfeifen vereinte alle Klänge der Großstadt in sich. Nilu fasste mich bei der Hand, ergriff sie zart, fast unmerklich. Die dicken weißen Kaktusblüten, die übers Geländer lugten, schlossen sich im Licht des anbrechenden Tages. Sie war wie ein kleines Mädchen, das mich einlud, Sandburgen mit ihr zu bauen, und es war möglich, dass der Augenblick verstreichen und sie kein Interesse mehr haben würde. «Wir fangen kommende Woche an», erklärte sie entschlossen, «ich besorge uns eine Garage hier nebenan, im Dorf Darakeh, wir richten uns eine Werkstatt ein, wir werden auch einen Sponsor finden, und du wirst alle Gewinne mit mir teilen, sollte es welche geben, darüber gibt es keine Diskussion, du Sturkopf. Und jetzt los, wir fahren dich zu deiner Tante, damit du nicht zu spät in die Uni kommst.»
    Ich bestand darauf, allein zu fahren. Sie hatte sich schon ein langes schwarzes Jackett übergeworfen und wickelte sich ein zerdrücktes Tuch um den Kopf. Ich lachte, es gefiel mir, sie verschlafen zu sehen. Nilu unterdrückte ein Grinsen und sagte: «Das ist nur von hier bis zur unterirdischen Parkgarage, niemand wird uns sehen, die Wagenfenster sind verdunkelt, komm schon, wir schinden noch ein bisschen Zeit für uns raus.»
    «Lass gut sein, ich komme allein zurecht. Ich werde jetzt gehen.»
    Wir umarmten uns. Ich stieg in den weißen Aufzug mit den rosa

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