Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
Vom Netzwerk:
Ende des Gedichts. Doch Strawbridge war im Juli gestorben, und ich hatte meine Zweifel, ob das Wasser mitten im Sommer so eisig gewesen sein konnte, wie es das Gedicht andeutete. Es gab eine einfache Methode, ihn auszuschließen. Ich meldete mich an einer der Datenbanken von Harvard an und gab Strawbridges Namen in der Alumnisuche ein. Binnen Sekunden hatte ich meine Antwort. Randolph Malcolm Strawbridge hatte niemals in Harvard studiert, weshalb er auch nie Mitglied des Delphic Clubs war. Ich war wieder an meinem Ausgangspunkt, als ich an jenem Nachmittag die Robinson Hall verließ, aber zwei Dinge wusste ich sicher. Dieses Gedicht zu deuten würde wesentlich schwieriger werden, als Dalton oder ich es zu Anfang geglaubt hatten. Und die Altehrwürdigen Neun erwiesen sich als würdige Nemesis.

25
     
    Die Houghton-Bibliothek war einer dieser langweiligen Orte, von denen Akademiker träumen, um die Studenten aber um jeden Preis einen Bogen machten. Eingezwängt zwischen den beliebteren Widener- und Lamont-Bibliotheken im Neuen Yard, sah Houghton wie ein altes Möbelstück im Wohnzimmer aus, an dem man jeden Tag vorbeiging, das man aber nie benutzte. In den Vierzigerjahren war sie berühmt gewesen, war sie doch die erste akademische Bibliothek im ganzen Land, die speziell dafür entworfen worden war, seltene Bücher und Manuskripte zu beherbergen. Damals galt sie auch als architektonisches Wunder, weil sie die erste voll klimatisierte Bibliothek der Welt war. Aufgrund des immensen Werts der Sammlung kostete es Harvard ein kleines Vermögen, ein Gebäude errichten zu lassen, das ebenso feuer- wie erdbebensicher war.
    Ich ging die niedrigen Stufen hinauf und öffnete die Tür zur runden Eingangshalle. Es war dunkel und zugig, und ein Mann in einer zerknitterten blauen Uniform und mit einer Klemmkrawatte am Hals saß hinter einem kleinen Tisch in der Mitte des Marmorfußbodens. Der Boston Globe lag mit aufgeschlagenem Sportteil auf einem Stapel Papiere ordentlich vor ihm auf dem Tisch. Als ich mich ihm näherte, blickte er auf und faltete die Zeitung zusammen. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    »Ich möchte gern einen Blick in John Downames Der Christliche Feldzug gegen den Teufel Welt und Fleysch werfen«, sagte ich.
    Er gab etwas in seinen Computer ein; dann schaute er mich an und fragte: »Haben Sie einen Termin mit einem der Bibliothekare gemacht?«
    »Ich wusste nicht, dass das nötig ist«, sagte ich.
    »Für dieses Buch schon«, sagte er. »Wir haben das Exemplar im Schaukasten, das das Feuer überlebt hat, und mindestens noch zwölf weitere. Aber das Buch kann nur unter Aufsicht benutzt werden.«
    »Wie bekomme ich einen Termin?«
    Er griff nach einem Klemmbrett auf seinem Tisch. »Schreiben Sie bitte hier Ihren Namen und Ihre Telefonnummer auf, dann wird sich einer der Referenzbibliothekare bei Ihnen melden.«
    »Ist im Augenblick keiner von ihnen verfügbar?«
    »Nein, und für den Rest des Nachmittags sind ihre Terminkalender voll.«
    »Wie lange wird es dauern, bis ich einen Termin habe?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, meinte er. »Jeder hat seinen eigenen Terminkalender. Recherchieren Sie für eine Abschlussarbeit? Das gäbe Ihrer Anfrage eine gewisse Priorität.«
    Ich überlegte kurz, ob ich lügen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Es würde nicht lange dauern, bis sie herausgefunden hätten, dass ich erst im zweiten Jahr war. »Nein, es ist nur ein eigenes Forschungsprojekt«, sagte ich.
    »Haben Sie eine Deadline?«
    »Könnte man so sagen. Ich brauche die Informationen wirklich so schnell wie möglich.«
    »Dann sollten Sie den Grund für die Dringlichkeit dazuschreiben. Das könnte durchaus helfen, Ihrer Anfrage eine gewisse Priorität zu verleihen.«
    »Wo werden die Bücher aufbewahrt?«, fragte ich.
    »Das hängt von der Ausgabe ab. Die Werke, die das Feuer überlebt haben, stehen da drüben. Aber die erste Auflage ist im Tresorraum eingeschlossen. Der Zugang ist extrem eingeschränkt und wird normalerweise nur gestattet, wenn ein anerkanntes Forschungsprojekt verfolgt wird.«
    Ich trug meinen Namen in die Liste ein, doch als ich meine Telefonnummer schrieb, fiel mir auf, dass nur eine einzige Nummer auf der Liste zehn Ziffern lang war und eine 212-Vor-wahl hatte. Die restlichen Nummern waren nur fünf Ziffern lang, entweder mit einer 8 am Anfang, wenn sie zu einem Studenten gehörte, oder mit einer 5 für Lehrkräfte oder Verwaltungsmitarbeiter. Dann sah ich mir den Namen zu

Weitere Kostenlose Bücher