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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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einem kommenden Sturm warnen ließ, der dann tatsächlich ohne Schaden vorüberzog, was auch immer er tat, er wollte nicht zulassen, daß irgend etwas ihm als Verdienst angerechnet werde. Er wurde bitterernst und aufgebracht, wenn man es dennoch versuchte, und drohte jedem mit dem Zorn Gottes, der dieses Verbot mißachtete. Schon einen Monat nach seinem Eintreffen zählte sein Wort in Eaton mehr als das von Dionisia oder Vater Andrew, und sein Ruhm, der nicht offen gepriesen werden durfte, breitete sich dennoch von Nachbarort zu Nachbarort aus wie ein gut gehütetes Geheimnis, über das man insgeheim frohlockte, das man aber vor der Welt verbergen mußte.

3. Kapitel
    Eilmund, der Förster von Eyton, kam hin und wieder ins Kapitel der Abtei, um über seine Arbeit oder etwaige Schwierigkeiten zu berichten und gegebenenfalls Hilfe zu erbitten. Es geschah nicht eben häufig, daß er über etwas anderes als einen ruhigen Gang der Dinge zu berichten hatte, doch in der zweiten Novemberwoche kam er eines morgens mit verwirrt gerunzelter Stirn und düsterem Gesicht. Es schien, als wäre sein Wald von einem Unglück heimgesucht worden.
    Eilmund war ein kräftig gebauter Mann von über vierzig Jahren, mit dunklem, struppigem Haar, und verfügte über große Körperkräfte und einen scharfen Verstand. Selbstbewußt baute er sich mitten im Kapitelsaal auf und stemmte die starken Beine in den Boden wie ein Ringer, der sich seinem Gegner stellt, um kurz und bündig zu sagen, was er zu sagen hatte.
    »Ehrwürdiger Vater, in meinem Wald geschehen Dinge, die ich nicht ergründen kann. Bei dem schweren Gewitter vor einer Woche riß der Bach, der zwischen unserer Schonung und dem offenen Wald verläuft, einige Büsche los und trieb sie zu einem Damm zusammen, so daß der Bach über die Ufer trat, seinen Lauf änderte und die Schonung überflutete. Und kaum hatte ich das Hindernis beseitigt, da stellte ich fest, daß die Flut ein Stück stromauf das Ufer des Grabens unterspült hatte, der die Schonung schützen soll. Das herabgerutschte Erdreich lag wie eine Brücke über dem Graben, und als ich dies feststellte, waren die Rehe schon in der Schonung. Sie haben alle jungen Bäume angefressen, die wir vor zwei Jahren gesetzt haben. Ich fürchte, einige werden absterben, und die meisten werden um Jahre in ihrem Wachstum zurückgeworfen. Dadurch wurde meine ganze Planung zunichte gemacht«, beklagte sich Eilmund, erzürnt über die Störung des Kreislaufs von Aussaat und Holzschnitt.
    Cadfael kannte den Ort. Der bestellte Teil des Eytonwaldes war Eilmunds ganzer Stolz; eine ordentliche, sauber angelegte Schonung, wo der regelmäßige Schnitt sechs oder sieben Jahre alter Bäume genug Licht hereinließ, um Unterholz und Wildblumen einen Halt zu geben. Manche Bäume wie Eschen schlagen direkt unterhalb des Schnittes neu aus, während andere wie Ulmen oder Espen neben dem Stumpf aus dem Erdreich neue Schößlinge treiben. Einige dieser alten abgeschlagenen Bäume waren unter Eilmunds Obhut, nachdem er sie mehrmals geschnitten hatte, zu kleinen Hainen herangewachsen, die gut zwei Schritte maßen. Nicht eine Naturkatastrophe hatte bisher sein stolzes Werk gefährdet.
    Kein Wunder, daß er so bekümmert war. Und auch für die Abtei war es ein schwerer Verlust, denn Schnittholz als Brennstoff, als Holzkohle oder zu Werkzeugstielen verarbeitet brachte jedes Jahr einen schönen Batzen Geld.
    »Aber das ist noch lange nicht alles«, fuhr Eilmund grimmig fort, »denn gestern, als ich meine Runde durch die andere Hälfte der Schonung machte, wo der Graben trocken, aber recht tief ist und steile Ufer hat, da waren doch die Schafe von Eaton durch eine Lücke im Zaun gebrochen. Das war genau an der Stelle, wo das Land von Eaton an das unsere angrenzt, und wie Ihr wißt, Herr, ist ein Graben, der Rehe abhält, für Schafe kein Hindernis. Und sie fressen nichts lieber als die zarten jungen Schößlinge von Eschen. Sie hatten die meisten jungen Bäume abgefressen, bevor ich sie hinausscheuchen konnte.
    Und weder ich noch John von Longwood kann sagen, wie sie durch einen so schmalen Spalt im Zaun herüberkommen konnten. Aber Ihr wißt ja, wenn sich ein Leitschaf etwas in den Kopf setzt, dann ist es nicht aufzuhalten, und alle anderen folgen nach. Es scheint mir, als wäre mein Wald verhext.«
    »Weit eher«, wandte Prior Robert ein, der ernst vor sich hinstarrte, »haben wir es hier einfach mit menschlicher Nachlässigkeit zu tun, entweder auf Eurer oder auf

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