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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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oder… es wurde vermutet, daß er nach Eaton heimgekehrt sein könnte, aber das ist schlichtweg unmöglich. Das würde er nie im Leben tun.«
    Hugh hatte die versteckte Andeutung erfaßt, über die Cadfael selbst noch nicht richtig nachgedacht hatte. »Nein, aber man könnte ihn dorthin verschleppt haben! Bei Gott, so könnte es sein! Wenn einige von Dionisias Leute ihn allein im Wald getroffen haben, könnten sie auf die Idee gekommen sein, sich bei der Herrin beliebt zu machen. Oh, ich weiß wohl, daß die Dienerschaft eher zu Richard hält als zu ihr, aber trotzdem muß es einige geben, die sich die Gunst der augenblicklichen Herrin erwerben wollen. Cadfael, alter Freund«, sagte Hugh entschlossen, »geht Ihr nur in Eure Werkstatt zurück und überlaßt Eaton mir. Sobald ich meine Männer zur Jagd auf die beiden ausgeschickt habe, werde ich selbst nach Eaton reiten und sehen, was die Dame zu sagen hat. Wenn sie sich weigert, mich für die Suche nach dem einen Burschen ihr Gut auf den Kopf stellen zu lassen, dann werde ich wissen, daß sie den anderen dort irgendwo versteckt hält. Und dann habe ich sie am Kragen. Wenn Richard dort ist, werde ich dafür sorgen, daß er morgen heraus und wieder in Bruder Pauls Armen ist«, versprach Hugh überschwenglich. »Auch wenn das dem Bürschchen eine Abreibung einbringt«, fügte er mit einem mitfühlenden Grinsen hinzu, »mag er sich damit besser bedient fühlen als mit einer Heirat zu den Bedingungen seiner Großmutter. Jedenfalls sind die Schmerzen nach einer Abreibung schneller vergessen.«
    Ein eigenartiger Angriff auf das Sakrament der Ehe, und ausgerechnet von einem, der allen Grund hatte, dem Herrn für seine Frau zu danken und auf seinen Sohn stolz zu sein, dachte Cadfael und sagte das auch laut. Hugh hatte sein Pferd schon herumgezogen, um die steile Wyle hinaufzureiten, doch er warf noch einen letzten Blick über die Schulter und rief lachend: »Begleitet mich doch zu meinem Haus und beschwert Euch bei Aline. Leistet ihr Gesellschaft, während ich zur Burg reite und die Häscher ausschicke.«
    Die Aussicht, eine Stunde mit Aline zu verbringen und mit seinem Patensohn Giles zu spielen, der jetzt fast drei Jahre alt war, reizte ihn sehr, doch Cadfael schüttelte ablehnend und resigniert den Kopf. »Nein, ich muß zurück. Wir müssen noch unser Gelände durchsuchen und bis zur Dämmerung die ganze Vorstadt befragt haben. Wir können nicht sicher sein, wo er ist, wir dürfen keinen Winkel auslassen. Gott möge Euch bei Eurer Suche helfen, Hugh, denn wahrscheinlich werdet eher Ihr als wir Erfolg haben.«
    Er führte sein Pferd am Zügel über die Brücke zurück zur Abtei, da er plötzlich das Gefühl hatte, für einen Tag schon genug geritten zu sein. Er freute sich auf die Stille und den Frieden des Gottesdienstes und die Abgeschiedenheit der Kirche. Die Suche im Wald mußte Hugh und seinen Soldaten überlassen bleiben. Es hatte keinen Zweck, Zeit zu verschwenden und sich bekümmert zu fragen, wo der Junge die kommende Nacht verbringen würde; doch ein Gebet für ihn war sicherlich angebracht. Und morgen, dachte Cadfael, werde ich noch einmal Eilmund besuchen und ihm die Krücken bringen und auf dem Weg die Augen offen halten. Zwei vermißte Jungen, nach denen gesucht wird. Und einen zu finden, hieße, beide gefunden zu haben? Nein, das war mehr, als man hoffen konnte. Doch wenn er einen fand, war er dem anderen womöglich einen großen Schritt näher gekommen.
    Am Fuß der Treppe, die zum Gästehaus hinaufführte, stand ein gerade angekommener Gast und beobachtete mit verhaltenem Interesse das geschäftige Treiben. Die Suche verlief jetzt nicht mehr so hektisch wie zu Anfang, wurde aber als verbissene, gründliche Inspektion jedes Winkels in der Enklave weitergeführt, während einige Gruppen die Vorstadt durchkämmten. Zu dieser Geschäftigkeit bildete die gefaßte Ruhe des Mannes einen starken Kontrast, wenn auch er dem Aussehen nach nicht weiter außergewöhnlich schien. Er war kräftig und schlank gebaut, seine Haltung bescheiden, und die alten, aber gepflegten Stiefel, die dunklen Gamaschen und das gute, schlichte Gewand, das bis knapp unter das Knie reichte, entsprachen der sonst üblichen Reitkleidung. Er konnte der Pächter eines Barons sein, der im Auftrag seines Herrn unterwegs war, doch ebenso gut auch ein wohlhabender Händler oder ein Abkömmling eines Seitenzweiges einer Adelsfamilie. Cadfael bemerkte ihn sofort, als er durch das Tor trat. Der

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