Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
damit?«
»Ich fürchte , du wirst bald eine Entscheidung treffen mü s sen.«
Ich stehe auf und streife das Gras von meinem Rock. »Ich weiß , dass du geholfen hast , Mitglieder des Ordens niederz u metzeln. Du hast uns nicht gewarnt , als die Quellnymphen in der Nähe waren. Nach allem , was ich weiß , könntest du Teil der Winterwelt sein. Warum sol l te ich auf dich hören?«
»Ich bin durch Magie dazu verdammt , die Wahrheit zu s a gen und keinem deiner Art ein Leid zuzufügen.«
Früher.
Ich wende mich zum Gehen. »Wie du gesagt hast , die Di n ge ändern sich.«
* **
Als wir in die leere Loge des Königlichen Opernhauses z u rückkehren , fällt gerade der Vorhang zum Beginn der Pause. Wir haben Magie mitgebracht. Sie haftet derart an meinem Körper , dass ich alles verstärkt wahrnehme. Das langsame Zischen der Gaslampe in der Ecke der Loge braust in meinem Kopf. Die angehenden Lichter schme r zen in meinen Augen. Und die Gedanken der Leute sa u sen durch mich hindurch , dass ich das Gefühl habe , ve r rückt zu werden.
»Gemma? Ist alles in Ordnung?« , fragt Ann.
»Spürt ihr das nicht?« , keuche ich.
»Was sollen wir spüren?« , fragt Felicity gereizt.
»Die Magie. Es ist zu viel.« Ich halte mir die Ohren zu , als könnte ich dadurch den Ansturm der Geräusche stoppen. Ann und Felicity scheinen überhaupt nichts zu merken.
»Versuch , mit deiner Magie irgendetwas herbeizuwü n schen –einen Grashüpfer oder einen Rubin.«
Felicity schließt die Augen und streckt ihre offene Hand aus. Etwas glitzert kurz darin , verschwindet aber sofort wi e der. »Warum ist es mir nicht gelungen?«
»Ich weiß es nicht« , sage ich. »Versuch du es , Ann.«
Ann legt ihre Hände aneinander und konzentriert sich. Sie wünscht sich eine Diamantkrone. Ich fühle ihren Wunsch in mir aufwallen. Im nächsten Moment gibt sie es auf. »Das versteh ich nicht« , sagt sie.
»Es ist , als sei alle eure Magie in mir« , sage ich zitternd. »Als hätte ich ein Dreifaches davon.«
Felicity späht über die Logenbrüstung. »Sie haben ihre Plätze verlassen! Sie werden uns suchen! Wir müssen hinu n tergehen. Gemma , kannst du aufstehen?«
Meine Beine sind so wackelig wie die eines neugebor e nen Fohlens. Felicity und Ann fassen mich rechts und links unter. Wir schließen uns einem Mann und seiner Frau an. Er hat eine Affäre mit ihrer Schwester. Er hat vor , sie he u te Abend nach der Oper zu treffen. Seine G e heimnisse strömen durch meine Adern und vergiften mich.
»Oh« , stöhne ich und schüttle heftig den Kopf , um mich von meinen Gedanken zu befreien. »Das ist entset z lich. Ich kann alles hören und fühlen. Ich kann es nicht abstellen. Wie soll ich diesen Abend überstehen?«
Felicity führt mich die Treppen hinunter. »Wir bringen dich in den Ankleideraum und sagen deiner Großmutter , dass dir schlecht ist. Sie wird dich nach Hause begleiten.«
»Aber dann verpasse ich meinen Abend mit Simon!« , ja m mere ich.
»Willst du , dass Simon dich so sieht?« , flüstert Felic i ty.
»N-nein« , sage ich. Tränen rinnen über meine Wa n gen.
»Dann komm.«
Ann summt leise vor sich hin. Es ist eine nervöse Gewoh n heit von ihr , aber es wirkt irgendwie beruhigend auf mich. Wenn ich nur ihrer Stimme lausche , gelingt es mir , mich auf den Beinen zu halten und einigermaßen normal auszusehen.
Als wir am Ende der Treppe angelangt sind und das große Pausenfoyer betreten , ist dort Tom , der mich sucht. Ann hört auf zu summen und die geheimen Wü n sche aller hier im Saal stürmen auf mich ein. Mein Kopf dröhnt. Konzentriere dich , G emma. Schalte sie aus. Wähle einen und knüpfe deine G e danken daran.
Ann. Ich spüre , wie ihr Herz im gleichen Rhythmus mit meinem schlägt. Sie stellt sich vor , sie tanze in Toms Armen und er sehe sie schwärmerisch an. Sie wünscht es sich so sehr und leider weiß ich das.
Da kommt er , zusammen mit Lady Denby. Und S i mon. Ich verliere den an Ann geknüpften Faden. Alles bricht wieder über mich herein. Ich gerate in Panik. Ich kann an nichts a n deres denken als an Simon , den fantastisch aussehenden S i mon in seinem schwarzen Frack. Und ich , ein Nervenbündel , zerrüttet durch die Magie. Er kommt mit langen Schritten auf uns zu. Für einen Moment dringen seine Gedanken in mich ein. Flüchtige Bilder. Sein Mund an meinem Hals. Seine Hand , die meinen Handschuh abstreift.
Meine Knie knicken ein. Felicity zieht mich energisch hoch.
»Miss Doyle?« ,
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