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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Geräusch, hier dri n nen im Zimmer. Aber außer Anns gleichmäßigen Atemz ü gen ist nichts zu hören. Einen Moment lang denke ich, wahrscheinlich habe ich es nur geträumt. Und dann höre ich es wieder. Das Knarren von Dielen unter vorsichtigen Tritten, das mir sagt, dass i ch es mir nicht nur eingebildet habe. Ich kneife meine Auge n lider bis auf schmale Schlitze zu, um so zu tun, als würde ich schlafen, und trotzdem zu s e hen. Niemand schlägt mir den Kopf ab, ohne dass ich mich zur Wehr setze. Eine Gestalt kommt näher. Meine Zunge fühlt sich dick und trocken in meinem Mund an. Die Gestalt streckt eine Hand aus und ich fahre hoch wie ein Blitz und knalle mit dem Kopf gegen den Maue r vorsprung über meinem Bett.
    Ich schreie vor Schmerz auf, vergesse meinen B e sucher und presse alle zehn Finger an meinen drö h nenden Kopf.
    Eine überraschend kleine Hand hält mir den Mund zu. »Willst du die ganze gottverdammte Schule au f wecken?« Felicity beugt sich über mich, das Mon d licht verleiht ihrem Gesicht harte Konturen und milchweiße Haut. Es könnte das Gesicht des Mondes selbst sein.
    »Was tust du hier?«, frage ich, während ich über die gänseeigroße Beule taste, die an meinem Haa r ansatz wächst.
    »Ich hab dir gesagt, wir würden dich holen.«
    »Du hast nicht gesagt, dass es mitten in der gottve r dammten Nacht sein wird«, sage ich, ihren Ton nacha h mend. Felicity soll merken, dass sie sich in mir verrechnet hat. Ich werde ihr zeigen, dass ich die Kraft habe, es mit ihr aufzunehmen, und sie nicht so leicht gegen mich gewinnen kann.
    »Komm mit. Ich will dir etwas zeigen.«
    »Was?«
    Sie spricht langsam mit mir, wie mit einem Kind. »Folge mir und ich zeig ’ s dir.«
    Mein angeschlagener Kopf tut noch immer weh. Ann s chnarcht ein bisschen und bekommt nicht das Geringste mit.
    »Komm am Morgen wieder«, sage ich und lasse mich in mein Kissen zurückfallen. Ich bin wach genug, um zu wi s sen, dass das, was sie mir zu dieser Stunde zeigen will, nichts Gutes sein kann.
    »Dieses Angebot mach ich dir nicht noch mal.«
    Schlaf wieder ein, Gemma. Die Sache klingt nicht sehr verheißungsvoll. Es ist die Vernunft, die da spricht. Aber Vernunft war noch nie meine Stärke. Außerdem bedeutet Vernunft in den allermeisten Fä l len Langeweile. Dies ist eine Herausforderung und noch nie in meinem Leben habe zu einer Herausfo r derung Nein gesagt.
    »Also gut. Ich stehe auf«, sage ich. Sicherheitshalber, damit es nicht zu bereitwillig klingt, füge ich hinzu: »Aber ich hoffe, es lohnt sich.«
    »Oh, darauf kannst du dich verlassen.«
    Und schon folge ich Felicity den Flur entlang, vorbei an Zimmern mit schlafenden Mädchen und Bildnissen von Frauen aus der Vergangenheit der Spence-Akademie für junge Damen. Die Frauen auf den Bildern, weiß gekleidete Geister mit harten G e sichtern, missbilligen offensichtlich unseren Streich. Doch ihre Augen scheinen zu sagen: Geh. Geh, s o lange du noch kannst. Die Freiheit währt kurz.
    Als wir zu der ausladenden Haupttreppe kommen, bleibe ich stehen. »Was ist mit Mrs Nightwing?«, frage ich, wä h rend ich nach oben blicke, wo die mächtigen Treppen in ein viertes Stockwerk münden, das in der Dunkelheit nicht zu sehen ist.
    »Ihretwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sobald die ihr Glas Sherry getrunken hat, ist sie für die Nacht erledigt.« Felicity betritt die Stufen.
    »Warte!«, flüstere ich leise, damit ich niemanden aufw e cke.
    Felicity bleibt stehen, dreht sich zu mir um, ihr blasses Gesicht spöttisch verzogen. Mit wiegenden Hüften kommt sie die paar Stufen wieder herauf und bleibt direkt vor mir stehen. »Wenn du hier versa u ern und deine Zeit damit verbringen willst, Zierkissen mit Gott segne unser Heima t land zu besticken und in Korsett und Faltenrock Rasente n nis zu spielen, dann geh wieder ins Bett. Aber wenn du e i ne Portion echten Spaß haben willst, nun, dann …«
    Und damit hüpft sie leichtfüßig die Stufen hinu n ter und um die Ecke zur nächsten Treppe, wo ich sie nicht mehr sehen kann.
     

     
    Pippa erwartet uns im Marmorsaal. Der riesige offene K a min ist jetzt dunkel, nur ein paar glimmende Scheite knacksen und glühen noch, geben aber keine richtige Wärme und kein Licht mehr ab. Pippa springt aus ihrem Versteck hinter einem großen Farn hervor, die Augen groß vor Aufregung. »Wo bleibt ihr so lange?«
    »Es waren nur ein paar Minuten«, sagt Felicity.
    »Ich hasse es, hier zu warten. All diese Augen auf den

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