Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
Vom Netzwerk:
ihn nicht. Ich ha-ha-hab überha-ha-haupt nichts ge-ge-getan.« Ann stolpert über ihre Worte und plötzlich wird mir klar, dass ihre Starrheit, ihre Selbstb e herrschung zum Teil von der A n strengung kommen, nicht zu stottern.
    »Du ha-ha-hast nicht? Warum g-g-glaub ich dir nicht?« Felicitys Stimme ist höhnisch und hasse r füllt. »Ich lade dich zu uns ein und das ist der Dank dafür? Mir den Ring zu stehlen, den mir mein Vater geschenkt hat? Ich hätte mir denken können, dass von einer wie dir nichts anderes zu erwarten ist.«
    Wir alle wissen, was »von einer wie dir« bedeutet. U n terschicht. Gewöhnlich. Unansehnlich, arm und hoffnung s los. Du bist und bleibst es, für immer und ewig. So lautet die Vereinbarung.
    Eine imposante Frau mit einem hübschen Gesicht steuert auf die Mädchen zu. »Was ist hier los?«, fragt sie, zw i schen die am Boden kauernde Ann und Fel i city tretend, die dreinblickt , als sei sie bereit, Ann am Spieß zu rösten.
    Pippa macht große runde Augen wie eine Naive in einer Schmierenkomödie. »Oh, Miss Moore! Ann hat Felicitys Saphirring gestohlen.«
    Felicity streckt zum Beweis ihren unberingten Finger vor und verzerrt in theatralischem Schmerz den Mund. »Vorhin hatte ich ihn noch, und erst nachdem sie hereing e kommen war, bemerkte ich, dass er fehlte.«
    Die Vorstellung wirkt wenig überzeugend. Das Affchen des Drehorgelspielers ist ein besserer Schauspieler, aber die Frage, ob Miss Moore ihr Glauben schenken wird, e r übrigt sich. Felicity hat schließlich Geld und gesellschaftl i ches Ansehen u nd Ann besitzt nichts dergleichen. Es ist erstaunlich, wie einfach man sich Recht verschaffen kann, solange man diese zwei Trümpfe in der Hand hält. Ich sehe schon vor mir, wie Miss Moore ihr Rückgrat strafft und Ann vor allen demütigt, indem sie sie zwingt, ihr schändl i ches Vergehen zuzugeben –und ihr außerdem die schrec k lichsten Schimpfwörter an den Kopf wirft. Aber Miss Moore überrascht mich. Sie nimmt den Köder nicht auf.
    »Also gut, dann wollen wir einmal den Fußboden abs u chen. Vielleicht ist der Ring ja irgendwo heru n tergefallen. Kommen Sie, helfen wir alle gemeinsam Miss Worthin g ton, ihren Ring wiederzufinden, ja?«
    Ann steht regungslos und stumm, mit gesenktem Kopf da, als erwarte sie, für schuldig befunden zu werden. Ich weiß, ich sollte Mitleid mit ihr empfinden, aber ich bin immer noch ein bisschen ve r schnupft, weil sie mich im Stich gelassen hat, und ein liebloser Teil von mir denkt, geschieht ihr recht, warum musste sie denen vertrauen. Die anderen r ü cken Stühle und schauen hinter Vorhänge, in dem halbherzigen Versuch, den Ring zu finden.
    »Er ist nicht da«, verkündet einige Minuten später ein hohlwangiges Mädchen triumphierend, als der Ring nicht aufgetaucht ist.
    Miss Moore stößt einen Seufzer aus, nagt einen Moment an ihrer Unterlippe. Als sie dann spricht, ist ihre Stimme leise, aber bestimmt. »Miss Bradshaw, haben Sie den Ring genommen? Wenn Sie es zugeben, wird die Strafe milder ausfallen.«
    Ann hat rote Flecken im Gesicht. Sie antwortet stotternd. »N-n-nein, M-m-ma ’ m, ich ha-ha-hab ihn n-n-nicht ge-ge-nommen.«
    »Das kommt davon, wenn man Leute ihrer Klasse eine Schule wie Spence besuchen lässt. Wir alle werden noch Opfer ihres Neids werden«, sagt Felicity ätzend. Die and e ren Mädchen nicken. Schafe. Ich stecke in einem Internat voller Schafe.
    »Das reicht jetzt, Miss Worthington.« Miss Moore zieht eine Augenbraue hoch.
    Felicity starrt zurück, stemmt eine Hand in die Hüfte. »Den Ring hat mir mein Vater zu meinem sechzehnten Geburtstag geschenkt. Ich bin sicher, er wäre sehr unglüc k lich, wenn er erfährt, dass der Ring gestohlen wurde und niemand etwas unternommen hat, um den Diebstahl aufz u klären.«
    Miss Moore wendet sich Ann zu, streckt ihr eine Hand hin. »Tut mir leid, Miss Bradshaw, aber ich fürchte, ich muss Sie bitten, mich in Ihren Strickkorb schauen zu la s sen.«
    So unglücklich wie man nur sein kann, übergibt Ann den Handarbeitskorb und plötzlich weiß ich g e nau, was als Nächstes passieren wird. Es ist ein übler Streich. Ein a b scheulicher, böser Streich. Miss Moore wird den Ring da r in finden. Der Vorfall wird in Anns Abschlusszeugnis vermerkt werden. Und we l che Familie wird schon ein Mädchen als Gouverna n te anstellen, das als Diebin entlarvt wurde. Die Ärm s te steht da, als könnte sie nicht bis zehn zählen, bereit, ihr Schicksal anzunehmen.
    Miss Moore zieht einen

Weitere Kostenlose Bücher