Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
Vom Netzwerk:
wohl Gespenster, denn irgendetwas, irgendjemand fliegt über meinen Kopf und landet mit einem dum p fen Aufschlag zwischen d er Tür und mir. Eine Hand presst sich auf me i nen Mund, erstickt meinen Schrei. Der andere Arm u m schlingt mich, hält mich wie in einem Schraubstock fest.
    Instinktiv beiße ich in die Hand an meinem Mund. Ich werde einfach auf den Boden gestoßen. Und dann bin ich wieder auf meinen Füßen und mit einem Satz an der Tür. Eine Hand packt meinen Knöchel, ich fliege hin, schlage so hart auf dem Boden auf, dass es mir vor den geschloss e nen Augen flimmert.
    »Hören Sie auf. Bitte.« Die Stimme ist jung, männlich und kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Ein Streichholz flammt in der Dunkelheit auf. Meine Augen folgen dem Licht bis in eine Laterne. Der Lich t schein dehnt sich aus, fängt den Umriss von breiten Schu l tern unter einem schwarzen U m hang ein, bevor er sich über ein Gesicht mit dunklen, von langen Wimpern umrahmten Augen breitet. Ich sehe keine Gespenster. Er ist wirklich da. Ich springe auf, aber er ist schneller und verstellt mir den Zugang zur Tür.
    »Ich werde schreien. Ich schwör ’ s.« Meine Stimme ist nicht mehr als ein Krächzen und mein Herz hä m mert gegen meine Rippen.
    Sein ganzer Körper ist aufs Äußerste gespannt und au f merksam. »Nein, das werden Sie nicht. Wie wollen Sie e r klären, was Sie hier tun mitten in der Nacht, ohne richtig angezogen zu sein, Miss Doyle?«
    Instinktiv schlinge ich die Arme um mich, um die Ko n turen meines Körpers unter dem dünnen weißen Nach t hemd z u verbergen. Er kennt mich, weiß me i nen Namen. Mein Puls pocht in meinen Ohren. Wie lange würde es dauern, bis irgendjemand mein Schreien hörte?
    Ich trete hinter den Altar, der nun zwischen uns ist. »Wer sind Sie?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Sie kennen meinen Namen. Warum darf ich Ihren nicht wissen?«
    Er überlegt, bevor er eine knappe Antwort gibt. »Ka r tik.«
    »Kartik. Ist das Ihr richtiger Name?«
    »Ich habe Ihnen einen Namen genannt. Das g e nügt.«
    »Was wollen Sie?«
    »Nur mit Ihnen reden.«
    Denk nach, Gemma. Lass ihn reden. »Sie sind mir g e folgt. Heute auf dem Bahnhof. Und vorhin bei der A n dacht.«
    Er nickt. »Ich habe mich in Bombay als blinder Pass a gier auf der Mary Elizabeth eingeschifft. Raue Überfahrt. Ich weiß, ihr Engländer habt ein schrec k lich sentimentales Verhältnis zur See, aber ich kann darauf verzichten.« Die Laterne wirft seinen Schatten quer über die Wand, als wü r de ein geflügeltes Etwas dort schweben. Der Mann, der sich Kartik nennt, bewacht noch immer die Tür. Keiner von uns bewegt sich.
    »Warum? Warum haben Sie den weiten Weg g e macht?«
    »Wie ich schon gesagt habe, ich muss mit Ihnen spr e chen.« Er macht einen Schritt vorwärts. Ich we i che zurück und er bleibt stehen. »Es geht um jenen Tag und Ihre Mu t ter.«
    »Was wissen Sie über meine Mutter?« Meine Stimme er s chreckt einen Vogel, der sich in den Dachsparren ve r steckt. Angstvoll, mit wild schl a genden Flügeln, flattert er zu einem anderen Balken.
    »Ich weiß, dass sie nicht an der Cholera gestorben ist.«
    Ich hole tief Luft. »Wenn Sie meine Familie erpressen wollen …«
    »Unsinn.« Noch ein Schritt vorwärts.
    Meine Hände, die sich an den kalten Marmor des Altars klammern, zittern, als bereiteten sie sich auf einen Kampf vor. »Weiter.«
    »Sie haben gesehen, was geschehen ist, nicht wahr?«
    »Nein.« Die Lüge lässt meinen Atem flach und rasch gehen.
    »Sie lügen.«
    »N-nein … ich …«
    Blitzschnell wie ein Vogel landet er auf dem Altar, geht vor mir in die Hocke und hält mir die Laterne dicht vors Gesicht. Er könnte mich leicht damit verbrennen. »Zum letzten Mal, was haben Sie ges e hen?«
    Mein Mund ist völlig ausgetrocknet vor Angst. »Ich … ich habe gesehen, wie sie getötet wurde. Ich sah, wie beide getötet wurden.«
    Seine Kiefer pressen sich aufeinander. »Weiter.«
    Ein Schluchzen, das herauswill, lässt meinen Atem zi t tern. Ich dränge es zurück. »Ich … Ich habe ve r sucht, ihr etwas zuzurufen, aber sie konnte mich nicht hören. Und dann …«
    »Was dann?«
    Die Last auf meiner Brust ist unerträglich. »Ich weiß nicht. Es war, als ob die Dunkelheit selbst a n fing, sich zu bewe g en … ich habe so etwas noch nie gesehen … irgen d ein furchterregendes Etwas.« Mit einem Mal tut es gut, e i nem völlig Fremden zu erzählen, was ich bis jetzt allen a n deren verschwiegen habe.
    »Ihre Mutter hat sich

Weitere Kostenlose Bücher