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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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ihnen sind. Vielleicht können wir sie überraschen, und wir haben eine Waffe. Wenn wir Glück haben, lassen wir den ganzen Laden hochgehen.« Er legte die Pistole auf einen Heidestrauch neben Sheila. »Aber als erstes muß ich die Lage erkunden. Wir können nicht alles – und die Informationen in Ihrem Kopf – auf eine Karte setzen, wenn wir nicht wissen, wie stark der Gegner ist. Verstehen Sie?«
    »Ja, Dick.« Sheila konnte sich nur seinem Kommando fügen.
    »Als erstes müssen wir uns vergewissern, ob es überhaupt wirklich unsere Freunde sind. Sehen Sie den Tank mit der Pumpe da? Sie haben ihre eigenen Benzinvorräte – das heißt, sie haben ein Fahrzeug. Ich sehe mich mal in den Schuppen und Ställen um, ob ich das Auto sehe, das am Bahnhof war. Das würde ich sofort wiedererkennen, und dann wissen wir, daß sie es sind. Danach versuche ich rauszufinden, wie viele Leute da sind. Haben Sie eine Uhr?«
    »Ja.«
    »Geben Sie mir zwanzig Minuten, von meinem Aufbruch an. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin – tja, dann ist das Pech.« Er lächelte grimmig und blickte dabei hinaus in die Heide.
    »Aber Dick …«
    »Und jetzt das Wichtige. Sobald die Zeit um ist, gehen Sie los und gehen nach Osten . Ich weiß nicht, wo wir sind, und es gibt keinen Berg oder so was, an dem wir uns orientieren können. Aber wenn man im schottischen Norden einen Polizisten sucht, dann findet man ihn eher in Richtung Nordsee als in Richtung Atlantik. Klar?«
    »Klar.«
    »Jetzt wo der Nebel weg ist, haben wir nicht viel Deckung hier. Aber wenn Sie den Hügelkamm nehmen – bleiben Sie immer dahinter, dann schaffen Sie es zu dem schwarzen Flecken drüben. Eine knappe Meile müßte das sein.« Er wies in die Richtung, mit ruhiger Hand. »Das muß eine tiefere Stelle sein, und ziemlich lang. Deswegen sehen wir jetzt den schwarzen Fleck, weil die Sonne noch zu schräg steht. Und wenn Sie am anderen Ende wieder höher kommen« – er betrachtete ihr dunkles Kostüm –, »dann ziehen Sie den Regenmantel über und gehen Sie langsam im Zickzack weiter und bleiben Sie immer nach ein paar Schritten stehen.«
    »Aber wieso …«
    »Weil dann jeder, der vom Haus aus hinsieht, Sie für ein Schaf hält. Beten Sie, daß keiner auf die Idee kommt und mit dem Fernglas nachsieht. Es ist ja nicht weit; eine Meile höchstens, dann dürfte das Haus außer Sicht sein, und Sie achten drauf, daß das auch so bleibt. Und dann Richtung Osten, Marschieren bis zum Umfallen. Nur ein Dorf ist sicher genug; bei einem Hof oder einer Kate stehen die Chancen zwar zehn zu eins, daß die Leute freundlich sind, aber wenn das hier das Hauptquartier ist, dann haben sie vielleicht auch Außenposten. Können Sie reden wie eine Herzogin?«
    »Ich könnte es versuchen.«
    »Dann vergeuden Sie Ihre Zeit nicht mit Dorfpolizist Dugal oder Alec, wenn Sie ihn finden. Bestehen Sie darauf, daß er Sie ans Telefon läßt, und sprechen Sie mit den hohen Tieren, Ferngespräch. Sind Ihre Verwandten hier einflußreiche Leute?«
    »Einigermaßen.«
    »Dann wird der Sheriff oder Polizeichef oder was es ist sich nicht trauen zu sagen, daß Sie Märchen erzählen. Aber das alles nur für den Fall des Falles. Ich habe das Gefühl, wir beide erledigen das hier allein, Sheila Grant.«
    Und fort war er. Eine Windung der schmalen Hüften in ihren kurzen Khakihosen, das Schimmern eines langen nackten Beins, ein Heidebusch, vorsichtig auseinandergedrückt, bis er sich hinter der Sohle eines dicken Schuhs wieder schloß: einen Moment lang gab es noch das, dann war er fort. Noch nicht einmal eine Stunde war vergangen, seit sie ihn zum erstenmal gesehen hatte.
    Sheila blickte auf ihre Uhr. Sie war stehengeblieben. Sie überlegte, wie spät es sein mochte, und stellte sie auf acht Uhr. Sie zog sie auf, und der Sekundenzeiger machte sich in kleinen Sprüngen auf den Weg um das Zifferblatt, als sei die Zeit ein dickflüssiges Element, durch das sich das Bewußtsein mühsam, Schritt für Schritt, kämpfen mußte. Eine Minute verging. Sie beschloß, daß sie die Umgebung studieren und genau ihre Lage überdenken würde.
    Im Grunde waren Umgebung und Lage ein und dasselbe. Wie ein Kind, das ganz in seinem Spiel als Jäger oder Indianerkrieger aufgeht, mußte sie ihre Gedanken auf die physische Welt konzentrieren; mußte erforschen, welche Hügel Deckung boten, in welche Richtung die Wolken zogen, welches die Himmelsrichtungen waren, in welcher Entfernung Dinge liegen mochten, was in den Köpfen der

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