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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ich möchte ihn wieder schmecken. Das Verlangen durchfährt mich wie ein Blitz, löscht jeden a n deren Gedanken aus. Wenn ich meine Li p pen an seine bringe, schmelze ich dahin. Die Auge n lider flattern, die schwarzen Augen öffnen sich, sehen mich. Die Statue e r wacht zum Le b en. Jeder Muskel seiner Arme spannt sich, als er sich aufric h tet, mich an sich zieht, auf mich gleitet. Und dann ist sein Mund wieder auf meinem, eine Hitze, ein Druck, ein Versprechen von mehr, ein Versprechen, das eingelöst werden will.
    Seine Fingerspitzen sind wie ein Flügelschlagen auf meiner Haut. Ein Daumen wandert zu meiner Brust, erku n det sie mit kreisförmigen Bewegungen. Mein Mund sucht die salzige Haut seines Halses. Ein Knie schiebt sich zw i schen meine Beine. Ich halte für einen Moment den Atem an.
    Die warmen Finger tasten sich nach unten, zögern, stre i fen eine Körperregion, die mir noch fremd ist, einen Ort, den zu erforschen ich mir noch nicht e r laubt habe.
    »Warte …« , flüstere ich.
    Er hört nicht oder will nicht hören. Die Finger, stark und sicher und nicht ganz unerwünscht, tasten sich weiter vor. Ich will weg. Ich will bleiben. Ich will beides zugleich. Sein Mund findet meinen. Ich bin wehrlos. Ich könnte i m mer so dahintreiben, mich in ihm verlieren und neu geb o ren als eine andere herauskommen. Der Daumen auf me i ner Brust lässt meine gesamte Haut prickeln, als hätte ich sie noch nie zuvor wirklich gespürt. Mein ganzer Körper bäumt sich auf, seinem Druck entgegen. Er könnte mich verschlingen, wenn ich nur loslasse. Lass los. Lass los. Lass los.
    Nein.
    Meine Hände gleiten an seiner schweißnassen Brust hi n auf und stoßen ihn weg. Er fällt zur Seite. Befreit von se i nem Gewicht habe ich das Gefühl, als fehlte mir eins me i ner Glieder, u nd das Verlangen, ihn zurückzuziehen, übe r wältigt mich fast. Feine Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn, während er –verwirrt und erschöpft –kurz blinzelt und dann in seinen Schlafzustand zurücksinkt. Er liegt da, gena u so, wie ich ihn gefunden habe. Eine Statue, knapp außer Reichweite.
     

     
    Es war nur ein Traum, nichts als ein Traum. Das sage ich zu mir selbst, als ich schwer atmend aufw a che, in meinem eigenen Bett in meinem eigenen Zimmer, mit Ann, die w e nige Meter von mir entfernt zufri e den schnarcht.
    Es war nur ein Traum.
    Aber es war so wirklich. Ich betaste mit den Fi n gern meine Lippen. Sie sind nicht geschwollen vom Küssen. Ich bin noch ganz. Unversehrt. Eine make l lose Ware. Kartik ist meilenweit entfernt, versunken in einen Schlaf, mit dem ich nichts zu tun habe. Der Teil meines Körpers jedoch, den ich nicht erforscht habe, tut weh und ich muss mich auf die Seite legen, die Knie fest aneinandergepresst, um den Schmerz nicht zu spüren.
    Es war nur ein Traum.
    Aber das Allererschreckendste ist, dass ich mir sehnlich wünsche, es wäre anders.

20. Kapitel
     
    D r . Thomas hat Pippa für vollkommen genesen e r klärt, und weil Sonntag ist und wir nicht in die Kirche müssen, kö n nen wir den Tag nach Lust und La u ne verbringen. Wir sind unten am Weiher und streuen die letzten Bl ü tenblätter von Spätsommerblumen auf die ruhige Oberfläche. Ann ist im Haus geblieben, um ihre Arie für den Familientag zu pr o ben –den Tag, an dem unsere Verwandten über Spence hereinbrechen we r den, um sich zu überzeugen, zu welchen Wundern von Grazie, Charme und Schönheit wir uns en t wickeln.
    Ich werfe eine Handvoll welker Wiesenblumen in den Weiher. Sie schwimmen auf dem Wasser wie Pusteln eines Ausschlags, bevor sie eine Brise zur Mitte hintreibt. Dort sammeln sie sich und werden vom Wasser immer schw e rer, bis sie schließlich schweigend untergehen. Am geg e nüberliegenden Ufer sitzen einige der jüngeren Mädchen auf Decken, unterhalten sich, essen Pfla u men und haben ihren Spaß. Sie kümmern sich nicht um uns und wir kü m mern uns nicht um sie und alle sind zufrieden.
    Pippa liegt im Ruderboot. Sie erinnert sich an nichts von dem, was ihrem Anfall vorausgegangen ist, und darüber bin i ch froh. Es ist ihr schrecklich peinlich, die Ko n trolle über sich verloren zu haben und was sie gesagt oder getan haben könnte.
    »Habe ich irgendwelche vulgären Geräusche g e macht?«, fragt sie.
    »Nein«, versichere ich ihr.
    »Überhaupt nicht«, fügt Felicity hinzu.
    Pippas Schultern lehnen sich entspannt gegen den Bug. Sekunden später verkrampfen sie sich wieder unter einer neuen Sorge. »Ich … hab mich

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