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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Gläubigen standen vor dem Gottesdienst in kleinen Gruppen zusammen und besprachen die Ereignisse der vergangenen Woche. Sonntags war es verboten zu hasten, und so traf man zeitig vor der Messe ein, um in Ruhe ein Schwätzchen mit dem Nachbarn zu halten. Der Hilfsgeistliche, der sie an der Tür warmherzig begrüßt hatte, geleitete Helene zu einer Gruppe, die sich vor dem Altar versammelt hatte. Gottfried war bereits von Georg zu den Kirchenältesten geführt worden. Von beiden Seiten nickten ihnen freundliche Gesichter zu, man winkte oder hob die Hand zur Begrüßung. Helene war nervös; sie hatte befürchtet, dass man sie von oben bis unten kritisch beäugen würde – und das in ihrem ungebügelten Kleid!
    Unbewusst glätteten ihre Hände das dunkel eingefärbte Leinen über den Hüften. Doch ihre Sorge war grundlos gewesen, von überall spürte sie nur Wohlwollen, fühlte tief im Inneren die Erleichterung, dass sie willkommen war. Ihre Gesichtszüge entspannten sich, und als der Diakon ihr Luise vorstellte, machte ihr Herz einen kleinen Freudensprung. Sie konnte einfach nicht anders und umarmte sie zur Begrüßung. Luise schaute erst verwundert, doch dann küsste sie Helene auf beide Wangen. Erst jetzt fiel Helene ein, dass Luise ja gar nicht wissen konnte, dass sie ihren Brief gelesen hatte, geschweige denn, dass sie dessen Abschrift wie einen Schatz hütete. Helene lief puterrot an und holte schon zu einer Erklärung aus, als Luise ihr den Finger auf den Mund legte und den Kopf schüttelte. Plötzlich kam Bewegung in die Gemeinde, der Diakon bat die Anwesenden, Platz zu nehmen. Langsam füllten sich die Bänke, Helene hielt nach Gottfried Ausschau, der ihr aus der ersten Reihe zuwinkte. Helene setzte sich neben ihn, gleich vor die Kanzel. Die Seitentür öffnete sich, und die Stimmen wurden leiser. Als sie Maximilian hinter die Kanzel treten sah, war sie zunächst ein wenig enttäuscht. Maximilian hieß die Gemeinde willkommen und führte sie zum gemeinsamen Gebet. Als Helene genauer hinschaute, bemerkte sie, dass Maximilian weder die Bibel noch irgendwelche Notizen vor sich hatte, von denen er ablas. Er sprach frei und von Herzen, betete für Leute, die er offensichtlich in- und auswendig kannte, und als er an einer Stelle Gott um Hilfe für einen Bauern bat, den eine merkwürdige Krankheit ans Bett fesselte, sah Helene, wie die Gemeinde zustimmend nickte.
    Sie schaute sich um und bemerkte in ihrer Nähe eine Frau mittleren Alters, der die Tränen in Strömen übers Gesicht liefen. War sie die Frau des Bauern? Die Gemeinde sang ein Lied, dann begrüßte Maximilian Gottfried und Helene, erzählte der Gemeinde, wie sehr er die Reise mit den Neuankömmlingen genossen hätte. Helene blickte schüchtern, aber doch lächelnd in die Runde. Maximilian hatte die Angewohnheit, auf den Fußballen zu wippen. Jetzt, da er über Gottfried sprach, stellte er sich auf die Zehenspitzen und hob den rechten Zeigefinger.
    »Allen, die unseren Gottfried nicht mehr von Salkau kennen, sei Folgendes gesagt: Er ist ein rechter Mann Gottes, der sich ganz der Heiligen Schrift verschrieben hat. Seine spirituelle Tiefe sucht seinesgleichen.«
    Zustimmendes Gemurmel und anerkennendes Nicken begleiteten Maximilian, als er die Kanzel verließ, um Gottfried die Hände zu schütteln.
    »Willkommen, Bruder!«
    Er küsste ihn auf die Wangen, was Gottfried mit einigem Widerwillen über sich ergehen ließ; sein steifer Oberkörper verriet, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Maximilian klopfte ihm abschließend auf die Schulter, bewegte sich dann langsam, so als würden die alten Knochen schmerzen, wieder zur Kanzel und stützte sich an deren Pult mit beiden Händen ab.
    »Und nun, da ich Alter meine Pflicht getan habe, sollen die Jungen sprechen. Johannes ist zurück von seiner Reise, um mit uns zu beten und um unseren neuen Bruder und unsere neue Schwester in unserer Mitte zu begrüßen.«
    Er streckte den Arm zur selben Seitentür aus, durch die auch er die Kanzel betreten hatte und aus der nun sein Sohn Johannes trat.
    Er war also doch hier.
    Jetzt sprach der Sohn, und wie zuvor sein Vater tat er dies ganz ohne Notizen, ohne die Heilige Schrift vor sich zu haben.
    »Vater, Deiner Gnade haben wir es zu verdanken, dass wir heute hier versammelt sind. Du hast unsere Vorfahren in dieses wunderbare und doch so harsche Land geführt, damit wir hier unseren Glauben ausüben können. Heute, da unsere Brüder und Schwestern in Deutschland

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