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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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hatte. Als wir die fünf Sprints beendet hatten, hängte er noch weitere fünf dran, bevor wir auf dem Zahnfleisch in den Umkleideraum kriechen durften.
    »Es war eine Falle«, sagte Gielen entschuldigend, als wir unter der Dusche standen. »Er hat unsere Entschlossenheit auf die Probe gestellt. Er wollte, dass wir vom Spielfeld gehen und es uns leicht machen. Heute haben wir ihm gezeigt, dass wir bereit sind, alles oder noch mehr zu tun, um zu gewinnen. Glaubt mir, heute haben wir ein paar Punkte gesammelt.«
    Damit lag er vermutlich richtig, und vielleicht hatten wir tatsächlich ein paar Bonuspunkte gesammelt, doch es war schwer, sich nicht mies zu fühlen, wenn man dafür seine halbe Lunge auf dem Spielfeld gelassen hatte. Als wir schließlich aus dem Umkleideraum humpelten, waren die Lichter im Büro des Trainers bereits ausgeschaltet, und er war längst gegangen, wahrscheinlich mit einem dicken fetten Grinsen im Gesicht. Der Bastard hatte genau das getan, was mein Großvater immer predigte: Er hatte uns mit Freundlichkeit besiegt.

26
     
    »Ich bin in zehn Minuten bei dir«, sagte Dalton. Es war kurz nach sieben, und er hatte mich endlich zurückgerufen. »Warte draußen auf mich. Ich komme mit dem Auto.«
    »In deinem Auto?«, sagte ich. »Wo fahren wir denn hin? Ich muss heute Abend noch jede Menge lesen, und ich wollte dir von New York erzählen und von meinen Gesprächen mit den Theologieprofessoren.«
    »Wir reden im Auto darüber«, sagte er. »Ich glaube, wir werden heute Abend Abbott finden – oder das, was von ihm übrig ist. Also halte dich bereit, ich bin gleich bei dir.«
    Bevor ich noch weiter protestieren konnte, hatte er den Hörer aufgelegt.
    Ich zog meinen dicken Mantel an und machte mich auf den Weg zum Hauptportal. Das Wetter hatte sich geändert; mittlerweile war es nicht mehr kühl, sondern richtig kalt geworden. Wollmützen und Schals waren scharenweise ausgerückt. Der Wind beugte die nackten Bäume ineinander und wirbelte die toten Blätter und zerknitterten Papierverpackungen zu einem hektischen Tanz empor. Der Himmel hatte jenen zornigen Ausdruck angenommen, mit dem er einen Schneesturm ankündigte, und obwohl es erst November war, scherten die Stürme in Boston sich wenig um Wetterfrösche und Vorhersagen. Sie folgten ihrem eigenen Kalender.
    Dalton fuhr im Aston vor, als ich gerade aus dem Por tal trat. Er trug einen dicken schwarzen Rollkragenpullover und einen Schafsfellmantel. Ich sprach mein übliches Gebet, bevor ich auf den Beifahrersitz sprang. Kaum hat te ich die Tür geschlossen, als er auch schon mit kreischenden Reifen anfuhr, während die Fußgänger zur Seite sprangen, als sie das Röhren des Motors hörten.
    »Verrätst du mir, wohin wir fahren?«, fragte ich, nachdem wir eine Reihe dunkelgelber Ampeln überfahren hatten.
    »Rhode Island.«
    »Rhode Island?«, rief ich. »Hast du den Verstand verloren? Halte sofort den Wagen an! Ich werde heute Abend auf gar keinen Fall nach Rhode Island fahren!«
    Dalton trat nur noch fester aufs Gaspedal, und wir schossen durch die schmalen Gassen, bevor wir schließlich die Anderson Bridge erklommen und an den Sportanlagen von Soldiers Field vorbeijagten. Er schaltete das Radio ein, als wäre kein einziges Wort von dem, was ich gesagt hatte, bei ihm angekommen. Ich stellte das Radio wieder ab.
    »Wirst du mir jetzt erklären, was hier vorgeht?«, sagte ich.
    »Wir sind auf dem Weg zum alten Abbott-Anwesen in Newport«, sagte er. »Bis dahin ist es nur eine Stunde, vielleicht weniger, wenn wir nicht in dichten Verkehr geraten.«
    »Und was machen wir dort?«, fragte ich.
    »Ein paar Ausgrabungen.«
    »Verdammt, Dalton, spinnst du jetzt völlig? Was meinst du mit Ausgrabungen?«
    Er deutete mit dem Daumen über die Schulter, und ich drehte mich um und sah zwei Schaufeln, die gerade so auf die Rückbank passten.
    Dann sagte er: »Ich habe gestern ein paar Anrufe getätigt, während du in New York herumgelaufen bist, worüber wir uns übrigens immer noch unterhalten müssen, und ich habe ein paar interessante Dinge über das Anwesen der Abbotts herausgefunden. Die Abbotts bewohnten eines der größten Herrenhäuser in Newport; sie hatten es von einer Familie aus Philadelphia gekauft, die ihr Vermögen mit Kohle gemacht hatte. Dort lebten sie während der goldenen Jahre des Gesellschaftslebens in Newport, als all die großen Namen wie die Astors, Vanderbilts und Dukes den Sommer in ihren so genannten Sommerhäuschen verbrachten.

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