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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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blitzenden blauen Saphi r ring aus d em Korb, traurige Enttäuschung spricht aus ihren Augen, bevor sie sich besinnt und ihr Gesicht in eine Maske geb o tener Zurückhaltung verwandelt. »Nun, Miss Bradshaw, was haben Sie zu Ihrer Ve r teidigung zu sagen?«
    In einer Mischung aus tiefer Verzweiflung und Resign a tion lässt Ann Kopf und Schultern hängen. Pippa verzieht den Mund zu einem breiten Grinsen, Felicity den ihren zu einem gezierten Lächeln, während sie rasche Blicke ta u schen. Die Frage drängt sich auf, ob dies Anns Strafe dafür ist, dass sie vorhin auf dem Weg zur Kapelle mit mir g e sprochen hat. Soll es mir als Warnung dienen, künftig auf der Hut zu sein?
    »Wir gehen am besten zu Mrs Nightwing.« Miss Moore nimmt Ann an der Hand, um sie dem Scharfrichter vorz u führen. Und ich? Am besten wäre es, an meinen Platz am Feuer zurückzukehren und mein Buch zu lesen. Meine Vernunft sagt mir, verhalte dich ruhig, passe dich an, stell dich auf die Seite der Gewinner. An manchen Tagen muss sich meine Ve r nunft meinem Temperament geschlagen geben.
    »Ann, meine Liebe«, sage ich, indem ich Pippas jovialen Ton nachahme. Alle scheinen überrascht zu sein, mich sprechen zu hören, niemand mehr als ich selbst in diesem Moment. »Sei nicht so bescheiden. Sag Miss Moore die Wahrheit.«
    Ann schaut mich mit großen Augen fragend an. »Die W-w-wahrheit?«
    »Ja«, sage ich und hoffe, dass mir schon das Ric h tige einfallen wird, während ich weiterrede. »Die Wahrheit –nämlich dass Miss Worthington ihren Ring heute im Ve r lauf der Abendandacht verloren hat. Dass du ihn gefunden und in d einen Handa r beitskorb gesteckt hast, um ihn sicher zu verwa h ren.«
    »Warum hat sie ihn dann nicht gleich zurückgeg e ben?« Felicity tritt auf mich zu, ihr Gesicht dicht vor meinem, und schaut mich mit ihren grauen Augen herausfordernd an.
    Raffiniert. Mach deine Sache gut, Gem. »Sie wol l te dich nicht vor den anderen bloßstellen und alle wissen lassen, dass du offensichtlich nachlässig mit etwas so Kostbarem, einem Geschenk deines Vaters, umgegangen bist. Deshalb hat sie auf eine Gelege n heit unter vier Augen gewartet. Du weißt, wie gu t herzig Ann ist.« Ein bisschen Lucys dorniger Weg. Ein bisschen Revanche für Felicitys eigene, aus der Luft gegriffene Geschichte über ihren liebenden alten V a ter. Nicht schlecht, alles in allem.
    Miss Moore nimmt den Ball auf. Sie lässt nicht erke n nen, ob sie mir glaubt oder nicht. »Miss Bra d shaw, stimmt das?«
    Komm schon, Ann. Spiel mit. Schlag zurück.
    Ann schluckt und reckt ihr Kinn Miss Moore en t gegen. »Ja, ge-ge-genauso w-w-war es.«
    Gutes Mädchen.
    Ich bin mit mir ziemlich zufrieden, bis ich Felic i tys Blick auffange, die mich mit einer Mischung aus Bewu n derung und Hass ansieht. Diese Runde habe ich gewonnen, aber ich weiß, mit Mädchen wie Fel i city und Pippa wird es immer ein nächstes Mal g e ben.
    »Ich bin froh, dass das geklärt ist, Miss …« Miss Moore starrt mich an.
    »Doyle. Gemma Doyle.«
    »Nun, Miss Doyle, wie mir scheint, stehen wir in Ihrer Schuld. Ich bin sicher, Miss Worthington möchte Ihnen beiden dafür danken, dass sie ihren verlorenen Ring wi e derhat, nicht wahr?«
    Zum zweiten Mal an diesem Abend überrascht mich Miss Moore und ich bin mir fast sicher, ein z u friedenes Lächeln um die Winkel ihres korrekten br i tischen Mundes spielen zu sehen.
    »Sie hätte früher damit herausrücken und uns di e sen Schrecken ersparen können«, sagt Felicity anstatt eines Dankeschöns.
    »Grazie, Charme und Schönheit, Miss Worthington«, ermahnt sie Miss Moore und hebt missbilligend ihren Fi n ger.
    Felicity macht ein Gesicht wie ein kleines Mädchen, dem soeben sein Lutschbonbon in den Schmutz gefallen ist. Aber dann lächelt sie wieder übers ganze Gesicht, ihr Groll ist verflogen. »Wie mir scheint, stehe ich tief in de i ner Schuld, Gemma «, sagt sie. Sie fordert mich mit der vertraulichen Anrede heraus, die ich ihr nicht angeboten habe.
    »Ganz und gar nicht, Felicity«, gebe ich den Ball zurück.
    »Dieser Ring war ein Geschenk von meinem Vater, Admiral Worthington. Vielleicht hast du von ihm gehört?«
    Die halbe Englisch sprechende Welt hat von Admiral Worthington gehört – einem Helden der Kriegsmarine, von Königin Viktoria persönlich mit einem Orden ausgezeic h net.
    »Nein, sollte ich?«, frage ich scheinbar ahnungslos .
    »Er ist sehr berühmt. Er schickt mir alle möglichen S a chen von seinen Reisen. Meine Mutter

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