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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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antwortete Woods mit schwacher Stimme.
    »Was machen Sie hier?«
    »Warum …« Woods verstummte, als er die rasche Bewegung mit der Faust sah, die der Mann kaum merklich vollführte. »Ich habe Ferien. Ich bin zum Golfspielen hier.«
    »Wo ist Ihre Frau?«
    »Woher wissen Sie, dass ich eine Frau habe?«, sagte Woods.
    »Warum ist sie nicht bei Ihnen im Hotel?«
    »Sie besucht ihre Verwandten in Wisconsin.«

    »Sie spielen Golf. Ist das alles?«
    »Ja. Fünf Tage lang. Ich fahre jedes Jahr an andere Golfplätze. An Orte, die ich sonst nie besuche. Das ist mein Hobby. Korsør schien eine nette Stadt zu sein, irgendwie anders.«
    »Sie haben keine Aufträge hier?«
    »Nein.«
    Der Mann stand auf und schlug Woods ins Gesicht. »Ich warne Sie. Hier wird nicht gelogen«, sagte er.
    »Nein, nein«, stöhnte Woods. »Ich lüge nicht. Ich bin zum Golfspielen hier.«
    Die beiden Männer verließen das Zimmer und ließen den blutenden Woods allein an den Stuhl gefesselt zurück.
     
    Von ihrem Fenster im dritten Stock schaute Lydia auf den Panzerwagen hinunter. Sie fragte sich, warum sie noch keiner der Leute, die sie versteckt hatten, angerufen hatte. Sie hatte im Radio den Sender BBC reinbekommen und gehört, was passiert war. Unbekannte hatten die Stadt eingenommen. Niemand wusste, warum.
    Unten auf der Straße gingen ein paar bewaffnete Männer. Sie waren aus dem Inneren des Panzers geklettert. Die Besatzung wollte sich etwas Bewegung verschaffen. Sie rauchten, schienen sich aber nicht zu unterhalten. Diese Männer gehörten der Stille.
    Plötzlich hob einer der Männer den Kopf. Er sah zu Lydias Haus hoch. Sein Blick fiel auf ihr Fenster, als hätte er gemerkt, dass ihn jemand von dort oben beobachtete. Ihre Blicke begegneten sich. Sie blieb eine Weile stehen und schaute ihm ins Gesicht. Dann zog sie den Vorhang vor und trat vom Fenster zurück.

    Vier Männer kamen aus dem Hotel Kong Frederik und gingen zu dem schwarzen Minibus. Sie stiegen ein und fuhren rasch über die kleine Brücke zwischen den beiden Stadthälften und von dort in nördlicher Richtung auf den Tårnborgsvej. Vor einem roten Wohnhaus hielten sie an, stiegen aus und drangen in das Haus ein. Als sie wieder ins Freie kamen, trieben sie einen dicklichen Mann mittleren Alters mit leicht gelichtetem Haar vor sich her. Der Lauf eines Sturmgewehrs war auf seinen Rücken gerichtet.
    Eine knappe Stunde später kehrten die Männer mit dem Minibus zu dem Hotel zurück. Der dickliche Mann mittleren Alters mit dem etwas lichten Haar wurde jetzt von einem schon älteren Mann mit gepflegtem Bart und von einem jüngeren Mann in Shorts begleitet. Alle drei zwang man mit vorgehaltener Waffe, das Hotel zu betreten.
     
    Der Mann mit der schmalen Nase stand im Hotelfoyer. Er wählte eine Nummer auf seinem Handy. Am anderen Ende antwortete ein Mann mit zwei Worten und nicht mehr:
    »One moment.«
    Er war der Verbindungsmann der Besetzer. Er befand sich in ständiger Bewegung, und seine Handys sollten sich nicht lokalisieren lassen. Er wählte eine Telefonnummer auf einem anderen Handy. Es klingelte bei dem Mann mit dem kurzgeschnittenen Haar in dem weißgestrichenen Bauernhof in Schonen. Als der Mittelsmann hörte, dass geantwortet wurde, hielt er die beiden Telefone aneinander und brachte die beiden Männer so miteinander in Verbindung.
    »Alles ist planmäßig verlaufen«, sagte der Mann mit der schmalen Nase. »Keine Verluste. Es war fast zu einfach.«
    »Ausgezeichnet«, antwortete der Mann mit dem kurzgeschnittenen Haar. Er saß am Küchentisch. »Und die Geiseln?«

    »Die Hotelgäste und ein paar Leute aus dem Tagungshotel, unter anderem einen Polizisten. Dann haben wir die drei abgeholt, für die wir uns im Voraus entschieden hatten. Außerdem hatten wir Glück, unter den Gästen ist ein Amerikaner. Er heißt George Herman Woods, ist 56 Jahre alt und wohnt in Kansas City. Er ist zum Golfspielen hier.«
    »Ich will sehen, was sich über ihn in Erfahrung bringen lässt.«
    »Neue Anweisungen?«, fragte der Mann mit der schmalen Nase.
    »Im Augenblick nicht.«
    »Dann rufe ich zum vereinbarten Zeitpunkt wieder an.«
    Alle vier Telefone wurden abgestellt. Der Verbindungsmann setzte sich wieder in seinen Wagen und fuhr weiter.

36. Kapitel
    Die Antwort von der kriminaltechnischen Abteilung der Kopenhagener Polizei kam fast sofort. Der Abdruck auf dem Schlüssel sei zu klein, um beim Vergleich mit Paolo Roccas Fingerabdrücken ein eindeutiges Resulat zu erzielen. Die

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