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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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stumpfen Augen halten mich fest. »Tut es das wirklich?«
    »Ja … klar. Warum denn nicht?«
    »Weil die Leute das meistens nur sagen, um das Thema zu beenden. Sie meinen es nicht wirklich.«
    Sie hat recht und ich werde rot. Wie oft habe ich selbst erleben müssen, dass Leute sich über meine Situation so geäußert haben. Im Nebel stolpere ich über eine dicke Baumwurzel, die auf dem Pfad aus der Erde ragt, und stoße den Lieblingsfluch meines Vaters aus.
    »Verdammt!«
    Prompt fährt Anns Kopf hoch. Zweifellos ist sie eine von der zimperlichen Sorte, die sofort zu Mrs Nightwing rennen wird, wenn ich sie nur mal schief anschaue.
    »Entschuldige, es ist mir einfach so herausgerutscht«, sage ich in der Hoffnung, den Schaden wiedergutzum a chen. Ich will mir nicht gleich am ersten Tag eine Strafpr e digt anhören müssen.
    »Keine Sorge«, sagt Ann und schaut sich um, ob uns jemand belauscht. Da wir uns am Ende der Prozession b e finden, besteht keine Gefahr. »Die Dinge hier sind nicht ganz so perfekt, wie Mrs Nightwing sie darstellt.«
    Das ist allerdings eine hochinteressante Neuigkeit. »Ta t sächlich? Wie meinst du das?«
    »Ich sollte wirklich nicht darüber reden«, antwo r tet sie.
    Das Läuten der Glocke, gemischt mit gedämpftem Stimmengemurmel, durchdringt den Nebel. Sonst ist es still. Der Nebel verschluckt jedes Geräusch. »Das wäre ein ausgezeichneter Ort für einen mitternächtlichen Spazie r gang«, sage ich mit gespielter Munte r keit. Ich habe mir sagen lassen, die Leu t e lieben muntere Mädchen. »Vie l leicht kommen später die Werwölfe zum Spielen heraus.«
    »Außer zum Abendgebet dürfen wir nach Ei n bruch der Dunkelheit nicht nach draußen«, antwortet Ann sachlich.
    Von wegen Munterkeit. »Warum nicht?«
    »Es ist gegen die Regeln. Außerdem finde ich es hier nachts unheimlich.« Sie macht eine Pause und putzt sich ihre laufende Nase. »Im Wald sind manchmal Zigeuner.«
    Ich denke an die alte Frau vorhin an meiner Ku t sche. »Ja, ich glaube, ich habe eine getroffen. Nannte sich Mutter soundso …«
    »Mutter Elena?«
    »Ja, genau.«
    »Sie ist total verrückt. Halt dich nur ja von ihr fern. Sie könnte ein Messer haben und dich im Schlaf erstechen«, sagt Ann atemlos.
    »Sie wirkte ganz harmlos …«
    »Man weiß nie, meinst du nicht?«
    Ich weiß nicht, ob es am Nebel liegt oder an den Gl o cken oder an Anns Furchtsamkeit, aber ich gehe jetzt ein wenig rascher.
    »Du bist mit mir in der ersten Klasse.«
    »Ja«, sage ich. »Wer sind die anderen?«
    Sie zählt die Namen der Reihe nach auf. »Und Felicity und Pippa.« Ann verstummt, plötzlich wirkt sie nervös.
    »Felicity und Pippa. Was für reizende Namen«, sage ich fröhlich. Es ist eine abgeschmackte Beme r kung, aber ich brenne darauf, mehr über diese zwei Mädchen zu e r fahren.
    Ann senkt ihre Stimme. »Sie sind nicht reizend. Übe r haupt nicht.«
    Die Glocke hört endlich auf zu läuten und eine seltsame Stille bleibt zurück. »Nicht? Halb Mädchen, halb Wolf? Schlecken sie ihre Buttermesser ab?«
    Ann findet meine Bemerkung nicht nur nicht amüsant, sondern sie warnt mich mit kaltem, hartem Blick. »Sei vo r sichtig. Trau ihnen nicht …«
    Eine heisere Stimme hinter uns schneidet ihr das Wort ab. »Redest du schon wieder zu viel, Ann?«
    Wir fahren herum und sehen zwei Gesichter aus dem Nebel auftauchen. Die Blonde und die Schöne. Sie müssen zurückgeblieben und hinter uns herg e schlichen sein. Die raue Stimme gehört der Blonden. »Hast du vergessen, dass das eine sehr unschöne E i genschaft ist?«
    Anns Unterkiefer fällt herunter, aber sie antwortet nicht.
    Die Brünette lacht und flüstert der Blonden etwas ins Ohr, was diese wieder über das ganze Gesicht grinsen lässt. Sie zeigt auf mich. »Du bist die Neue, stimmt ’ s?«
    Mir gefällt nicht, wie sie das sagt. Die Neue. Als wäre ich eine unbekannte Spezies, die bisher noch nicht klassif i ziert wurde. Homo horribilis, weiblich. »Gemma Doyle«, sage ich und bemühe mich, nicht zu blinzeln oder als Erste wegzuschauen. Ein Trick, den mein Vater anwendete, wenn er über einen Preis verhandelte. Jetzt verhandle ich über etwas noch Wichtigeres –meinen Platz in der Hac k ordnung von Spence.
    Die Blonde sieht mich einen Moment lang wortlos an, d ann wendet sie sich mit eisigem Blick an Ann. »Klatsch ist eine sehr schlechte Angewohnheit. Hier in Spence du l den wir keine schlechten Angewohnhe i ten, Mademoiselle Stipendiatin«, sagt sie, die beiden letzten

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