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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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stellen.
    »Was für … dunkle Wesen?«
    » Gekränkte Geister voller Wut und Hass. Sie wollen z u rück in diese Welt. Sie werden deine Schwäche erkennen und ausnutzen.«
    Felicity glaubt kein Wort davon. Hinter Mutter Elenas Rücken schneidet sie eine Fratze. Aber ich habe das dunkle Etwas gesehen, habe gesehen, wie es sich bewegte, habe es krächzen gehört.
    »Wie könnte sie solch ein Wesen zu sich rufen?« Kalter Schweiß dringt mir aus allen Poren.
    »Es verlangt ein Opfer und dann gehört ihr die Macht«, flüstert Mutter Elena. »Aber sie wird für immer an das Dunkle gebunden sein.«
    »Was für ein Opfer?«, frage ich mit rauer Stimme. Mu t ter Elenas Augen werden glasig. Sie kämpft mit ihrer Eri n nerung. Ich frage noch einmal, energischer. »Was für ein Opfer?«
    »Steigere dich nicht so hinein … Mary«, sagt Ann leise zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Mutters abwesender Blick kehrt in die Gegenwart z u rück. Sie betrachtet mich argwöhnisch. »Wer bist du?«
    Felicity versucht, sie wieder zurück in die Verga n genheit zu versetzen. »Es ist deine Mary, Mutter Elena. Erinnerst du dich nicht?«
    Mutter wimmert wie ein erschrecktes Tier. »Wo bleibt Carolina mit dem Wasser? Carolina, sei nicht ungezogen. Komm zu mir.«
    »Mary kann dich zu ihr bringen«, wirft Felicity ein.
    »Hör auf damit!«, brülle ich.
    »Mary, bist du nach all der Zeit zu mir zurückgeko m men?« Mutter Elena nimmt mein Gesicht in ihre welken Händen.
    »Ich bin Gemma«, bringe ich mühsam hervor. »Gemma, nicht Mary. Es tut mir leid, Mutter.«
    Mutter Elena zieht ihre Hände zurück. Ihr Schultertuch öffnet sich und enthüllt den Glanz des Mon d auges, das sie um ihren runzligen Hals trägt. Sie weicht zurück. »Du. Du hast uns das angetan.«
    Ihre anschwellende Stimme bringt die Hunde zum Be l len.
    »Ich glaube, wir sollten lieber gehen«, warnt Ann.
    »Du hast uns vernichtet. Alles zerstört …«
    Felicity wirft noch einen Schilling auf den Tisch. »Da n ke, Mutter. Du hast uns sehr geholfen. Die H o nigkuchen waren köstlich.«
    »Du warst es!«
    Ich halte mir die Ohren zu, um ihren Aufschrei ausz u sperren. Die Wälder hallen davon wider, dem Heulen eines Muttertiers, das um sein Junges trauert. Ich fliehe, vorbei an den Zigeunern, die nun zu b e trunken sind, um uns zu verfolgen, vorbei an der pr o testierenden Felicity und an Ann, die ich beide hinter mir lasse. Ich laufe, ohne anz u halten, bis tief ins Dunkel des Waldes hinein. Als ich en d lich stehen bleibe, bekomme ich kaum noch Luft und habe das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Dieses verdammte Korsett. Mit klammen Fingern zerre ich an den Schnüren, kann sie aber nicht öffnen. Schließlich sinke ich hilflos schluchzend auf die Knie. Ich spüre seinen Blick, bevor ich ihn tatsächlich sehe. Aber er ist da und beobachtet mich –steht nur da und be o bachtet mich, sonst nichts.
    »Lassen Sie mich in Ruhe ! «, rufe ich.
    »Das ist ja eine feine Art, uns zu behandeln«, sagt Felic i ty, die schnaufend hinter mir auftaucht. Ann folgt ihr ke u chend auf den Fersen. »Was zum Teufel ist auf einmal in dich gefahren?«
    »Ich … ich bin plötzlich in Panik geraten«, sage ich, ebenfalls nach Atem ringend. Kartik ist immer noch da. Ich spüre es.
    »Mutter Elena mag verrückt sein, aber sie ist harmlos. Mög l icherweise ist sie auch gar nicht ve r rückt. Wenn du nicht weggerannt wärst, hätte sie ihre kleine Vorstellung vielleicht beendet und wir hätten uns von ihr die Zukunft vorhersagen lassen können, statt unser Geld für nichts und wieder nichts zu ve r schwenden.«
    »T-tut mir leid«, stammle ich. Hinter dem Baum ist ni e mand mehr. Er ist weg.
    »Was für eine Nacht«, murmelt Felicity. Sie macht sich wieder auf den Weg und lässt mich einfach z u rück.
     

     
    Im Traum laufe ich, meine Füße sinken bei jedem Schritt in die kalte, matschige Erde ein. Als ich a n halte, stehe ich am Eingang von Kartiks Zelt. Er schläft, die Bettdecke ist zurückgeschlagen, seine Brust entblößt wie der Oberkörper einer römischen Statue. Eine Linie dunkler Haare zieht sich über einen straffen Bauch. Sie verschwindet im Bund se i ner Hose, in eine Welt, die ich nicht kenne.
    Sein Gesicht. Seine Wangen-Nase-Lippen-Augen. Unter seinen Lidern mit den dichten Wimpern bewegen sich se i ne Augen im Traum hin und her. Die N a se ist kräftig und gerade. Der volle Mund darunter ist nur leicht geöffnet, um seinen Atem ein - und au s strömen zu lassen.
    Dieser Mund,

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