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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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Kindheit. Es war nur ein ganz kleines Känguru, damit es ins Gepäck passte. Dennoch war ihre Mutter irgendwann der Meinung gewesen, dass sie kein Kuscheltier mehr brauchte.
    Kängu war das Erste gewesen, das sie zu ihrer Großmutter geschickt hatte, vielleicht sogar der Grund, warum sie überhaupt auf diese Idee gekommen war.
    Finas Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihre Hand um das Tierchen schloss. Nur sein Kopf schaute heraus, als sie es an sich drückte. Mit verschwommenem Blick streifte sie über ihre anderen Schätze: gebastelte Döschen und selbstgenähte Tiere, alte Fotoalben und ihre schönsten gemalten Bilder, die ihre Großmutter an den Wänden aufgehängt hatte. Auch ein paar Fotografien waren darunter, eine Landschaftsaufnahme von jedem Ort, an dem sie in den letzten fünf Jahren gelebt hatte.
    Wenn man alles abzog, was sich kaufen und ersetzen ließ, war offenbar nur noch das von Wert, was man selbst erschaffen hatte – und die wenigen Dinge, die man wirklich liebte.
    Fina wollte ihre Schätze nicht näher betrachten, nicht jetzt. Stattdessen packte sie ihren Rucksack und ihr Paket aus, dekorierte den Boutis auf ihrem Bett und blätterte durch ein paar ihrer Lieblingsbücher, die sie fast verloren geglaubt hatte. Fantasybücher. Ein trauriges Lächeln glitt über ihr Gesicht, während sie daran dachte, wie oft ihre Mutter ihr Lieblingsgenre angefeindet hatte.
    Vielleicht las sie es gerade deshalb am liebsten.
    Schließlich hörte sie Musik mit ihrem MP3-Player und las zum ersten Mal seit langem die Songtexte in den Booklets ihrer CDs.
    Es war noch früh, als sie ins Bett ging. Aber sie lag noch lange mit offenen Augen unter ihrer Bettdecke, das kleine Känguru fest an sich gedrückt.
    Es war schon erstaunlich, wie die Kindheit einen mit einem Schlag einholte, gerade in dem Moment, in dem man ihr endgültig den Rücken kehren wollte.
    Im Flur klingelte das Telefon. Fina lauschte dem Klappen der Wohnzimmertür und gleich darauf der Stimme ihrer Großmutter. Sie konnte nur ihren Tonfall verstehen, distanziert und verhalten, so als wäre es ein unangenehmes Gespräch.
    Fina richtete sich auf. Ihre Mutter! Wer sonst sollte es sein?
    Nur wenige Minuten später klopfte ihre Großmutter an die Tür und kam herein. »Schläfst du schon?«
    Fina schüttelte den Kopf.
    »Das war deine Mutter.« Oma Klara kam näher. »Ich habe ihr gesagt, dass ich nichts von dir gehört habe, dass ich überhaupt noch nie etwas von dir gehört habe, seit ihr damals bei uns wart. Ich denke, sie hat es mir geglaubt.«
    Rübezahl kam hereingewirbelt und blieb schwanzwedelnd vor Finas Bett stehen.
    Ihre Großmutter ignorierte ihn. »Nur eins ist seltsam …« Sie setzte sich auf die Bettkante. »Irgendjemand scheint wirklich hinter dir her zu sein. Deine Mutter denkt, dass du auf dem Weg zu dem Pferd entführt wurdest.«
    Fina schnappte nach Luft. »Das denkt sie? Aber! Ich hab ihre Kreditkarten mitgenommen und meinen Pass. Ihren hab ich versteckt. Das muss sie doch gemerkt haben – das hätte ich doch nicht getan, wenn ich entführt worden wäre.«
    Oma Klara zuckte die Schultern. »Vielleicht war sie zu aufgeregt, um das Verschwinden der Papiere zu bemerken. Sie ist noch in Frankreich. Da hat sie ihren Pass vielleicht noch gar nicht vermisst. Außerdem hat sie wahnsinnige Angst um dich, Fina.« Die Stimme ihrer Großmutter geriet ins Wanken. »Es war nicht leicht, sie anzulügen. Sie war gerade so aufgelöst, dass ich ihr am liebsten alles erzählt hätte.«
    Fina schloss die Augen. Das alles konnte nicht wahr sein. Hatte diese Flucht denn niemals ein Ende? »Und hat sie auch gesagt, wer mich ihrer Meinung nach entführt hat?«
    Das Kleid ihrer Oma raschelte, als sie den Kopf schüttelte. »Nein. Das hat sie nicht gesagt. Aber es schien mir, als wäre sie nicht allein. Ich habe gehört, wie jemand versucht hat, sie zu beruhigen.«
    Ein eisiges Frösteln zog durch Finas Körper. »Mein Vater! Dann war er bei ihr. Dann stecken die beiden wirklich unter einer Decke.«
    Ihre Großmutter blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit. »Ja, das scheint so. Aber jemand anderes verfolgt dich. Vielleicht wäre es besser, wenn wir morgen deine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du hier bist. Nur die beiden wissen, was wirklich vorgeht.«
    Fina legte sich wieder hin und zog die Decke über ihre Ohren. »Ich gehe auf keinen Fall zurück zu diesen Betrügern! Eher ändere ich meinen Namen, trage Kontaktlinsen und lasse mir eine

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