Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Kampfhähne.
Etwas von Vaters altem Selbst flackert auf. »Wir hatten i n B ombay viele treue indische Dienstboten , wenn ich dich da r an erinnern darf , Thomas.«
»Ja , Vater , aber das war in Indien. Jetzt sind wir hier unter Leuten unseres Standes , die alle englische Kutscher beschä f tigen.«
»Stellst du meine Entscheidung infrage , Thomas?«
»Nein , Sir.«
»Na also.«
Nach einem Moment unbehaglichen Schweigens sagt Tom vorsichtig: »Aber du kannst nicht bestreiten , dass einige G e pflogenheiten der Inder dir Probleme eingetragen haben , V a ter.«
»Das genügt , Tom Harry!« , poltert Vater. »Schluss jetzt , keine weitere Diskussion mehr.«
Tom stürzt aus der Tür und wirft mich fast über den Ha u fen.
»Hoppla« , sage ich. Als er nicht antwortet , füge ich hinzu: »Du könntest dich entschuldigen.«
»Du solltest nicht an Schlüssellöchern lauschen« , zischt er zurück. Ich folge ihm zur Treppe.
»Du solltest dich nicht in Vaters Angelegenheiten m i schen« , flüstere ich.
»Du hast leicht reden« , knurrt er. »Du verbringst nicht den Großteil deiner Zeit damit , ihn von der Flasche fer n zuhalten , nur damit er sich dann von irgendeinem fre m den Kutscher wieder dazu verleiten lässt.«
Tom nimmt wutentbrannt zwei Stufen auf einmal. Ich muss mich anstrengen , um mit ihm Schritt zu halten.
»Das weißt du doch gar nicht. Warum musst du ihn so aus der Fassung bringen?«
Tom fährt herum. »Ich bringe ihn aus der Fassung? Ich ve r suche , alles zu tun , um seine Zuneigung zu gewinnen , aber in seinen Augen kann ich nichts recht machen.«
»Das stimmt nicht« , sage ich.
Er schaut mich an , als hätte ich ihn geohrfeigt. »Wie willst du das wissen , Gemma? Du bist sein Ein und A l les.«
»Tom …« , beginne ich.
Ein groß gewachsener Butler erscheint. »Das Abende s sen wird serviert , Mr Thomas , Miss Gemma.«
»Ja , danke , Davis« , sagt Tom knapp. Damit dreht er sich elegant auf dem Absatz herum und geht.
* **
Das Abendessen ist eine Qual. Jeder bemüht sich krampfhaft , freundlich zu lächeln , als posierten wir für eine Anzeige. Wir alle versuchen , die Tatsache zu ve r drängen , dass wir nicht hier leben , gemeinsam unter e i nem Dach , und dass dies unser erstes Weihnachtsfest ohne Mutter ist. Niemand ist bereit , es offen auszuspr e chen und dadurch den Abend zu verderben. So erschöpft sich die gezwungene Unterhaltung in höflichem Gepla u der über Ferienpläne , Begebenheiten in der Schule und den Klatsch und Tratsch der Stadt.
»Wie stehen die Dinge in Spence , Gemma?« , fragt V a ter.
Ja , w eißt du , m eine Freundin Pippa ist tot und daran bin ich schuld , w irklich , u nd ich versuche verzweifelt , d en Te m pel zu finden , d ie Quelle der Magie im Magischen Reich , b evor Circe –die böse Frau , d ie Mutter getötet hat , d ie ein Mitglied des Ordens war , a ber davon weißt du nichts –ihn findet und teuflische Dinge tut , u nd dann muss ich irgen d wie die Magie binden , o bwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe , w ie. Und , j a , s o stehen die Dinge in Spence.
»Sehr gut , danke.«
»Ah , großartig. Großartig.«
»Hat dir Thomas gesagt , dass er medizinischer Assistent am Königlichen Bethlehem-Hospital geworden ist?« , fragt Großmama und lädt eine reichliche Portion Erbsen auf ihre Gabel.
»Nein , ich glaube nicht.«
Tom schenkt mir ein gezwungenes Lächeln. »Ich bin med i zinischer Assistent am Königlichen Bethlehem-Hospital g e worden« , wiederholt er gehorsam wie ein P a pagei.
»Wirklich , Thomas« , sagt Großmama tadelnd , ohne echte Empörung.
»Meinst du Bedlam , das Irrenhaus?« , frage ich.
Toms Messer kratzt über seinen Teller. »Wir nennen es nicht so.«
»Iss deine Erbsen , Gemma« , sagt Großmama. »Wir sind zu einem Ball eingeladen , den Lady George Worthin g ton , die Frau des Admirals , gibt. Es ist die begehrteste Einladung der Weihnachtssaison. Was für ein Mädchen ist Miss Worthin g ton?«
Aha , e ine ausgezeichnete Frage. Warte … sie küsst im Wald Zigeuner und hat mich einmal in der Kapelle eing e sperrt , n achdem sie mich aufgefordert hatte , d en Kommun i onswein zu stehlen. Im Schein eines blassen Monds sah ich , w ie sie ein Reh getötet hat und nackt und blutbespritzt aus einer Schlucht geklettert ist. Sie ist seltsamerweise auch eine meiner besten Freundinnen. Verlange nicht , d ass ich erkläre , w arum.
»Ein beherztes Mädchen« , sage ich.
»Ich dachte mir , morgen könnten
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