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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ließ. Cadfael deckte das Feuer ab und blies es an, bis es gleichmäßig glühte, und setzte Wasser auf.
    »Dann ist Euer Herr jetzt fest eingeschlafen? Und er wird nicht aufwachen? Aber selbst wenn er aufwacht, er wird Euch um diese Stunde nicht mehr brauchen. Trotzdem, ich will mich beeilen.«
    Der Knecht saß fügsam auf der Bank und ließ, das Gesicht gehorsam ins Licht der Lampe gewendet, geduldig die Behandlung über sich ergehen. Die aufgekratzte Stelle wechselte an den Rändern schon von Schwarz zu Gelb, doch der Riß im Wundwinkel blutete leicht und war vereitert. Cadfael tupfte den Schorf ab und reinigte den Riß mit einem Gemisch aus Wasser, Braunwurz und Sanikel.
    »Er ist sehr freigebig mit seinen Fausthieben, Euer Herr«, meinte Cadfael mitfühlend. »Ich kann hier sogar die Spuren von zwei Schlägen entdecken.«
    »Einmal ist ihm meistens nicht genug«, antwortete der Mann zornig. »Er schlägt ganz nach seiner Art. Es gibt noch schlimmere von seiner Sorte, und Gott helfe allen, die ihnen dienen. Der Sohn ist genau wie er. Aber was kann man anderes erwarten, wenn er es von Geburt an gewöhnt ist? Er wird in ein oder zwei Tagen zu uns stoßen, und wenn er Brand bis dahin nicht erwischt hat, was Gott verhüte, dann wird die Jagd weitergehen.«
    »Nun, dann werdet Ihr also mindestens einen Tag bleiben, so daß diese Wunde etwas abheilen kann. Wie ist Euer Name, Freund?«
    »Warin. Euren Namen kenne ich schon, Bruder, der Krankenwärter hat ihn mir genannt. Oh, die kühle Arznei tut gut.«
    »Ich hätte gedacht«, sagte Cadfael, »daß Euer Herr sich zunächst an den Sheriff wendet, wenn er etwas gegen seinen Entlaufenen vorzubringen hat. Die Handwerker der Stadt würden wahrscheinlich ohnehin den Mund halten, denn für eine Stadt ist es immer ein Gewinn, einen guten Arbeiter aufzunehmen. Aber die Offiziere des Königs sind an ihren Eid gebunden, ob sie wollen oder nicht, und sie müssen einem Herrn zu seinem Besitz verhelfen.«
    »Wie Ihr gesehen habt, sind wir zu spät eingetroffen, um uns heute noch an die Vertreter des Gesetzes zu wenden. Er weiß genau, daß Shrewsbury eine Freistatt ist, die ihn möglicherweise um seine Beute betrügt, wenn es der Junge bis hierhin geschafft hat. Er will zwar zum Sheriff gehen, doch hat er hier Quartier bezogen, weil er glaubt, die Kirche müsse ihm ebenso wie das Gesetz zu seinem Recht verhelfen. Er hat darum gebeten, morgen im Kapitel seinen Fall vortragen zu dürfen, und will erst danach in die Stadt zum Sheriff. Er wird jeden Stein umdrehen, bis er Brand gefunden hat.«
    Cadfael überlegte unterdessen, ob er Hugh nicht eine Nachricht schicken sollte, damit dieser sich einstweilen etwas rar machte.
    »Was in aller Welt«, fragte er, »hat der Mann denn getan, daß euer Herr solche Rachegefühle gegen ihn hegt?«
    »Nun, er hat sich schon öfter Ärger eingehandelt, weil er sich immer für seine eigenen Anliegen und für die von anderen eingesetzt hat, und das ist in den Augen Drogos bereits ein Verbrechen. Ich weiß nicht genau, was an diesem letzten Tag geschehen ist, aber was es auch war, auf jeden Fall wurde Bosiets Aufseher, der sich meist genauso benimmt wie sein Herr, auf einer Trage ins Gutshaus gebracht und war für mehrere Tage ans Bett gefesselt. Anscheinend war zwischen den beiden etwas vorgefallen, Brand streckte ihn nieder, und dann war Brand plötzlich verschwunden und wurde überall in Northampton gesucht. Aber man fand ihn nicht, und die Spur führte in Eure Grafschaft. Wenn Drogo ihn je erwischt, dann wird er ihn schwer verprügeln, aber ohne ihn zu verkrüppeln, weil er zu wertvoll ist. Doch er wird seinen Groll an dem Burschen auslassen und dann sein Leben lang so viel Profit wie möglich aus ihm schlagen und dafür sorgen, daß er nie wieder eine Chance zum Fortlaufen bekommt.«
    »Dann soll der Bursche sehen, daß er sich in Sicherheit bringt«, meinte Cadfael trocken. »Wenn gute Wünsche ihm helfen können, dann soll er meine haben. Jetzt haltet einen Augenblick still – so! Und die Salbe könnt Ihr mitnehmen und so oft auftragen, wie Ihr wollt. Sie lindert die Entzündung und unterdrückt die Schwellung.«
    Warin wendete das kleine Töpfchen neugierig in der Hand und legte einen Finger an die Wange. »Was ist darin, daß es so rasch wirkt?«
    »Johanniskraut und Maßliebchen, beide sind gut für Wunden.
    Und wenn sich morgen eine Gelegenheit bietet, dann laßt mich noch einmal nach der Wunde sehen. Und bleibt aus seiner Reichweite!« riet

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