Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
guck nach oben. Wenn ihr hinter dem Vorhang in die Python-Party kommt, befindet ihr euch in einer Höhle mitten im Gehege. Wenn irgendwer in der Nähe ist, bleibt einfach in der Höhle.» Als Noah und Richie zögerten, sagte Tank: «Kommt, Leute – ihr müsst so was lernen, wenn ihr Pendler sein wollt.»
Noah dachte an die Descender und dass sie ihn und seine Freunde für schwach hielten. Tank hatte recht. Wenn die Scouts einmal Pendler sein wollten, dann würden sie noch viel gefährlichere Dinge tun müssen als das hier. Ohne zu zögern, packte er Richies Arm und sagte: «Komm.» Dann betrat er den Durchgang.
Als der Vorhang hinter ihnen zufiel, standen sie in einer Höhle, genau wie Tank gesagt hatte. Durch die Höhlenöffnung drang etwas Licht herein und erhellte den Boden und die Wände. Noah und Richie traten zur Seite, um dem Licht auszuweichen, und pressten sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie glitten an der Wand entlang und blieben vor der Öffnung stehen. Noah legte den Finger an die Lippen, damit Richie nichts sagte. Sie lauschten. Aus den Tiefen der Python-Party hörten sie nur das ohrenbetäubende Geräusch eines Wasserfalls. Sonst nichts.
Noah schob langsam den Kopf aus der Höhle und spähte hinaus. Etwa zwanzig Meter vor ihnen sahen sie die Mauer des Geheges. Sie war ungefähr vier Meter hoch und verlief einmal um die Felsen herum. Oben sah man das Geländer für die Besucher. Die Python-Party selbst stand voller kleiner Bäume und Büsche. Kletterpflanzen fielen von oben herab, und ein kleiner Bach schlängelte sich durch die Wiese. Die feuchte Luft roch nach Holz.
Noah spähte in alle Richtungen. Er lauschte. Es schienen keine Besucher da zu sein. Gerade als er sich zu seinem Freund umdrehen wollte, tauchte zu seinen Füßen der Kopf einer Pythonschlange auf. Die Schlange glitt in die Höhle und zeigte dabei ihren hellgrünen Körper, der mit weißen Flecken übersät war. Das Tier näherte sich Richie, umkreiste seine Knöchel und schlängelte sich dann sein Bein hinauf, wobei ihre Zunge immer wieder hervorblitzte. Richie presste die Zähne aufeinander. Als die Python Richies Hüfte erreicht hatte, drehte sie um und schlängelte sich wieder zu Boden, dann glitt sie aus der Höhle.
«Oh … sehr nett», sagte Richie mit zitternder Stimme. «Sag mal – gibt es in den Grotten auch Zugänge zu einem Klo? Ich glaube, ich habe mir gerade in die Hose gemacht.»
«Geh ihr nach», sagte Noah und deutete auf die Pythonschlange. «Sie will uns irgendwas zeigen.»
«Warum gehst du ihr denn nicht nach? Ich denke nicht …»
«Du sollst nicht denken!», zischte Noah. «Tu es einfach!»
Das setzte Richie in Bewegung. Der schmale Scout glitt an Noah vorbei aus der Höhle, wobei er ein paar milde Flüche vor sich hin murmelte.
Noah spähte nach draußen und sah Richie hinterher, wie er der Pythonschlange folgte, die sich überraschend schnell durch das hohe Gras und das Gebüsch schlängelte. Mit langen Schritten lief sein Freund von einem Punkt zum nächsten, während die Reflektoren an seinen Turnschuhen das Licht von oben widerspiegelten. Der Bommel auf seinem Kopf wackelte hin und her.
Von oben aus dem Hauptgehege der Schlangengrube kam ein Geräusch – das Quietschen einer Schwingtür. Dann konnte Noah durch das Plätschern des Wasserfalls hindurch Schritte hören. Jemand näherte sich. Richie hatte es offenbar auch gehört. Die Python rollte ihren langen Körper zusammen und verhielt sich regungslos. Als Richie etwa drei Meter von der Mauer entfernt war, duckte er sich unter einem tiefhängenden Ast hindurch, der ihm die Mütze vom Kopf riss. Von oben kamen Stimmen, und Richie, der nicht mehr an seine Mütze herankam, presste sich mit dem Rücken an die Wand, gerade als drei Kinder am Geländer direkt über ihm auftauchten.
Aus den Schatten der Höhle starrte Noah mit einem Auge nach draußen. Die Kinder lachten und deuteten auf unterschiedliche Dinge im Gehege. Eines von ihnen entdeckte die grüne Python und zeigte sie seinen Freunden. Etwa sechs Meter unter den Kindern wartete Richie mit weit aufgerissenen Augen und ausgestreckten Armen, die Handflächen an die Mauer gepresst. Nur wenige Meter von ihm entfernt baumelte seine Mütze. Mit ihrer roten Farbe fiel sie ebenso auf wie eine bunte Tulpe auf einer grünen Wiese. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da hatten die Kinder sie entdeckt.
«Guckt mal!», sagte eines der Kinder, und seine Stimme erhob sich über das Plätschern des
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