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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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erstaunlich heftig. »Das ist auch kein Wunder, und übrigens mag ich dich auch nicht. Anscheinend sind wir aber beide gebunden, ob wir wollen oder nicht. Warum, warum nur hast du nachgegeben? Ich willigte nur ein, weil ich sicher war, daß du in der Abtei gut aufgehoben warst und daß es nie soweit kommen könnte. Aber warum mußtest du ihnen in die Hände fallen wie ein Dummkopf und dich kleinkriegen lassen?
    Und nun sitzen wir beide hier, und Gott möge uns helfen.« Sie seufzte resigniert und fügte schließlich müde, aber nicht unfreundlich hinzu: »Es ist nicht deine Schuld, du bist nur ein Kind, was hättest du tun sollen? Und es ist nicht so, daß ich dich nicht mag. Ich kenne dich ja nicht einmal. Es ist nur so, daß ich dich nicht wollte. Ich will dich genausowenig, wie du mich willst.«
    Richard starrte sie mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an. Er war erstaunt, in ihr nicht eine bloß lästige Person und einen Mühlstein um den Hals zu sehen, sondern einen wirklichen Menschen, der eine Menge für sich selbst zu sagen hatte und keineswegs ein Dummkopf war. Er bewegte sich langsam und setzte die Füße auf den Boden, weil er den Halt eines festen Untergrundes brauchte. Langsam wiederholte er mit kleiner, erschreckter Stimme: »Dann wolltest du mich gar nicht heiraten?«
    »Ein Kind wie dich?« erwiderte sie ohne Rücksicht darauf, daß sie ihn womöglich verletzte. »Nein, das wollte ich nie.«
    »Aber warum hast du dann zugestimmt?« Er war viel zu empört über ihre Kapitulation, um die abfällige Bemerkung über sein Alter zur Kenntnis zu nehmen. »Wenn du nein gesagt hättest und dabei geblieben wärst, dann wäre uns beiden nichts geschehen.«
    »Weil mein Vater ein Mann ist, dem man schlecht widersprechen kann. Er sagte mir immer, daß ich allmählich zu alt würde, um noch einen Mann zu finden, und wenn ich dich nicht nähme, würde er mich ins Kloster geben, und ich müßte bis zu meinem Tod eine Jungfrau bleiben. Und das wollte ich noch weniger. Außerdem glaubte ich, der Abt hätte dich unter seiner Obhut und würde nicht zulassen, daß du ihm genommen wirst. Aber jetzt sitzen wir hier und können nichts mehr ändern.«
    Er war selbst überrascht, als er fast so etwas wie Mitgefühl und Neugierde für diese Frau entwickelte, die ungeschminkt sprach und sich als ebenso lebendig und wirklich erwies wie er selbst. Richard fragte beinahe schüchtern: »Was willst du denn? Wenn du dir etwas wünschen könntest, was wäre es dann?«
    »Ich würde«, antwortete Hiltrude, deren braune Augen plötzlich wütend und traurig funkelten, »einen jungen Mann namens Evrard nehmen, der für meinen Vater in Wroxeter als Aufseher arbeitet und der mich auch haben will, ob du das nun glaubst oder nicht. Aber er ist der zweite Sohn seines Vaters und besitzt kein Land, und da mit der Heirat nichts zu gewinnen ist, hat mein Vater kein Interesse an ihm. Es gibt einen Onkel, der Evrard mag und ihm, da er selbst keine Kinder hat, sein Gut überlassen könnte, aber mein Vater will jetzt sofort neues Land dazu bekommen, nicht eines Tages und vielleicht.« Das Feuer erstarb. Sie drehte den Kopf zur Seite. »Warum erzähle ich dir das alles? Du kannst es doch nicht verstehen, und es ist nicht deine Schuld. Du kannst doch nichts daran ändern.«
    Richard dachte daran, daß er sehr wohl etwas äußerst Handfestes für sie tun konnte, wenn sie ihrerseits einwilligte, auch etwas für ihn zu tun. Er fragte vorsichtig: »Was machen die beiden jetzt, dein Vater und meine Großmutter? Sie sagte, du würdest morgen nach Wroxeter zurückgehen. Was haben sie vor? Und hat der Vater Abt nach mir suchen lassen, seit ich verschwand?«
    »Weißt du das gar nicht? Nicht nur der Abt, sondern auch der Sheriff und alle seine Männer suchen nach dir. Sie haben in Eaton und Wroxeter gesucht und jeden Winkel im Wald durchkämmt. Mein Vater hatte Angst, daß sie schon heute auch hierher kommen, aber deine Großmutter glaubt es nicht. Sie überlegen noch, ob sie dich in der Nacht nach Eaton zurückbringen sollen, da man dort bereits gesucht hat, aber Dionisia glaubt, daß die Offiziere noch einige Tage zu tun haben, bevor sie Leighton erreichen. Und auf jeden Fall, sagte sie, braucht man nur eine Wache aufzustellen, um genug Zeit zu haben, dich mit einer Eskorte über den Fluß und nach Buildwas zu bringen, sobald die Soldaten auftauchen. Das wäre besser, sagt sie, als dich nach Shrewsbury zurückbringen.«
    »Wo sind sie jetzt?« fragte

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