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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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seine kleinen Handgriffe r u hig und effizient. All die kleinen, einfachen, bewussten Handlungen des täglichen Lebens werden unwillkürlich zu einer Abwehr gegen das Sterben und den Tod, der immer an unserer Seite ist.
    Die Mädchen der Abschlussklasse durften die dreißig Me i len zum Landsitz der Familie Cross fahren, um am B e gräbnis teilzunehmen. Mrs Cross bestand darauf, dass Pi p pa mit dem Saphirring, ihrem Verlobungsring, beerdigt wird, was Mr Bumble zweifellos sehr schmerzt. Während der ganzen Z e remonie prüft er unentwegt seine Taschenuhr und schneidet Grimassen. Mit tiefer, volltönender Sti m me spricht der Vikar von Pippas Schönheit und ihrer unfehlb a ren Herzensgüte. Dieses flache Abziehbild eines Mädchens kenne ich nicht. Am liebsten würde ich aufstehen und ein vollständiges Por t rät von Pippa liefern –der Pippa, die eitel und egoistisch und verliebt in ihre romantischen Vorstellu n gen war; der Pippa, die auch mutig und entschlossen und großzügig war. Und selbst wenn ich ihnen all das sa g te, würde es ihr nicht völlig gerecht. Man kann einen and e ren Menschen niemals ganz kennen. Deshalb ist es so beängstigend, jemandem zu vertrauen, in der Hoffnung, dass er oder sie dir ebenfalls ve r traut. Es ist eine so wackelige Balance, dass es ein Wunder ist, dass wir es überhaupt tun. Und trotzdem …
    Der Vikar spendet seinen letzten Segen. Der Rest bleibt den Totengräbern überlassen. Sie setzen sich die Kappen auf ihre Köpfe und beißen mit ihren Schaufeln in die nasse Erde, um ein Mädchen zu b e graben, das meine Freundin war. Die ganze Zeit sp ü re ich, wie er mich beobachtet. Als ich mich umdrehe, sehe ich hinter einem großen Marmo r grabstein seinen schwarzen Mantel hervorschauen. Sobald Mrs Nightwing sich Trost spendend den Angehörigen widmet, stehle ich mich fort zu Kartiks Versteck.
    »Es tut mir leid«, sagt er. Es ist einfach und direkt, ohne den Unsinn über Gott, der einen zu jungen E n gel heimruft, und wer wir denn seien, seine geheimnisvollen Wege i n frage zu stellen. Der Regen pra s selt in stetem Rhythmus auf meinen Schirm.
    »Ich habe es zugelassen«, sage ich stockend, froh, en d lich eine Art Beichte abzulegen. »Wahrscheinlich hätte ich mich mehr bemühen können, sie davon a b zuhalten. Aber das habe ich nicht getan.« Kartik lässt mich ausreden.
    Wird er den Rakschana sagen, was ich getan habe? Nicht dass es von Bedeutung wäre. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich trage jetzt die Verantwortung für das Mag i sche Reich. Irgendwo dort draußen wartet Circe und ich habe die Aufgabe, einen zersprengten Orden wieder z u sammenzuführen, Fehler wiedergutzumachen, vi e le Dinge allmählich in den Griff zu bekommen.
    Kartik schweigt. Nichts außer dem unablässig ströme n den Regen antwortet mir. Nach unendlichen Minuten sagt er: »Ihr Gesicht ist schmutzig.«
    Ich wische mit dem Handrücken ziellos über meine Wa n gen. Er schüttelt den Kopf, um mir zu verst e hen zu geben, dass ich den Schmutz nicht entfernt habe. »Wo?«, frage ich.
    »Hier.« Nur sein Daumen streicht behutsam über meine Unterlippe, aber mir ist, als stehe die Zeit still und diese Berührung dauere ewig. Es ist kein Zauber, den ich kenne, aber seine Magie ist so stark, dass ich kaum atmen kann. Schnell zieht er seine Hand weg, da er merkt, was er ang e richtet hat. Aber die Wärme seines Daumens bleibt.
    »Mein Beileid«, murmelt er und wendet sich rasch zum Gehen.
    »Kartik?« Er hält inne. Er ist bis auf die Haut durc h nässt, schwarze Locken kleben wirr an seinem Kopf. »Es gibt keinen Weg zurück.«
    Er legt seinen Kopf schief und mir wird klar, er ist sich nicht sicher, was ich meine –dass ich mich von meinen magischen Kräften nicht mehr lossagen kann oder von se i ner Berührung. Ich setze zu einer Kla r stellung an, merke aber, dass ich mir selbst nicht sicher bin. Und wie auch immer, er ist fort, unterwegs in die Sicherheit des Planw a gens, den ich auf der Straße unten sehen kann.
    Als ich zu den anderen zurückkomme, starrt Fel i city auf das frische Grab, tränenüberströmt im str ö menden Regen. »Sie ist wirklich tot, nicht wahr?«
    »Ja«, sage ich und bin selbst überrascht, wie überzeugt es klingt.
    »Was ist mit mir dort auf der anderen Seite g e schehen, mit diesem Monster?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wir schauen hinunter auf die Trauernden, schwa r ze Kleckse in einem grauen Regenmeer. Felicity bringt es nicht über sich, mich anzusehen. »Manc h mal

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