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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Bestes geben.«
    Im Glauben, damit seien wir entlassen, erhebe ich mich von meinem Sitz. Ann zieht an meinem Rock. »Sie hat erst angefangen«, flüstert sie.
    Und wirklich, Mrs Nightwing erstaunt mich mit einer nicht enden wollenden Predigt über Tugend, gute Mani e ren, geeignetes Frühstücksobst, den u n günstigen Einfluss der Amerikaner auf die britische Gesellschaft und ihre zär t lichen Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit. Zeit hat ke i ne Bedeutung mehr.
    Kerzenschatten wandern über die Wände und lassen u n sere Gesichter geisterhaft und hohl aussehen. Die Kapelle ist alles andere als ein tröstlicher Aufenthaltsort. Sie ist g e spenstisch. Ganz bestimmt kein Ort, wo ich nach Einbruch der Dunkelheit allein sein möchte. Der bloße Gedanke da r an lässt mich scha u dern.
    Schließlich beendet Mrs Nightwing ihre wei t schweifige Rede, was mich dazu bewegt, mein eig e nes stummes Dankgebet gen Himmel zu schicken. Reverend Waite liest noch einen Segensspruch und dann sind wir zum Abende s sen entlassen.
    Eines der älteren Mädchen steht an der Tür. Als wir an ihr vorbeikommen, streckt sie ihren Fuß vor, sodass Ann der Länge nach hinfällt. Die Augen des Mädchens gleiten über uns hinweg, wo sie ein paar Köpfe weiter hinten die Blonde und die Brünette, Felicity und Pippa, erspähen.
    Ich halte Ann meine Hand hin und helfe ihr auf die F ü ße. »Bist du in Ordnung?«
    »Ja«, sagt sie mit dem gleichbleibend starren Blick, der ihr einziger Gesichtsausdruck zu sein scheint.
    Das Mädchen geht um sie herum. »Du solltest wirklich besser aufpassen.« Die anderen strömen an uns vorbei, werfen uns Blicke zu, kichern.
    »Grazie, Charme und Schönheit«, sagt Felicity, als sie vorüberschwebt. Ich stelle mir vor, wie sie aussehen wü r de, wenn ihr jemand im Schlaf die Haare abschneiden wü r de. Meine erste Abendandacht hat mich nicht in ein G e schöpf von ausgeprägter Näch s tenliebe verwandelt.
    Draußen hat sich der Nebel in eine dicke graue Suppe verwandelt, die unsere Beine umgibt. Unten, am Fuß des Hügels, erstreckt sich der verschwommene Umriss des ri e sigen Schulgebäudes, durchbr o chen von schmalen silbrigen Lichtstreifen aus den erleuchteten Fenstern. Nur ein Flügel des Hauses liegt in völliger Dunkelheit. Ich nehme an, es ist der Ostflügel, der durch das Feuer zerstört wurde. Er wirkt bedrohlich, als warte er. Worauf, das weiß ich nicht.
    Da, eine Bewegung. Zu meiner Rechten. Ein we i ter schwarzer Mantel, der zwischen den Bäumen hindurchläuft und im Nebel verschwindet. Meine Beine fühlen sich wie Gummi an.
    »Hast du das gesehen?«, frage ich mit zitternder Stimme.
    »Was?«
    »Dort drüben. Da läuft jemand in einem schwa r zen Cape herum.«
    »Nein. Das ist der Nebel. Der macht, dass du Di n ge siehst.«
    Ich weiß, was ich gesehen habe. Jemand stand dort wa r tend u nd beobachtete uns.
    »Es ist kalt«, sagt Ann. »Lass uns schneller gehen, ja?«
    Sie läuft voraus und der Nebel hüllt sie ein, bis sie nur noch e in blauer Fleck ist, der Schatten eines Mädchens, der sich in n ichts auflöst.

6. Kapitel
     
    I c h werde beobachtet. Das Gefühl verlässt mich wä h rend des ganzen langweiligen Abendessens aus Lammfleisch und Kartoffeln, gefolgt von Pudding, nicht. Wer sollte mich beobachten und warum? Das heißt, wer außer den Mädchen von Spence, die mich anstarren und miteinander flüstern und erst aufhören, als Mrs Nightwing eine von i h nen daran erinnert, dass sie ihre Gabel niedergelegt hat.
    Nach dem Abendessen haben wir Zeit zur freien Verf ü gung, die wir im sogenannten Marmorsaal verbringen. Während dieser Zeit können wir uns nach Lust und Laune entspannen –lesen, lachen, uns unterhalten oder einfach nur herumsitzen. Eine Seite des riesigen Raumes wird von einem mächtigen o f fenen Kamin beherrscht, der die Mitte der Wand einnimmt. Der Marmorsaal verdankt seinen N a men sechs reich verzierten Marmorsäulen, die einen Kreis in der Mitte des Saals bilden. Das seltsame Dekor stellt mythologische Geschöpfe dar –geflügelte E l fen, Nymphen und Satyrn.
    Am einen Ende des Raumes sitzen die jüngeren Mä d chen und spielen mit Puppen. Einige haben sich zum Lesen zusammengesetzt, andere zum Sticken und wieder andere zum Tratschen. In einer Ecke ha l ten Pippa und Felicity mit einigen weiteren Mädchen Hof. Felicity hat eine Schnur um eine Sitzgruppe g e spannt und diesen Bereich zu ihrem persönlichen Hoheitsgebiet erklärt, drapiert mit exotischen Schals,

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