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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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zwischen ihre Finger, drehte sich um und sprang wieder vor ihr her. Mit einem Winken lockte er sie mit sich. Ein eifriges Lachen giggerte aus seiner Kehle, während er Blätter aufsammelte und kleine Bäume ausriss, während er alles in Gold verwandelte und Fina in die Hände drückte. »Das ist alles für sie! Für sie! Für sein wunderschönes Weibchen!« Er fing an zu singen und zu hüpfen, drehte sich um sich selbst und suchte die schönsten Pflanzen, die er finden konnte.
    Bald konnte sie das Gold kaum noch halten, musste es auf ihren Armen zusammenraffen und aufpassen, dass nichts herunterfiel.
    »Nur seinen Goldzauber besitzt er, um die Gier der Menschen zu zähmen, um sie zu befriedigen, zu kaufen und abzulenken.« Er kicherte, riss weitere Zweige von den Bäumen und legte sie in Finas Arme.
    Er wollte sie kaufen! Das war es! Ihre Liebe, ihren Körper!
    »Alles geben die Menschen für sein Gold, sogar ihre Kinder versprechen sie einem dafür.« Seine Augen blitzten.
    Der Alte sprach von ihrer Mutter! Was hatte sie Fina erzählt? Das Männlein hatte sie mit goldenen Blättern und Stöckchen überhäuft, bis sie glaubte, all ihre Probleme damit lösen zu können – und dann hatte er sie um ein klitzekleines, absurdes Versprechen gebeten.
    Das Gold auf Finas Armen wurde schwer, wollte sie in die Knie zwingen. Mit einem schnellen Entschluss bückte sie sich und legte die Goldpflanzen auf den Boden. »Das Gold bedeutet ihr nichts.« Sie richtete sich langsam auf.
    Der Wicht blieb stehen, musterte sie mit zusammengekniffenen Augen.
    Fina zwang sich, seinem Blick standzuhalten. Ganz von allein formte sich eine Erklärung auf ihren Lippen: »Gold und Geld war das Einzige, was sie immer im Überfluss besaß. Deshalb weiß sie, dass es nicht glücklich macht. Dass es die Liebe nicht ersetzt und die Einsamkeit nicht heilt.«
    War das die Antwort, die er hören wollte? Oder eine Antwort, mit der sie sich in Gefahr brachte? Fina wusste es nicht.
    Der Geheime blinzelte – fast schien es ihr, als würden seine Augen feucht schimmern. »Sie ist ein so kluges Weibchen.« Seine Stimme klang brüchig. Er blinzelte noch einmal, wandte sich hastig nach vorn. Seine Schritte waren ruhiger, als er weiterging. Sein Daumen hatte aufgehört zu glühen, und er zupfte keine Zweige mehr von den Bäumen.
    Das Gold ließen sie einfach liegen.
    Plötzlich fiel Sonnenlicht vor ihnen auf den Waldboden. Fina folgte den Strahlen, erkannte die Sonne hinter den Baumstämmen, die sich vor ihnen auf ein weites Feld öffneten.
    Weiter hinten entdeckte sie ein Haus, ein Menschenhaus.
    Fina schluckte. Hatten sie wirklich das Ende seines Gebietes erreicht? Lag dort hinter den Bäumen tatsächlich ihre Welt, nur ein paar Schritte entfernt?
    Der Geheime blieb stehen, drehte sich zu ihr um und strahlte über das ganze Gesicht. »Ein schöner Platz für ein Picknick, meint sie nicht?« Er winkte Mora, deutete auf den Waldboden. »Bereite es alles vor!«
    Fina fühlte sich wie in Trance. Mit langsamen Schritten ging sie zum Waldrand, blickte auf das weite Land hinaus. Es war kein brauner, winterlicher Acker, der vor ihr lag. Zwar war es noch immer so kalt, dass sich Wölkchen aus ihrem Atem formten – aber auf dem Feld vor ihr wuchs Gemüse. Die Sonne brachte die Tautropfen auf den dunkelgrünen Kohlblättern zum Funkeln. Grünkohl – und Wirsing. Wintergemüse.
    Fina lief das Wasser im Mund zusammen. Nur einmal etwas anderes essen als Fleisch, Kartoffeln und Buchweizenfladen. Sie ging auf das Gemüse zu, trat aus dem Wald hinaus – und erstarrte.
    Das Feld vor ihr war verschwunden. Plötzlich stand sie in einem dichten Kiefernwald, soweit das Auge reichte. Fina schnappte nach Luft.
    »Das ist sein Tarnkreis.« Der Geheime trat hinter sie in den Kiefernwald. Seine Stimme säuselte. »Sie kann hinausblicken. Aber wenn sie ihn verlassen will, kehrt sie auf der anderen Seite in ihn zurück.«
    Fina wirbelte herum. Ihr Blick fiel an dem Geheimen vorbei, dorthin, wo eben noch Mora das Picknick vorbereitet hatte – er war verschwunden. Stattdessen erstreckte sich ein anderes Feld vor ihr, ein brauner, lebloser Winteracker.
    »Ich wollte nur Gemüse«, stammelte Fina.
    Mora war verschwunden! Sie war allein mit dem Herrn!
    Der Geheime entblößte seine riesigen Zähne zu der grausigen Grimasse, die sein Lächeln sein sollte.
    Fina senkte den Blick, erkannte nur vage, wie sich seine Hand nach ihr ausstreckte.
    Sie war mit ihm allein!
    * * *
    Die Demut des

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