Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
und mit e i nem kleinen schwarzen Punkt in der Mitte. Ich will we g schauen , aber ich kann nicht.
»Es ist Zeit , ins Magische Reich zurückzukehren …« , sagt sie und wiederholt es immer und immer wieder , wie ein san f tes Wiegenlied. »Aber Vorsicht , Gemma , mein Liebling … sie sind hinter dir her. Sie alle sind hinter dir her.«
Sie öffnet den Mund zu einem entsetzlichen Schrei und entblößt dabei grässliche , spitze Zähne.
5. Kapitel
A ls ich am Morgen müde aufwache , sind meine A u genlider schwer. Ich gurgle mit ein wenig Rose n wasser , um den flauen Geschmack in meinem Mund zu vertreiben , und spucke es so dezent wie möglich ins Waschbecken. Ich werde das schrec k liche Bild von Pippa als Monster nicht los , das sich in me i nem Kopf eingenistet hat.
Es war nur ein Traum , G emma , n ichts als ein Traum. Es sind deine Schuldgefühle , d ie dich quälen. Pippa ist freiwillig dort geblieben. Sie hat ihre Wahl getroffen. Es war ihre eig e ne Entscheidung , n icht deine. Hör auf , d ir Vorwürfe zu m a chen.
Ich spüle meinen Mund noch einmal , als könnte mich das von meinen Übeln heilen.
* **
Die langen Tischreihen im Speisesaal sind fürs Frühstück gedeckt. Jeder vierte Platz ist mit einem Gesteck aus Wei h nachtssternen und Farnkraut geschmückt. Es sieht hübsch aus und allmählich vergesse ich meinen Traum und erinnere mich , dass Weihnachten ist.
Ich schließe mich Felicity und Ann an , dann stellen wir uns w ie alle anderen wortlos hinter unseren Stühlen auf und wa r ten darauf , dass Mrs Nightwing das Morgengebet anstimmt. Schüsseln und Schälchen mit Eingemachtem und dicken Bu t terscheiben stehen neben unseren Tellern. Der würzige Duft von gebratenem Speck liegt in der Luft. Das Warten ist eine Qual. Endlich erhebt sich Mrs Nightwing und fordert uns auf , unsere Köpfe zu beugen. Nach einem gottlob kurzen und schmerzlosen Gebet dürfen wir am Tisch unsere Plätze ei n nehmen.
»Habt ihr es schon bemerkt?« , fragt Martha in einem bü h nenreifen Flüsterton. Martha ist eine von Cecilys Busenfreu n dinnen und eifert ihr in allem nach , langsam fängt sie sogar an , ihr ein wenig ähnlich zu sehen. Beide lachen auf die gle i che aufgesetzte , dümmliche Art und tragen ein Lächeln zur Schau , das überlegen wirken soll , aber so aussieht , als wür g ten sie an einem zu großen Bi s sen.
»Was bemerkt?« , fragt Felicity.
»Wir haben eine neue Lehrerin« , fährt Martha fort. »Seht ihr nicht? Da neben Mademoiselle LeFarge.«
Mademoiselle LeFarge , unsere mollige Französischlehr e rin , sitzt mit den anderen Lehrkräften an einem separ a ten Tisch. Vor kurzer Zeit hat sie die Bekanntschaft eines Dete k tivs von Scotland Yard gemacht , eines gewissen Inspektor Kent , den wir alle sehr mögen. Seit sich ihre zarte Beziehung angebahnt hat , ist sie dazu übergega n gen , hellere Farben und modischere Kleider zu tragen. Ihre neu gewonnene Fröhlic h keit reicht jedoch nicht aus , um sie über mein miserables Französisch hinwegzutä u schen.
Alle Köpfe drehen sich in die Richtung der neuen Le h rerin , die zwischen Mademoiselle LeFarge und Mrs Nightwing sitzt. Sie trägt ein graues Flanellkostüm mit einem Stechpalme n zweig am Aufschlag. Ich erkenne in ihr sofort die Frau wi e der , die mitten in der Nacht in Spence angekommen ist. Ich könnte es den anderen e r zählen. Meine Popularität hier am Tisch würde dadurch beträchtlich steigen. Höchstwahrschei n lich würde Cecily schnurstracks zu Mrs Nightwing rennen und sie über meine nächtlichen Aktivitäten informieren. Ich beschli e ße , stattdessen eine Feige zu essen.
Mrs Nightwing erhebt sich , um das Wort an uns zu richten. Meine Gabel , die schon im Begriff war , den L e ckerbissen aufzuspießen , muss neben meinem Teller li e gen bleiben. Ich murmle ein stummes Gebet , dass sie sich kurzfassen möge , wohl wissend , dass das ungefähr genauso aussichtsreich ist , wie im Juli um Schnee zu bi t ten.
»Guten Morgen , Mädchen.«
»Guten Morgen , Mrs Nightwing« , antworten wir im Chor.
»Ich möchte Ihnen Miss McChennmine , unsere neue Kunsterzieherin , vorstellen. Außer aufs Zeichnen und Malen versteht sich Miss McChennmine auch auf Latein und Gri e chisch , Badminton und Bogenschießen.«
Felicity wirft mir einen begeisterten Blick zu. Nur Ann und ich wissen , wie viel ihr dieser Sport bedeutet. Im Magischen Reich hat Felicity sich schon darin erprobt und ihr Geschick als Bogenschützin bewiesen.
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