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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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den Schlamm, bis die Luft in ihren Lungen erschöpft war. Sie wollte einatmen, riss den Mund auf. Schlamm strömte herein und ließ sie würgen. Ihre Nase saugte die letzte Luft, ihr Körper wand sich, wollte sich übergeben und atmen.
    Jemand griff unter ihre Arme, die Moosranken zerrissen und gaben sie frei. Sie würgte und röchelte, hustete den Schlamm aus ihrem Hals, der mit jedem Atemzug zurück in ihren Rachen flatterte.
    Der Fremde hockte hinter ihr auf dem Pfad, sie fühlte seinen Oberkörper an ihrem Rücken, spürte seine Wärme, seine Arme. Sie konnte seine Beine sehen, die neben ihr knieten.
    Er hatte ihr das angetan! Wut schäumte in ihrem Bauch auf. Plötzlich gab der Schlamm ihre Kehle frei. Sie drehte sich um und schrie ihn an, kreischte die Panik aus ihrem Körper und schlug auf ihn ein. Immer heftiger trommelte sie die Fäuste auf seine Schultern, wollte ihm weh tun, ihn verletzen, verjagen.
    Doch er saß ruhig da, als würde er kaum etwas merken. Er wehrte ihre Schläge nicht ab, versuchte nicht einmal, sie festzuhalten. Erst als sie heulend zusammensackte, legte er die Arme um ihren Körper und hob sie hoch.
    Ihr Gesicht berührte seine Schulter. Sie atmete seinen Geruch, fühlte die Bewegung seiner Muskeln, während er sie wegtrug. Die Wärme seiner nackten Haut beruhigte sie. Es war nichts Fremdes daran, ihm so nah zu sein. Nichts Unheimliches und nichts Falsches.
    Er war sichtbar geworden. Sie war nicht verrückt. Es gab ihn wirklich!
    Fina drückte ihr Gesicht dichter an seinen Hals, schloss die Augen und lauschte seinem Atem.
    Sie lebte noch! Schwärze umfing sie und zog sie in die Ohnmacht.

9. Kapitel
    F ina erwachte, weil etwas ihre Wange berührte. Sie brauchte einen Atemzug lang, ehe sie verstand, dass jemand darüber streichelte. Doch es fühlte sich schön an, jagte ein warmes Kribbeln durch ihre Haut, das ihr vertraut vorkam.
    War sie in ihrem geheimen Traum? Konnte sie sich endlich daran erinnern? Sie wollte die Augen öffnen, wollte sehen, wer bei ihr war. Aber der Schlaf drückte noch zu schwer auf ihre Lider.
    Plötzlich erinnerte sie sich an den Unsichtbaren. Langsam gelang es ihr, die Augen zu öffnen. Er sah sie an, ganz nah war sein Gesicht vor ihr. Sein Blick erschien warm, fast so, als würde er sie schon lange ansehen.
    Fina zuckte zusammen. Hastig wich er vor ihr zurück, ging auf die Knie und senkte den Kopf.
    Sie lag wieder auf seinem Lager in der Höhle. Es war weich unter ihr. Doch dieses Mal klebte die nasse Kleidung noch an ihrem Körper. Ganz leise schlugen ihre Zähne aufeinander, ihre Muskeln bebten, und nicht einmal das Feuer half, die Kälte zu vertreiben. Fina kauerte sich zusammen und umklammerte ihre Beine mit den Armen.
    »Sie muss sich ausziehen.« Der Fremde flüsterte. »Sie muss warm werden, sonst wird das Fieber sie holen.«
    Fina starrte ihn an. Sie sollte sich ausziehen, damit sie warm wurde. Wahrscheinlich hatte er recht. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er sie beim letzten Mal entkleidet hatte.
    Sie räusperte sich und versuchte, einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen. »Dann musst du so lange rausgehen.«
    Er kräuselte verständnislos die Stirn.
    »Du sollst mir nicht zusehen.« Fina versuchte es noch mal. »Geh bitte nach draußen.«
    Er nickte und sprang auf, lief um das Feuer herum und wollte gerade in dem Tunnel verschwinden.
    »Nein! Warte!« Fina hielt ihn auf, wartete, bis er sich zu ihr umdrehte. »Hast du noch was anderes zum Anziehen?«
    Er starrte sie kurz an. Dann nickte er wieder und ging zu einer kleinen Holztruhe, die an der Höhlenwand stand. Er holte etwas heraus und brachte es ihr.
    Es war ein Kleidungsstück aus Leder. Fina faltete es auseinander und erkannte, dass es genauso geschnitten war wie das Tuch, das er um seine Hüfte trug.
    Für ihn mochte das ausreichend sein.
    Sie wollte nicht unverschämt werden. Dennoch fragte sie vorsichtig nach: »Hast du vielleicht noch was für …« Sie machte eine kreisende Bewegung vor ihrer Brust und ihrem Bauch. »… für oben?«
    Er wich ihrem Blick aus und nickte hastig. Wieder holte er ein ledernes Kleidungsstück aus seiner Truhe. Er verneigte sich tief vor ihr, während er es überreichte.
    Fina fragte sich ein weiteres Mal, warum er so unterwürfig war. Er war groß, kräftig und ihr körperlich um einiges überlegen.
    Noch in der Verbeugung trat er einige Schritte zurück, richtete sich langsam auf und hielt nur noch seinen Kopf gesenkt. Fina hielt den Atem an. Seine

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