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Der geheime Basar

Der geheime Basar

Titel: Der geheime Basar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Leshem
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Internet etwas von dir zu haben.» Und sie wirkte zufrieden, als habe sie das gehört, was sie zu hören erwartete, und sei nur in dieser Ecke ihres Herzens an der Unterhaltung interessiert. Doch als wir für einige Minuten verstummten, heiser vom Kampf gegen die wummernden Bässe, blieb ich verstört. Von ihrer Seite aus war es doch nicht logisch dazubleiben, auf den Traum zu verzichten, es war dumm. Durch siebzehn Rennen hatte sie sich hier seit ihrem Sieg in der Rallye durchgebissen, sechsmal auf der Tribüne gestanden, fünfmal auf dem ersten Platz, bald würden ihr die Herausforderungen ausgehen. Es war an der Zeit durchzustarten. Nach oben weiterzuklettern, solange das Feuer in ihr noch brannte. Denn wer war schon ehrgeiziger als sie? Irgendetwas passte da nicht zusammen. Vielleicht gefiel es ihr allzu gut, ein Symbol zu sein und Grenzen zu sprengen. Vielleicht war sie süchtig nach Machtkämpfen, und es war ihr recht, dass es hier so schwierig war, vielleicht fühlte sie sich bei diesen Schlachten sogar besser als im Auto auf der Rennbahn, es gab ihr jeden Morgen die Gelegenheit zu einem Frontalzusammenstoß, auf der Stelle getötet zu werden und mit größtem Fanatismus erneut auf die Füße zu fallen. Es war nicht fair, dass ich so über sie dachte.
    Den Großteil der Nacht dachte ich allerdings an Brüste. Ich sah eine Menge davon um mich herum, sie hüllten mich die ganze Zeit ein; augenfällig, wenngleich verborgen. Ich liebte das. Und sie waren schön. Die offenen Blusen, die leicht von einer Schulter glitten, der großzügige Ausschnitt – sich anschmiegen, sie anbeten musste man. Weshalb sollten sie nicht in ihrer ganzen Schönheit zu sehen sein? Große, kleine, stehende, hängende, die Sinne liebten sie alle. Und aufgerichtete Brustwarzen besonders. «Das Kaspische Meer ist ziemlich verschmutzt», sagte ich zu Nilu, um von meinen umherirrenden Blicken abzulenken. «Abwässer, Chemikalien, es ist traurig.» Ich wollte die festen Brüste eines Mädchens, ich wollte die reifen Brüste einer starken Frau. Vor allem wollte ich Brüste, die nicht perfekt waren, nicht völlig symmetrisch. Echt wie die Adamstöchter, die sie trugen. Was ist so hinreißend an der Berührung zweier hängender Hautsäcke mit Brustwarzen? Ein unerklärliches Vergnügen. Ich konnte mich nur hypnotisieren lassen in dieser Nacht am Strand, von den Formen und Bewegungen, von der Kälte und den Blicken, fähig, wahnwitzige Dinge zu tun, mir jedoch auf die Lippen zu beißen und im Rhythmus der Herzschläge zu atmen. Sie gingen an mir vorbei, Mädchen, die sich ihrer Macht bewusst waren, sie machten mich verrückt, in Stiefeln und schwarzen Strümpfen, streiften mich wie aus Versehen, wegen des Gedränges. Wenn Amir diese Dinge gesehen hätte, dachte ich, wenn er sie nur ein einziges Mal gesehen hätte, würde er seine Experimente und den Unsinn aufgeben, mich anrufen und brüllen: «Ich komme, ich bin sofort mit dabei!» Und vor lauter Brüsten hörte ich auf, mich vor dem ersten Mal zu fürchten. Ich würde wissen, was zu tun war, wie ich in sie eindringen, wie ich in jedes Stückchen ihres Körpers beißen würde. Jemand schrie: «Dance ist meine Religion!» Und ich konnte nicht länger warten, ich musste einfach, füllte meine Lungen mit der feuchten Luft und stand auf, zog sie an der Hand und sagte: «Komm, ich muss mit dir allein sein.» Nilu strahlte. Und wir rannten los, Hand in Hand, zwischen den verstreuten Körpern auf der Düne, rannten selig zu unserer privaten Zuflucht. Nilu führte mich ins Bad und drehte den Wasserhahn auf, dimmte das Licht und zog mich aus. Ich küsste sie heftig, damit sie mich nicht zu genau ansehen und meine Makel entdecken würde. Ich zog sie aus, und wir küssten uns unaufhörlich, bis das Wasser schon kalt geworden war. Sollte ich die Zunge in sie hineinstecken? Oder ihre Zunge zu mir ziehen? Sollte ich kreisen und sie innen verrückt machen, oder war es besser langsam? Wie konnte man das wissen? Meine Hände waren kaum zu bändigen, suchten fieberhaft danach, was ihr gefiel, befürchteten, nicht zu treffen, wollten jedem Streifen der duftenden, schweißüberströmten Haut Linderung verschaffen. Irgendetwas würde ihr schon gefallen.
    Wir waren nicht müde. Nur benebelt. Wir lagen hingegossen auf den tiefen grauen Teppichen zu Füßen des Bettes, spähten aus den großen Fenstern hinaus, bis sie ihre Brüste an die beschlagene Glasscheibe quetschte, damit die Welt es sähe. Ich ließ meine Zunge

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