Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
Vom Netzwerk:
heucheln: »Gerne.« Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    »Dann komme sie mit.« Der Wicht fasste nach ihrer Hand, zog sie hinter sich her wie ein verliebter Schuljunge. Er führte sie zu einer Stelle im Wald, an der es noch nicht einmal einen Pfad gab. Nur wenn sie genauer hinsah, erkannte sie, dass das Laub eine schmale Rille bildete, als würde gelegentlich jemand hier entlanggehen.
    Die Stelle, an der er schließlich stehen blieb, war beinahe genauso unauffällig. Erst als er sich hinhockte und mit den Händen Laub zur Seite schaufelte, erkannte sie, dass die braunen Blätter an dieser Stelle bröseliger waren als anderswo. So als würden sie hier häufiger durchwühlt.
    Unter dem Laub kam eine Holzluke zum Vorschein.
    Finas Herzschlag flatterte, als der Geheime die Luke öffnete. Er stieg vor ihr ein paar Stufen ins Dunkel, nahm eine Öllampe, die dort unten an einem Haken hing, und kurze Zeit später schien gelbliches Licht zu ihr herauf.
    Der Wicht sah zu ihr hoch, bedachte sie mit einem spöttischen Grinsen. »Sie sagt, Gold würde ihr nichts bedeuten?«
    Fina fühlte, wie sie in Schweiß ausbrach. Sie hatte einen Fehler gemacht. Jetzt führte er sie in seine unterirdische Folterkammer, weil sie sein Gold abgelehnt hatte.
    Sie musste fliehen, weglaufen, zurück zu Mora und dann hinaus aus dem Tarnkreis. Wenn sie nur Salz hätten, wenn es irgendeine Chance gäbe …
    Der Geheime kniff die Augen zusammen. »Wenn Gold ihr nicht wichtig ist, wird ihr dieser Anblick sicher auch nichts bedeuten.« Er winkte sie zu sich.
    Fina fing an zu zittern. Sie hatte keine Wahl. Sie musste ihm folgen – und konnte nur hoffen, dass es keine Falle war. Zögernd kletterte sie in das Loch hinab, konzentrierte sich auf die Sprossen der schmalen Leiter und hörte, wie der Wicht unter ihr hin und her sprang. Es wurde immer heller. Auf der hölzernen Wand, an der sie hinabkletterte, reflektierte ein gleißender, goldfarbener Schimmer.
    Schließlich stand sie auf festem Boden. Fina drehte sich um, stellte sich auf das hässliche Gesicht des Wichtes ein und gab einen unkontrollierten Laut von sich.
    Alles um sie herum war aus Gold. Sie befand sich in einer Schatzkammer, in einer Goldhöhle. Der Ort erinnerte ein wenig an die Erdhöhle, in der Mora gelebt hatte, nur dass diese so groß war, dass der hintere Teil in völliger Dunkelheit verschwand. Bis dorthin war alles überfüllt mit Gold: Berge von goldenen Zweigen, Bäumchen, Blättern und Gräsern. Dazwischen gab es goldene Steine in allen Formen und Größen. Erst auf den zweiten Blick fielen Fina die vielen Öllampen auf, die der Geheime im vorderen Teil an den Wänden angebracht hatte, so, als wollte er seine Sammlung in besonders eindrucksvolles Licht setzen.
    »Gefällt es ihr?« Der Alte klang scheinheilig.
    Fina musste lachen, ein hysterisches, unkontrollierbares Lachen. Was sollte sie darauf sagen? Eine ehrliche Antwort? Was wollte er hören?
    Endlich konnte sie ihr Lachen zügeln, brachte wenigstens ein paar Worte heraus. »Es ist beeindruckend«, stammelte sie. »Es sieht schön aus.«
    Der Wicht grinste sie an. »Möchte sie es haben?«
    Fina wich seinem Blick aus. Sie wusste nicht, worauf er hinauswollte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ehrlich zu antworten. »Nein. Sie möchte es nicht. Sie hat doch schon erwähnt, dass die Liebe ihr mehr bedeutet.« Plötzlich dachte sie an Mora, konnte es bei diesen Worten nicht vermeiden.
    Sie biss sich hastig auf die Lippen. Hatte sie sich verraten?
    Der Geheime stieß ein wohliges Schnurren aus und schloss die Augen. Offensichtlich hatte er es auf sich bezogen. »Sie ist so ein gutes Weibchen.«
    Fina schauderte. Plötzlich fiel ihr Blick an ihm vorbei auf etwas, das weiter hinten lag, in den Schatten, die von dem Schein der Öllampen kaum berührt wurden. Es hatte die Form eines Menschen, nein, die Form von zwei Menschen – und wirkte doch unvollständig.
    Wie in Trance trat Fina an den Rand des Schattens und blickte in die Tiefe der Höhle. Ein eiskaltes Frösteln glitt über ihren Rücken. Dort hinten lagen zwei goldene Skelette. Daneben erkannte sie die Konturen von Käfigen – die gleichen Käfige wie der, in dem der Herr Mora eingesperrt hatte. Nur dass es dort hinten mindestens vier oder fünf von ihnen gab.
    Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, konnten endlich bis zum Ende der Höhle sehen. Ganz hinten schien es wieder heller zu werden – fast so, als würde dort etwas liegen, was das schwache Licht

Weitere Kostenlose Bücher