Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
burg weilt.«
»Ja« , sage ich und versuche , an dieser schändlichen L ü ge nicht zu ersticken. »Wir alle sind überaus glücklich darüber.«
Mrs Worthington stellt mir ein paar höfliche Fragen und ich liefere eine langweilige , doch irgendwie zutreffende Autobi o grafie. Dennoch scheint Mrs Worthington geradezu an meinen Lippen zu hängen. Sie gibt mir das Gefühl , die einzige Person in diesem Raum zu sein. Man kann gut verstehen , warum der Admiral sich in sie ve r liebt hat. Sie sprüht vor Charme und Temperament und hat eine unnachahmliche Art , unterhaltsam zu erzählen. Aber Felicity sitzt mürrisch da und spielt mit ihrem Lö f fel , bis ihre Mutter eine Hand auf die ihre legt.
»Liebling« , sagt sie. »Muss das sein?«
Felicity seufzt und blickt sich im Raum um , als hoffe sie , jemanden zu sehen , der sie rettet.
Lady Worthington knipst ein strahlendes Lächeln an. »Liebling , ich habe eine wundervolle Neuigkeit. Ich hatte dich überraschen wollen , aber ich glaube , ich kann keine M i nute länger warten.«
»Worum geht es?« , fragt Felicity.
»Papa hat eine Vormundschaft übernommen. Klein-Polly i st die Tochter seiner Cousine Bea. Uns wurde g e sagt , Bea sei an der Schwindsucht gestorben , aber ich wage zu behaupten , sie starb an gebrochenem Herzen. Pollys Vater war von A n fang an ein Taugenichts und er gab das Kind ohne jeden Skrupel zur Adoption frei. Seine eigene Tochter.«
Felicity ist blass geworden. »Was soll das heißen? Sie wird bei uns leben? Bei dir und Papa?«
»Ja. Und Mrs Small , die Gouvernante , natürlich. Dein V a ter ist so glücklich , wieder eine kleine Prinzessin im Haus zu haben. Felicity , Schatz , nicht zu viel Zucker in deinen Tee. Das schadet den Zähnen« , tadelt Mrs Worthington , ohne ihr Lächeln zu verlieren.
Als habe sie es nicht gehört , lässt Felicity zwei weitere St ü cke Zucker in ihren Tee fallen und trinkt ihn. Ihre Mutter tut , als bemerke sie es nicht.
Eine Frau , so weich und zum Platzen ausgestopft wie ein Sofa , watschelt an unseren Tisch. »Guten Tag , Mrs Worthin g ton. Stimmt es , dass Ihr vornehmer Gast heute für uns singen wird?«
Lady Worthington blickt überrascht drein. »Oh. Nun , ich weiß nicht … ich …«
Die Frau plappert unaufhaltsam weiter. »Wir haben uns s o eben darüber unterhalten , wie außergewöhnlich es ist , dass Sie Miss Bradshaw unter Ihre Fittiche genommen haben. Wenn ich Sie ein wenig ausborgen darf , dann kommen Sie doch bitte und erzählen Sie Mrs Threadgill und mir , wie es kam , dass die lange verloren geglaubte Verwandte der Zarin nun hier bei uns ist.«
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen« , sagt Lady Worthington und gleitet wie ein Schwan zum anderen Tisch hinüber.
»Stimmt etwas nicht , Fee?« , frage ich. »Du siehst blass aus.«
»Mir geht ’ s gut. Mir liegt nur der Gedanke im Magen , mich mit irgend so einem kleinen Ungeheuer heru m schlagen zu müssen , solange ich zu Hause bin.«
Sie ist eifersüchtig. Eifersüchtig auf ein kleines Mädchen namens Polly. Felicity kann manchmal so unglaublich ki n disch sein.
»Es ist doch nur ein Kind« , sage ich.
»Das weiß ich« , zischt sie. »Es ist nicht der Rede wert. Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen. Kommt mit.«
Felicity führt uns zwischen den Tischen hindurch , an denen elegante Damen mit großartigen Hüten auf dem Kopf Tee trinken und plaudern. Sie schauen kurz hoch , aber wir sind unwichtig und sie unterhalten sich weiter darüber , wer wann mit wem und warum. Wir folgen Felicity breite , mit Tepp i chen ausgelegte Treppen hinauf. Damen in steifen , modischen Kleidern kommen uns entgegen und streifen uns mit neugier i gen , wenngleich di s kreten Blicken. Wahrscheinlich fragen sie sich , wer wohl diese jungen Damen sind , die die Frechheit besi t zen , die Barrikaden ihres vornehmen Klubs zu stürmen.
»Wohin führst du uns?« , frage ich.
»Der Klub hat private Schlafzimmer für Mitglieder. Eins davon wird bestimmt frei sein. Oh nein!«
»Was ist?« , fragt Ann erschrocken.
Felicity schaut über die Brüstung in das darunterliegende Foyer. Eine stattliche Frau in rotem Kleid und Pelzstola hält Hof. Sie ist eine dominierende Erscheinung; die anderen hä n gen an ihren Lippen. »Eine ehemalige Freundin meiner Mu t ter , Lady Denby.«
Lady Denby? Könnte es Simons Mutter sein? Plötzlich h a be ich einen Kloß im Hals. Ich kann nur hoffen , dass wir ihr nicht über den Weg laufen , damit Lady Denby sich keine u
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