Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
Mädchen hörten, wie seine Füße in den gefrorenen Blättern am Boden raschelten und warteten, bis sich das Geräusch entfernt hatte.
«Er ist weg», sagte Megan.
«Ja», sagte Ella. «Von wegen Beschenkter, oder? Kaum erwischt er eine falsche Abzweigung, dreht er total durch.»
«Ich hoffe, die Geheime Gesellschaft weiß, was sie tut, wenn sie all diese Tiere in die Grotten schickt», meinte Megan.
«Und ich hoffe, dass wir nicht noch mal ein Känguru durch die Nachbarschaft jagen müssen.» Ella richtete ihre Ohrenwärmer und sagte: «Komm, lass uns nach Hause gehen, bevor Mrs Ferguson aus dem Fenster guckt und feststellt, dass wir keine Gartenzwerge sind.»
Die beiden drehten sich um und liefen zurück zu Fort Scout, diesmal jedoch im Schutz der Bäume.
[zur Inhaltsübersicht]
23. Kapitel
Der Anfang vom Ende
M egan wälzte sich im Bett herum und verwickelte sich dabei in ihrer Decke. Alle zehn Minuten sah sie auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Mittlerweile war es beinahe ein Uhr morgens, zwei Tage nach dem Vorfall mit Boxie. Sie musste immer wieder an die Grotten denken, die Beschenkten und an das, was im geheimen Kaulquappen-Sumpf geschehen war. Ständig sah sie die Fellbüschel vor sich, die Tank ihnen unter der Bi-Ba-Butzemann-Hütte gezeigt hatte. Wie lange würde es noch dauern, bis die Yetis ihre Welt angriffen? Und konnten sie wirklich aufgehalten werden?
Schließlich krabbelte sie aus dem Bett und setzte sich ihre Brille auf, in der Hoffnung, dass dadurch die Bilder aus ihrem Kopf verschwanden. Dann stellte sie sich ans Fenster und blickte hinaus. Der Himmel war voller Sterne, die Straßen leer und still. Eine leichte Schneedecke lag über dem Gras. Sie hielt Ausschau nach Koboldmakis, konnte sie aber in den fernen Bäumen nicht erkennen. Sie beschloss, ein Glas Orangensaft zu trinken, und schlich aus dem Zimmer und den Flur hinunter. Im Vorbeigehen spähte sie durch die halb geöffneten Schlafzimmertüren. Alle schliefen.
Sie ging die Treppe hinunter, in die Küche und zum Kühlschrank, nahm den Saft heraus und goss sich ein Glas ein. Trinkend blickte sie aus dem Fenster zu Fort Scout hinüber. Selbst in dieser hellen Nacht konnte man den Descender darin nicht erkennen.
Sie fragte sich, wer wohl heute im Baumhaus Wache hielt. Vielleicht könnte sie durch den Garten schleichen und ihn besuchen. Vielleicht würde das ihre Gedanken zerstreuen, damit sie endlich schlafen konnte. Es würde nur eine Minute dauern.
«Vergiss es», sagte sie zu sich selbst. «Blöde Idee.»
Sie trank den Saft aus, stellte das Glas ab und wollte schon nach oben gehen – doch stattdessen trugen ihre Beine sie zur Hintertür, wo sie ihre Jacke, ihr Stirnband und ihre Handschuhe überzog. Ohne einen weiteren Gedanken schlüpfte sie durch die Tür ins Freie.
Der Wind kniff ihr in die Wangen und wirbelte den Puderschnee auf. Sie lief über den Rasen und kletterte die Leiter zu Fort Scout hinauf. Als sie die Tür aufstieß, blickten ihr drei Bewohner des geheimen Zoos entgegen: Sam, Marlo und Podgy. Der Pinguin stand hinten im Baumhaus, und Sam kniete neben dem Fenster und spähte durch ein Fernglas. Marlo hockte auf dem Fensterbrett und piepte, als er Megan sah.
Sam ließ das Fernglas auf seine Beine sinken und starrte Megan an. «Das soll ja wohl ein Witz sein, oder?», fragte er.
«Ich konnte nicht schlafen», sagte sie.
«Na und? Glaubst du, hier draußen in der Kälte wirst du es besser können?»
Megan kniete sich neben Sam hin. Marlo sprang auf ihre Schulter, piepte zweimal und flatterte mit den Flügeln. Podgy watschelte herbei.
Mit Blick auf Podgy sagte Megan: «Ich kann dir ehrlich sagen, dass ich niemals davon geträumt hätte, dass ich mal mit einem Pinguin in diesem Baumhaus sitzen würde. Niemals.» In ihrem Inneren wirbelten Bilder und Gefühle herum wie die Kristalle in einem Kaleidoskop.
«Habt ihr von den Änderungen im Plan gehört?», fragte Sam und hielt sich das Fernrohr wieder vor die Augen.
«Welche Änderungen?», wollte Megan wissen.
«Die Beschenkten sollen erst mal nicht mehr in die Grotten gehen.»
«Ehrlich?»
«Zu gefährlich. Was vor ein paar Nächten mit Boxie passiert ist – der Geheime Rat ist total ausgeflippt.»
«Was ist mit euren besten Beschenkten? Könnt ihr nicht ein paar in den Grotten lassen?»
Sam schwenkte sein Fernglas langsam auf ein neues Ziel hinüber. «Der Rat denkt drüber nach. Aber momentan hängt alles an uns und den Tieren, die wir dafür
Weitere Kostenlose Bücher