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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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schwindlig.
    »Gemma« , sagt er so , dass ich in diese herrlichen bra u nen Augen schauen muss. »Ich muss Ihnen etwas sagen …«
    Nein , bitte sag es nicht. Es wird alles kaputt machen. Ich reiße mich los , presse die Hand auf meinen Magen.
    »Geht es Ihnen gut?« , fragt er.
    Ich lächle schwach und nicke. »Die Kälte« , sage ich. »Vie l leicht sollte ich wieder hineingehen.«
    »Aber zuerst muss ich Ihnen …«
    »Es ist so viel zu tun« , sage ich , ihm das Wort abschne i dend.
    »Also schön« , sagt er und es klingt verletzt. »Vergessen Sie Ihr Geschenk nicht.«
    Er reicht mir das Wundermesser. Unsere Hände berü h ren sich. Für einen Moment ist es , als halte die Welt den Atem an. Und dann sind seine Lippen , diese warmen , sanften Lippen , auf meinen. Es durchfährt mich , als ginge ein plötzlicher R e genschauer auf mich nieder.
    Ich habe ein Gefühl im Bauch , als würden Vögel darin fla t tern. Und dann reiße ich mich los. »Bitte nicht.«
    »Es ist , weil ich Inder bin , nicht wahr?« , fragt er.
    »Unsinn« , sage ich. »Ich betrachte Sie gar nicht als I n der.«
    Er sieht aus , als hätte er einen Faustschlag erhalten. Dann wirft er den Kopf zurück und lacht. Ich weiß nicht , was an meinen Worten so lustig sein soll. Er sieht mich mit einem so h arten Blick an , dass ich das Gefühl habe , darunter zu zerbr e chen. »Sie betrachten mich also gar nicht als Inder. Nun , das ist eine große Erleichterung.«
    »Ich … so habe ich es nicht gemeint.«
    »Das tut ihr Engländer nie.« Er geht in den Stall und ich folge ihm auf den Fersen.
    Ich hatte mir nicht klargemacht , dass er das als Beleid i gung auffassen könnte. Zu spät erkenne ich jetzt , dass er recht hat. Im Grunde konnte ich Kartik gegenüber nur so unbefangen , so … ich selbst … sein , weil er ein Inder ist und deshalb ni e mals irgendetwas zwischen uns sein könnte. Alles , was jetzt über meine Lippen käme , wäre eine Lüge. Ich habe einen schrecklichen Schlamassel a n gerichtet.
    Kartik packt seine wenigen Habseligkeiten in einen Ruc k sack.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Zu den Rakschana. Es ist Zeit für mich , meinen Platz zu behaupten. Mit meinem Training zu beginnen und in der Le h re fortzuschreiten.«
    »Bitte gehen Sie nicht , Kartik. Ich will nicht , dass Sie g e hen.« Es ist das Ehrlichste , was ich bis jetzt gesagt h a be.
    »Dann tut es mir leid für Sie.«
    In der Stallgasse wird es lebendig. Dienstboten haben mit einem Schlag ihre Arbeit aufgenommen wie die wi n zigen mechanischen Figuren einer Spieluhr.
    »Sie sollten hineingehen. Würden Sie bitte die Freundlic h keit haben , dies hier Emily von mir zu geben?« , sagt er kühl. Er reicht mir das zweite Geschenk , das gerade so weit herau s schaut , dass ich die Odyssee erkenne. »Sagen Sie ihr , es tut mir leid , dass ich ihr nicht weiter helfen kann , Lesen zu le r nen. Sie wird sich jemand anderen s u chen müssen.«
    »Kartik« , beginne ich. Ich bemerke , dass das , was ich ihm vor Monaten geschenkt habe , noch an der Wand lehnt. »Wo l len Sie den Kricketschläger nicht mitne h men?«
    »Kricket. Ein typisch englisches Spiel« , sagt er. »Leben Sie wohl , Miss Doyle.« Er schultert seinen Rucksack und geht , dem heraufdämmernden Morgen entgegen.

37. Kapitel
    Z ur Mittagszeit dröhnen die Straßen Londons vom Konzert der Glocken , die jedermann in die Kirche rufen. Großmama , Tom und ich sitzen auf den harten Holzbänken und lassen die Worte des Weihnachtsevangeliums auf uns hera b regnen.
    »Da berief Herodes die Weisen heimlich und erkund e te mit Fleiß von ihnen , wann der Stern erschienen wäre , und wies sie nach Bethlehem und sprach: › Ziehet hin und fo r schet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr ’ s fi n det , so sagt mir ’ s wieder , dass ich auch komme und es anbete …‹ «
    Ich blicke in der Kirche umher. Rings um mich sind die Köpfe im Gebet gesenkt. Die Menschen scheinen zufrieden zu sein. Erfüllt von der frohen Botschaft.
    Ein farbiges Glasfenster zeigt einen Engel der Verkünd i gung. Maria kniet zu seinen Füßen und empfängt b e bend die bestürzende Botschaft ihres himmlischen Besuchers. Ihr G e sicht drückt Ehrfurcht und Furcht über di e se Nachricht aus , über das Geschenk , um das sie nicht gebeten hat und das sie dennoch tragen wird. Ich frage mich , warum nirgends etwas über ihre schrecklichen Zweifel geschrieben steht.
    »Da Herodes nun sah , dass er von den Weisen betrogen w ar , ward er sehr zornig und

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