Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Ufer herab und erlaubt uns einzusteigen. Pi p pa und Felicity können sich kaum halten vor Freude. Sie gri n sen wie glückliche Irre , als sie die Planken des Schiffes betr e ten.
»Müssen wir mit diesem Ding fahren?« , fragt Ann zöge r lich.
»Hab keine Angst , Ann , Liebling. Ich bin ja bei dir« , sagt Pippa und zieht sie weiter.
Der Bootsflügel knarrt und schwankt , als wir darüber schreiten. Felicity streckt die Hand aus und berührt eins der Netze , die von der Reling hängen.
»Leicht wie Spinnweben« , sagt sie , die zarten Fasern beta s tend. »Was für Fische kann man damit wohl fa n gen?«
»Sie sind nicht zum Fischefangen« , sagt die Medusa mit i h rer klebrigen Stimme , »sondern zur Warnung da.«
Das Wasser unter uns bildet einen Strudel und schickt einen Schimmer von Rosa-und Violetttönen an die Oberfläche.
»Seht , wie schön« , sagt Ann und hält eine Hand ins Wa s ser. »Wartet , hört ihr das?«
»Was?« , frage ich.
»Da! Oh , das ist die schönste Musik , die ich je gehört h a be« , sagt Ann und hält ihr Gesicht näher ans Wasser. »Sie kommt aus dem Fluss. Da ist irgendetwas , dicht u n ter der Oberfläche.«
Anns Finger berühren das schimmernde Wasser und für e i nen Augenblick glaube ich , eine Bewegung nahe ihrer Hand zu sehen. Ohne Vorwarnung hebt sich der mächtige Flügel , der sich für uns gesenkt hatte , und zwingt uns , auf das Schiff zu eilen.
»Das war plötzlich« , sagt Ann. »Die Musik hat aufg e hört. Jetzt werde ich nie wissen , woher dieser wunderbare G e sang gekommen ist.« Sie macht ein enttäuschtes G e sicht.
»Manchmal ist es besser , bestimmte Dinge nicht zu wi s sen« , sagt die Medusa.
Ann schaudert. »Mir gefällt es hier nicht. Wir können nicht mehr weg.«
Pippa gibt Ann einen Kuss auf die Wange wie eine Mutter , die alle Ängste besänftigt. »Wir müssen jetzt ta p fere Mädchen sein. Wenn wir den Tempel finden wollen , müssen wir zum Wald der Lichter fahren.«
Die Medusa lässt sich wieder vernehmen. »Du bist meine Gebieterin , ich warte auf deinen Befehl.«
Mir wird klar , dass sie mich meint. Ich schaue auf den Fluss hinaus , ohne zu wissen , woher er kommt und w o hin er fließt. »Also gut« , sage ich und hole tief Luft. »Flussabwärts , bitte.«
Das große Boot setzt sich schwankend in Bewegung. Hinter uns entschwindet der Garten unseren Blicken. Wir nehmen eine Biegung und der Fluss verbreitert sich. Riesengroße ste i nerne Ungeheuer mit langen Fängen b e wachen die fernen Ufer. Wie die Wasserspeier von Spe n ce sind sie unheilvolle Zeugen aus uralter Zeit , Wächter mit leeren Augen. Das Wa s ser hier ist rau. Schaumg e krönte Wellen schaukeln das Boot so heftig , dass mein Magen revoltiert.
»Gemma , du bist ganz grün im Gesicht« , sagt Pippa.
»Mein Vater sagt , es hilft , wenn du sehen kannst , w o hin du steuerst« , schlägt Felicity vor.
Ich überlasse meine Gefährtinnen ihrem Geplauder und se t ze mich in den Bug des Schiffes , nahe unserem seltsamen Steuermann.
Die Medusa merkt , dass ich da bin. »Bist du wohlauf , me i ne Gebieterin?«
Die schlüpfrige schwarze Zunge überrascht mich. »Mir ist schlecht. Es geht gleich vorbei.«
»Du musst tief atmen. Das ist alles.«
Ich mache mehrere tiefe Atemzüge. Es scheint zu wirken und bald hat sich sowohl der Wellengang als auch mein M a gen beruhigt. »Medusa« , frage ich , als ich den Mut dazu finde , »gibt es hier mehr Wesen wie dich?«
»Nein« , antwortet sie. »Ich bin die Letzte meiner Art.«
»Was ist mit den anderen geschehen?«
»Sie wurden vernichtet oder infolge der Rebellion ve r bannt.«
»Der Rebellion?«
»Es war vor langer , langer Zeit« , sagt die Medusa und es klingt müde. »Vor den Runen des Orakels.«
»Es gab eine Zeit vor den Runen?«
»Ja. Es war eine Zeit , in der die Magie innerhalb des Mag i schen Reichs frei war und alle Wesen sich ihrer b e dienen konnten. Aber es war auch eine dunkle Zeit. Es gab viel e M achtkämpfe , die verschiedenen Stämme b e kriegten sich , um noch mehr magische Kraft für sich zu gewinnen. Und es war eine Zeit , als der Schleier zwischen eurer Welt und der uns e ren dünn war. Wir konnten kommen und gehen , wie wir wol l ten.«
»Ihr konntet in unsere Welt kommen?«
»Oh ja. Ein äußerst interessanter Ort.«
Ich denke an die Geschichten , die ich gelesen habe , von Feen und anderen märchenhaften Gestalten , von Geistern , von sagenhaften Seeungeheuern , die Seeleute in den Tod locken.
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