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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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Promenadenmischung mit dickem Bauch und kurzen Beinen.
    »Und zu allem Überfluss hat das ganze Dorf über uns getuschelt, über das Pech meines Mannes und seine schlimme Spielsucht, über die Putzfrau des Dorfes, die es so schwer hatte, über unsere Mühle, die immer mehr in sich zusammenfiel, und nicht zuletzt über das arme Mädchen, das die alte Kleidung ihrer Nachbarinnen auftragen musste.«
    Fina schluckte. Das arme Mädchen war ihre Mutter!
    »Susanne hat sich immer sehr für uns geschämt. Wegen unserer Armut hatte sie keine Möglichkeit, ihr Abitur zu machen, und musste stattdessen schnell eine Ausbildung anfangen, obwohl sie eigentlich so gerne studieren wollte. Aber dann hat sie einen reichen Diplomatensohn kennengelernt und sich in ihn verliebt.«
    Fina horchte auf. »Welchen Diplomatensohn?«
    Ihre Großmutter neigte den Kopf. »Deinen Vater natürlich.«
    »Meinen Vater?« Fina starrte sie überrascht an. »Ein Diplomatensohn?«
    Oma Klara nickte langsam. »Hat sie dir das nie erzählt? Das sieht ihr ähnlich. Sie hat auch vor mir ein großes Geheimnis aus ihm gemacht. Ich musste mir immer an den eigenen Fingern abzählen, dass in ihrem Leben etwas Dramatisches vorging.« Ihre Großmutter hob ihre Tasse hoch und trank einen Schluck von ihrem Tee, ehe sie weitererzählte. »Aber irgendwann habe ich herausgefunden, wer sie so durcheinanderbrachte: Dein Vater ist nicht nur ein Diplomatensohn – er war selbst in der Diplomatenausbildung, als sie ihn kennengelernt hat. Wenige Jahre später ist er wohl auch als Diplomat berufen worden. Leider habe ich ihn nie persönlich getroffen. Etwa zu der Zeit, als das mit ihm anfing, hat Susanne sich von uns abgewandt.« Ein bitterer Unterton schwang in ihrer Stimme mit. »Selbst von ihrer Hochzeit habe ich erst viel später erfahren.«
    Finas Gedanken begannen zu rasen. Ihr Vater war ein Diplomat. Und ihre Mutter hatte immer schon ein Geheimnis aus ihm gemacht. Was bedeutete das? Konnte das der Grund sein, warum sie vor ihm flohen? War er am Ende vielleicht ein Geheimagent, und es wäre gefährlich, mit ihm zusammenzuleben?
    Fina schauderte. Vielleicht hatte sie ihren Eltern unrecht getan. Vielleicht gab es doch eine Erklärung für den Betrug.
    Möglicherweise war in Wirklichkeit auch jemand anderes hinter ihr her – ein Feind ihres Vaters. Und sie durfte die Wahrheit nicht erfahren, weil sie dadurch in noch größere Gefahr geriet.
    Fina fühlte, wie sie blass wurde. »Meinst du, dass wir deshalb geflohen sind? Weil er Geheimagent ist oder so?«
    Sie hatte ihrer Oma bereits die ganze Geschichte erzählt, den ganzen Betrug und den Grund ihrer Flucht. Aber ihre Großmutter hatte immer wieder die Stirn in Falten gezogen und gesagt, dass sie die Zusammenhänge wirklich nicht verstehen könne. Sie hatte erzählt, wie sie jedes Mal über Finas Tagebüchern gerätselt hatte, weil sie kaum noch etwas von Susanne wusste.
    Erst jetzt schien sich das Rätsel zu lichten.
    Oma Klara blickte sie mit weiten Augen an. »Du meinst, dass ihr in Wirklichkeit von jemand anderem verfolgt werdet?«
    Fina zuckte die Schultern. Ihr Hals wurde trocken. »So in der Art.«
    Ihre Großmutter schlug die Hände vor den Mund. »O mein Gott.« Sie blickte zum Fenster, als würde der Entführer bereits dort draußen lauern.
    Fina folgte ihrem Blick und fröstelte.
    Vor dem Fenster war niemand. Nur der dunkle Waldrand, nicht einmal zehn Meter entfernt.
    Rübezahl träumte, er stieß ein leises Jaulen aus, und seine kurzen Beinchen zuckten im Schlaf, als würde er draußen herumrennen.
    »Vielleicht hat sie deshalb auch den Kontakt zu euch abgebrochen.« Fina flüsterte. »Weil sie euch nicht in Gefahr bringen wollte. Und erst, als Opa im Sterben lag, ist sie doch hierhergekommen, um ihn noch einmal zu sehen.«
    Ihre Großmutter riss ihren Blick vom Fenster los. »Himmel, Fina! Du könntest recht haben! Deshalb hatte sie damals auch solche Angst. Als ihr hier wart, da kam sie mir fast schon paranoid vor. Immer hat sie die Türen verriegelt und aus dem Fenster gestarrt. Bis sie bei Nacht und Nebel wieder mit dir verschwunden ist. Danach habe ich erst wieder von euch gehört, als du mit diesen Tagebüchern angefangen hast.« Oma Klara schloss für einen Moment die Augen. »Und wir haben all die Jahre geglaubt, dass sie sich für uns geschämt hat. Dein Vater war ihre Eintrittskarte in die Welt der Reichen und Gebildeten – und wir waren uns sicher, dass wir ihr peinlich waren. Vor allem Klemens

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