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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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kurz aufblinkte und dann wieder verschwand, nur um einen Augenblick später woanders wieder aufzuleuchten. Das Blau der Flügel war so brillant, dass Natascha selbst die weiter entfernten Schmetterlinge erkennen konnte, die hinten im Garten eine zweite Futterquelle zu haben schienen. Doch so weit musste sie gar nicht schauen. In den rosafarbenen Blüten der Bäume rechts und links neben ihr wimmelte es geradezu von Schmetterlingen. Aus der Nähe sah sie, dass die Unterseite der Flügel von einem unscheinbaren Braun war. Das erklärte wohl dieses beinah elektrische Flirren, wenn die Falter in der Luft waren. Bei geschlossenen Flügeln passten sich die Ulysses nämlich der Umgebung optimal an und waren kaum zu sehen. Das Blau machte sie dann in ihrem Flug wieder sichtbar. Natascha konnte sich gar nicht sattsehen und hätte beinahe die Zeit vergessen, wenn Mitch nicht den Kopf aus der Tür gestreckt hätte.
    »Was dagegen, wenn wir uns langsam auf den Weg machen? Ich hab Kacey gesagt, dass wir gegen drei bei ihr sind.« Natascha stand widerwillig auf. Bevor sie ins Haus ging, drehte sie sich noch einmal um. Wie traumhaft, wie geheimnisvoll dieser Garten doch war. Helen Tanner musste eine sehr glückliche Frau gewesen sein, hier leben zu dürfen.

    Auf der Fahrt nach Moondo geriet Natascha ins Grübeln. Helen Tanner musste das Amulett von Amarina bekommen haben. Ganz sicher war sie sich allerdings nicht. Theoretisch könnte Helen Tanner den Tjuringa auch von einer anderen Wajtas-Frau aus Südaustralien erhalten haben, doch das hielt Natascha für unwahrscheinlich. Die beiden hatten offensichtlich sehr enge Bande geknüpft. Anders wäre es nicht zu erklären, dass beide mehr oder weniger am selben Ort lebten – weit weg von Neu Klemzig und Zionshill. Es sah so aus, als wären die beiden Frauen zusammen aus Südaustralien weggegangen, um sich im fernen Queensland niederzulassen. Aber warum?
    Wie Natascha die wenigen Fakten, über die sie verfügte, auch drehte und wendete, sie kam den Beweggründen dieser Helen nicht auf die Spur. Bei Amarina sah sie da schon klarer: Wenn die Aborigine von einem Weißen geschwängert worden war, war sie wohl aus Scham über diese Schande gegangen und hatte aus Rache gleich die Kollekte der Kirchengemeinde mitgehen lassen.
    An einem braunen Schild mit weißer Schrift bog Mitch von der geteerten Strecke ab und steuerte den Minibus geschickt an den größten Schlaglöchern der unbefestigten Straße vorbei. Dann fuhren sie geradewegs in den Dschungel hinein. Der Wechsel von grellem Licht zu Schatten tat Nataschas Augen gut. Nur vereinzelt brachen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach.
    Nach ungefähr drei Kilometern waren sie da. Moondo – Aboriginal Reserve, las sie auf dem Ortsschild. Mitch winkte ein paar Kindern zu, die, seinen Namen rufend, neben dem Bus herliefen. Natascha musste lächeln. Plötzlich tat sich vor ihnen eine riesige Lichtung auf, durch die sich träge ein brauner Fluss schlängelte. Auf einer Seite der dichtbewachsenen Uferböschung stand in einiger Entfernung rund ein Dutzend schlichter Holzhäuser auf Stelen. Mitch parkte den Hiace vor einem kleinen Laden.
    »Ich hab vergessen, den Kids was Süßes mitzubringen, und wir kommen hier nicht lebend wieder weg, wenn ich nicht noch schnell was besorge. Dauert nicht lange.« Schon war der Bus umstellt, und Mitch hatte Mühe, die Wagentür zu öffnen. Scherzend bahnte er sich schließlich einen Weg durch die Traube, die ihm auf Schritt und Tritt folgte.
    Als Mitch jedoch im Laden verschwand, blieben die Kinder stehen und warteten brav auf seine Rückkehr. Ob sie nicht reindurften? Sobald Mitch wieder ins Freie trat, war es mit der Ruhe vorbei. Er verteilte seine Bonbons, stieg ein und hupte sich den Weg frei.
    »Du scheinst ja sehr beliebt zu sein – zumindest bei den Kindern.«
    Er hielt ihr die leere Tüte hin. »Wundert dich das?« Natascha zuckte mit den Schultern und lächelte.
    »Warte mal ab, bis du Kacey kennenlernst. Die zeigt sich nämlich meist nicht so begeistert von meinen Besuchen.« Er fuhr ein Stück die matschige Straße hinunter, bis er vor einem Haus hielt, das ein Schild als Health Service auswies.
    »Pass auf die Pfütze auf.«
    Im letzten Moment konnte Natascha verhindern, mit beiden Beinen in einer riesigen Wasserlache zu landen. Im Türrahmen erschien eine schlanke Frau, die Natascha auf Ende dreißig schätzte. Natascha nahm an, dass sie eine Aborigine war, obwohl sie lange nicht so dunkel

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