Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
Vom Netzwerk:
ich aufbrach, das Wasser ist im Handumdrehen heiß … Da sind schon wieder diese verfluchten Wanderer. Seit Tagen kommen sie immer wieder hier vorbei. Die gehen im Kreis.«

Kapitel 20
    Auf dies Gemälde und auf dies
    Das Cottage lag in einer Mulde zwischen den Hügeln und war einsamer als alles, was Sheila bisher gesehen hatte: ein stillerer Ort, um mit Koffein die Gedanken aus ihren tiefsten Tiefen zu locken, ließ sich schwerlich denken. Mit einem Schäfer mußte man rechnen; die alte Frau war schon kurios; und die zwei oder drei Gestalten in Wanderstiefeln, die Sheila aus den Augenwinkeln gesehen hatte, waren eindeutig zuviel. Orchard warf die Tür hinter sich zu. »Haben Sie ein Radio?« fragte Sheila unvermittelt. »Es gab Meldungen, daß nach Ihnen gesucht wird.«
    »Die soll der Kuckuck holen.« Nervös ging er auf dem Steinboden auf und ab. »So was kommt doch andauernd.« Er öffnete eine Schranktür. »Kaffee für die Phantome – eine gute Technik, finden Sie nicht auch? Gib den Gespenstern Zucker, wenn sie aus den Winkeln des Verstandes hervorgekrochen kommen. Ein Schluck für Zerberus. Miss Grant, für Sie werde ich immer ein warmes Eckchen im Geiste bereithalten; Sie sind mit Abstand die angenehmste unter meinen Visionen bisher.«
    Sheila ließ sich auf einen Stuhl sinken. Sie kam sich ein wenig wie Ophelia vor. Unmöglich zu entscheiden, ob der Mann wirklich verrückt war oder ob er sich nur einen ausgedehnten Scherz erlaubte. Oder vielleicht doch? Sie hatte Harry McQueen erlebt: und Harry war eindeutig verwirrt. Wenn sie die beiden gegeneinanderhielt, konnte sie vielleicht beurteilen, ob Orchard ihr etwas vorspielte. Sie konzentrierte sich ganz auf diese bizarre Aufgabe und kam zu dem vorläufigen Schluß, daß Orchards Wahnsinn gespielt war. Und Hetherton war offenbar zu ähnlichen Erkenntnissen gelangt. »Ihre Visionen«, sagte er scharf, »sind ein Scherz am falschen Ort. Sie sind in Gefahr – weil Ihre Sicherheit von Belang für unser Land ist, vermute ich. Reißen Sie sich zusammen, Mann, und überlegen Sie, was zu tun ist.«
    Orchard stand über die Feuerstelle gebeugt, in der ein Torffeuer brannte, und maß mit der behenden Präzision des Naturwissenschaftlers Kaffeepulver für einen Filter ab. »Wenn Sie echt wären und keine Vision, wäre, was Sie sagen, gar nicht so unvernünftig«, antwortete er. »Dann müßte ich überlegen, denn dann wären natürlich auch die anderen echt. In diesem Falle wäre es das Einfachste, wenn ich sie nicht fände, nicht wahr? Nur leider habe ich sie gefunden. In diesem Augenblick. Ich nehme an, die stimulierende Gegenwart von Miss Grant.«
    Er war, dachte Sheila – und widmete sich wieder ihrem alten Spiel – kein Gentleman. Vielleicht war er etwas Neueres und Interessanteres. Aber es war nicht leicht, ihn zu durchschauen und sich auf ihn einzustellen. »Und wer oder was«, fragte sie, »ist sie?«
    »Die Formel, nach der ich suche. Natürlich wüßten sie nicht, daß ich sie habe.«
    »Dann«, sagte Hetherton – er zögerte, dann griff er Orchards spekulativen Tonfall auf –, »dann hätten Sie ein Patt.«
    »Ganz im Gegenteil. Sobald ich mich hier davonmachen will, riechen sie den Braten. Und riskieren es. Solange ich mich aufführe wie ein Irrer, gehen sie davon aus, daß ich noch auf der Suche bin.«
    »Müssen Sie die Formel aufschreiben?« fragte Sheila.
    »Oh ja. Ich bin gerade dabei. Das ist nichts, was man im Kopf behalten kann wie einen Zugfahrplan.« Er sprach geistesabwesend und kritzelte dabei etwas auf einen Briefumschlag. Einen Augenblick darauf stellte er den Umschlag, mit chemischen Formeln bedeckt, auf den Kaminsims. »So, jetzt habe ich mir mein Frühstück verdient.«
    »Sie könnten den Umschlag immer noch verbrennen«, meinte Sheila, »wenn sie uns überfallen.«
    »Meine liebe junge Dame, das wäre eine entsetzliche Vergeudung wissenschaftlicher Arbeit. Und ich glaube auch nicht, daß es nötig sein wird. Sie werden uns nicht überfallen. Wir müssen nur Ruhe bewahren. Sie beide sind eine unvorhergesehene Komplikation, das muß ich sagen, und ich wünschte von Herzen, Sie hätten nie von der Geschichte erfahren und wären nie hier aufgetaucht. Aber ich denke, es kommt schon trotzdem alles in Ordnung.«
    Nun sah er sie plötzlich souverän und freundlich an – sein Ton, seine Haltung waren ins schiere Gegenteil des vorherigen umgeschlagen. Hetherton stellte die Kaffeetasse ab, die Orchard ihm gereicht hatte, und setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher