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Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr

Titel: Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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wir meine Freundin Mrs Rogers besuchen. Nachmittags gibt es bei ihr eine musikal i sche Darbietung.«
    Ich hole tief Luft. »Ich bin morgen zum Tee eingel a den.«
    Großmamas Gabel bleibt auf halbem Weg zu ihrem Mund stecken. »Bei wem? Warum wurde keine Karte für mich a b gegeben? Völlig ausgeschlossen. Kommt nicht infrage.«
    Na , wunderbar. Vielleicht sollte ich mir gleich einen Strick aus Tischtüchern drehen und mich aufhängen.
    »Bei Miss Moore , sie ist eine Kunsterzieherin in Spe n ce.« Es ist nicht nötig , ihre Entlassung aus ebendieser Institution zu erwähnen. »Sie ist allgemein sehr beliebt und von allen ihren Schülerinnen hat sie nur Miss Bra d shaw , Miss Worthington und mich eingeladen , sie zu besuchen. Es ist eine große Ehre.«
    »Miss Bradshaw … Hatten wir sie nicht in Spence kenne n gelernt? Sie ist doch diese Stipendiatin , wenn ich nicht irre?« , sagt Großmama stirnrunzelnd. »Die Waise?«
    »Habe ich es dir nicht erzählt?« Mein neu entdeckter Hang zum Lügen wird rasch zur Gewohnheit.
    »Was erzählt?«
    »Man hat herausgefunden , dass Miss Bradshaw einen hochherrschaftlichen Großonkel hat , einen Herzog , der in Kent l ebt , und dass sie in Wahrheit von großfürstlich-russischem Adel ist. Eine entfernte Cousine der Zarin.«
    »Was du nicht sagst!« , ruft Tom. »Das ist wahrlich ein Glück.«
    »Ja« , sagt Großmama. »Es klingt eher wie eine G e schichte aus einem Groschenroman.«
    Genau. Und bitte bohre nicht weiter , s onst wirst du die verblüffenden Ähnlichkeiten entdecken.
    »Vielleicht werde ich mir Miss Bradshaw noch einmal g e nauer ansehen müssen , nun , wo sie im Besitz eines Verm ö gens ist« , scherzt Tom , obwohl ich den Verdacht habe , dass er es ernst meint.
    »Sie ist auf der Hut vor Mitgiftjägern« , warne ich Tom.
    »Meinst du , sie würde mich so abstoßend finden?« , schnaubt Tom.
    »Da sie sowohl Ohren als auch Augen im Kopf hat , ja« , fauche ich zurück.
    »Ha! Das war ein Schuss in Schwarze , mein Guter« , sagt Vater lachend.
    »John , ermutige sie nicht noch. Gemma , es schickt sich nicht , so unfreundlich zu sein« , sagt Großmama tadelnd. »Ich kenne diese Miss Moore nicht. Ich weiß nicht , ob ich diesen Besuch erlauben kann.«
    »Sie ist eine hervorragende Zeichenlehrerin und Mal e rin« , biete ich an.
    »Und kassiert zweifellos gutes Geld dafür. Das kennt man ja von solchen Leuten« , sagt Großmama und nimmt sich eine Portion Kartoffeln. »Dein Zeichentalent wird in den paa r W o chen nicht verkümmern. Du verbringst de i ne Zeit besser zu Hause oder begleitest mich bei meinen Besuchen , damit du Leute triffst , die von Bede u tung sind.«
    Für diese Bemerkung könnte ich ihr einen Fußtritt g e ben. Miss Moore ist zehnmal so viel wert wie ihre »Leute , die von Bedeutung sind«. Ich räuspere mich. »Wir we r den natürlich Weihnachtsschmuck für die Spitäler ba s teln. Miss Moore betont immer wieder , man könne gar nicht genug wohltätige Dinge tun.«
    »Das ist allerdings bewundernswert« , sagt Großmama , i n dem sie ihren Schweinelendenbraten in kleine Stücke schne i det. »Vielleicht werde ich dich begleiten und mir diese Miss Moore selbst ansehen.«
    »Nein!« , schreie ich fast. »Ich meine …« Was meine ich? »Es wäre Miss Moore sehr peinlich , wenn ihre guten Werke öffentlich bekannt würden. Sie rät in allen Dingen zur Diskr e tion. Wie schon die Bibel sagt …« Ich mache eine Pause. Da ich die Bibel kaum gelesen habe , habe ich keine leise A h nung , was sie sagt. »Lass dein Geschmeide nur Gottes Ohren … Finger schmücken. Gottes Finger.«
    Ich nehme rasch einen Schluck Tee. Großmama scheint verblüfft. »Das steht in der Bibel? Wo?«
    Mein Mund ist voll von zu heißem Tee. Ich schlucke ihn mühsam. »In den Psalmen« , würge ich hustend he r vor.
    Vater schaut mich mit einem merkwürdigen Blick an. Er weiß , dass ich lüge.
    »In den Psalmen , sagst du? In welchem Psalm?« , fragt Großmama.
    Vaters schiefes Lächeln scheint zu sagen: Aha , jetzt sitzt du in der Falle , Mädchen. Der Tee brennt zur Strafe bis in me i nen Magen hinunter. »Im Weihnachtspsalm.«
    Großmama nimmt ihr geräuschvolles Kauen wieder auf. »Ich denke , am besten wird sein , wir besuchen Mrs Rogers.«
    »Mutter« , sagt Vater , »unsere Gemma ist eine junge Dame und hat ihre eigenen Interessen.«
    »Ihre eigenen Interessen? Unsinn! Sie ist der Schule noch nicht entwachsen« , donnert Großmama.
    »Ein wenig Freiheit wird ihr

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