Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
mir gesch o ben habe. Aber heute Abend ist mir klar geworden –nicht zuletzt durch Aschas Worte –, dass ich den Kopf nicht länger in den Sand stecken kann. Dass Pippa selbst einer jener dun k len Geister werden könnte , wenn sie nicht ins Jenseits hin ü bergeht. Ich bringe mich nicht d a zu , es zu sagen. Ich hebe eine Handvoll Tau vom Boden auf. Die Tropfen sammeln sich zwischen meinen Fingern und bilden ein silbernes Gespinst.
»Gemma …«, fleht Pippa.
»Natürlich musst du nicht gehen« , sagt Felicity und stürmt an mir vorbei. »Wir werden einen Weg finden. Mit der Magie werden wir es schaffen , die Dinge zu ä n dern. Der Orden wird uns helfen.«
»Das wissen wir nicht« , sage ich leise.
»Aber es ist möglich , nicht wahr?« , fragt Pippa. Ihre Augen glänzen wieder hoffnungsvoll. »Denkt daran! Ich könnte ble i ben. Wir könnten für immer zusammen sein.«
»Ja , natürlich. Wir werden einen Weg finden. Ich verspr e che es« , sagt Felicity.
Ich werfe Felicity einen warnenden Blick zu. Aber Pippa weint Freudentränen , schlingt ihre Arme um Felicity und drückt sie zärtlich an sich. »Fee , danke. Ich liebe dich so sehr.«
Die Farbe auf unseren Händen ist verblasst und nichts we i ter als ein Schatten von Linien und Schnörkeln , der unter der dünnen Schicht unserer Handschuhe ve r schwindet.
»Bitte bleibt noch« , fleht Pippa. »Ich möchte spielen , dass ich auch in der Oper bin. Und anschließend ist ein Ball! Kommt und tanzt mit mir!«
Sie läuft auf die Wiese hinaus , schwingt ihr Kleid hin und her und wirft die Fersen hoch. Ann läuft kichernd hinter ihr her. Ich ziehe Felicity beiseite.
»Du solltest Pippa nicht solche Dinge versprechen.«
Felicitys Augen blitzen. »Warum nicht? Gemma , sie war für uns verloren und jetzt haben wir sie wieder. Es muss einen Grund dafür geben , meinst du nicht?«
Ich denke ans Hinübergehen meiner Mutter und wie schmerzhaft ihr Verlust immer noch ist. Wie eine Wu n de , die du geheilt glaubst , bis du an den verblassenden blauen Fleck stößt und der Schmerz dich aufs Neue durchfährt. Es ist schrecklich. Und dennoch … Aschas Magie hat bei Pippa nicht gewirkt. Diese dunklen Geister haben sie gesehen. Sie haben sich an sie herangemacht und uns verfolgt.
»Ich weiß nicht , was wir haben , aber es ist nicht Pippa. J e denfalls nicht unsere Pippa.«
Felicity reißt sich von mir los. »Ich will sie nicht zwe i mal verlieren. Jeder kann sehen , dass sie unverändert ist. Sie ist immer noch unsere Pippa , reizend wie eh und je.«
»Aber sie hat die Beeren gegessen. Sie ist gestorben. Du hast gesehen , wie sie begraben wurde.«
Felicity will es nicht hören. »Die Magie. Sie wird die Dinge ändern.«
»Das ist nicht ihr Zweck« , sage ich sanft. »Pippa ist jetzt ein Wesen des Magischen Reichs und sie muss ins Jenseits hinübergehen , bevor sie böse wird.«
Felicity schaut zu Pippa und Ann hinaus , die im frischen Gras wie Balletttänzerinnen herumwirbeln. »Das weißt du nicht.«
»Fee …«
»Das weißt du nicht!« Sie rennt los.
»Tanz mit mir , Fee« , ruft Pippa und lächelt sie stra h lend an. Sie nimmt Felicitys Hände in ihre. Irgendetwas fließt zw i schen ihnen , das ich nicht benennen kann. Ein Gefühl der Zärtlichkeit. Der Zusammengehörigkeit. Ganz so , als seien wir alle im großen Tanzsaal von Spe n ce versammelt , legt Felicity ihre Hände an Pippas Hüften und beginnt , sich mit ihr im Walzerschritt zu drehen. Sie drehen sich immer schneller , Pippas Locken fliegen im Wind , wild und frei.
»Oh Fee , ich vermisse dich so.« Sie umschlingt Felicitys Taille und Felicity die ihre. Sie könnten siamesische Zwilli n ge sein. Pippa flüstert etwas in Felicitys Ohr und sie lachen. »Verlass mich nicht« , sagt Pippa. »Versprich mir , dass du wiederkommst. Versprich es.«
Felicity legt ihre Hände auf Pippas Hände. »Ich ve r spreche es.«
Ich muss einen Moment allein sein , um mit mir ins Reine zu kommen. Ich gehe zum Fluss hinunter , setze mich ans Ufer und versuche , meine Gedanken zu ordnen. Die Medusa kommt in Sicht und gleitet lautlos heran.
»Hast du Kummer , Gebieterin?« , fragt sie mit ihrer klebr i gen Stimme.
»Nein« , murmle ich.
»Du traust mir nicht« , sagt sie.
»Das habe ich nicht gesagt.«
Sie schwenkt ihr mächtiges grünes Haupt in die Ric h tung des Gartens , wo meine Freundinnen im frischen Gras tanzen. »Die Dinge ändern sich. Du kannst die Ve r änderung nicht aufhalten.«
»Was meinst du
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