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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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absuchen, da der Flüchtige, ob er nun Brand war oder nicht, um jeden Preis gefaßt werden mußte.
    Hugh, der von Menschenjagd ebensowenig hielt wie Cadfael, war bei manchem mißhandelten Leibeigenen mit einer gewissen Nachlässigkeit zu Werke gegangen, doch ein Mord war eine Sache, über die man nicht einfach hinweggehen konnte. Ob schuldig oder unschuldig, der junge Hyacinth mußte gefunden werden. Cadfael stieg am Torhaus ab, den Kopf voller Gedanken an einen verschwundenen Jungen, um auf ein Durcheinander herumlaufender Brüder zu stoßen, die einen zweiten suchten. Während er den Anblick erstaunt und mit offenem Mund in sich aufnahm, kam Bruder Paul atemlos und voller Hoffnung zu ihm gerannt.
    »Cadfael, Ihr wart draußen im Wald. Habt Ihr nicht zufällig eine Spur vom jungen Richard entdeckt? Ich beginne zu glauben, daß er nach Hause gerannt ist…«
    »Das ist der letzte Ort, an den er gehen würde«, erwiderte Cadfael vernünftig, »da er sich der Absichten seiner Großmutter sehr bewußt ist. Warum? Wollt Ihr mir etwa sagen, daß euch dieser Schlingel verlorengegangen ist?«
    »Er ist fort – seit gestern abend verschwunden, und wir haben es erst vor einer Stunde erfahren.« Paul platzte in einem Wasserfall schuldbewußter, vorwurfsvoller und besorgter Worte mit der entsetzlichen Geschichte heraus. »Und ich trage die Schuld! Ich habe meine Pflicht vernachlässigt, ich war zu nachgiebig, ich habe ihnen zu sehr vertraut… aber warum ist er nur fortgelaufen? Es ging ihm doch gut. Er ließ sich nie etwas anmerken…«
    »Er hatte zweifellos seine Gründe«, meinte Cadfael, indem er sich nachdenklich die breite braune Nase kratzte. »Aber zu der Dame zurück? Das bezweifle ich. Nein, wenn er so eilig aufbrach, dann war es etwas völlig Neues und Dringendes, das ihn in Bewegung brachte. Gestern abend nach der Vesper, sagtet Ihr?«
    »Edwin verriet mir, daß Richard am Fluß herumgetrödelt hat und zur Vesper zu spät kam. Wahrscheinlich hat er im Kreuzgang gewartet, um sich nach dem Gottesdienst unter die Jungen zu mischen. Aber das konnte er nicht, weil Jerome im Gang stand und auf Bosiet wartete, der mit den anderen Gästen den Gottesdienst besucht hatte. Als Edwin zurückblickte, sah er, wie Richard herausgerannt kam und sich zu den Ställen wandte, um dann mit seinem Pferd eilig durch das Tor zu verschwinden.«
    »Ach, wirklich!« rief Cadfael, dem ein Licht aufging. »Und wo war Jerome in diesem Augenblick mit Bosiet, daß der Junge sich unentdeckt davonstehlen konnte?« Doch er wartete die Antwort nicht ab. »Nein, macht Euch nicht die Mühe, Vermutungen anzustellen. Wir wissen ja bereits, worüber sie ungestört sprechen wollten – über eine kleine und private Angelegenheit. Jerome wollte keine Zuhörer, doch anscheinend hatte er einen, von dem er nichts wußte. Paul, ich muß die Suche noch eine Weile Euch allein überlassen, denn ich will zu Hugh Beringar. Er hat bereits die Suche nach einem verschwunden Burschen in Gang gesetzt, und bei dieser Gelegenheit kann er auch gleich nach dem zweiten forschen.«
    Hugh, den Cadfael im Bogengang des Stadttores einholte, zügelte sofort sein Pferd und starrte den Freund nachdenklich an. »So glaubt Ihr also, ist es gewesen!« sagte er und stieß einen leisen Pfiff aus. »Aber warum sollte er sich um einen jungen Burschen bekümmern, den er kaum gesehen und nie gesprochen hat? Oder habt Ihr Grund zur Annahme, die beiden hätten schon einmal die Köpfe zusammengesteckt?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Ich habe nichts außer dem zeitlichen Zusammenhang, und der ist in der Tat recht aufschlußreich. Es gibt kaum Zweifel, daß Richard das Gespräch belauscht hat und daß er deshalb so eilig aufbrach.
    Und bevor Bosiet die Einsiedelei erreichte, war Hyacinth schon verschwunden.«
    »Und Richard mit ihm!« Hugh zog die schwarzen Augenbrauen zusammen und dachte stirnrunzelnd über die Folgerungen nach. »Wollt Ihr mir sagen, daß ich wahrscheinlich beide gefunden habe, wenn ich einen der beiden aufspüre?«
    »Nein, da habe ich ernste Zweifel. Der Junge wollte wahrscheinlich ganz unschuldig vor der Schlafenszeit in seinem Bett liegen. Er ist kein Dummkopf, und er hat überhaupt keinen Grund, uns zu verlassen. Und deshalb haben wir allen Grund, uns um ihn zu sorgen. Er wäre sicher schon lange zurück, wenn er nicht irgendwie aufgehalten worden wäre. Mag sein, daß sein Pony ihn irgendwo abgeworfen hat und er verletzt im Wald liegt, daß er sich verirrt hat

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