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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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trinken leichte Mädchen mit den Matrosen. Unser Pastor Frische ist zwar voller Elan und entschlossen, gerade unsere jungen Männer vom schlechten Einfluss des Hafens fernzuhalten, aber, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, er ist dabei nicht halb so überzeugend wie mein Bruder. Das behaltet Ihr aber bitte für Euch. Nicht dass ich hier noch Ärger bekomme.« Die Gemeinde lachte, Johannes schmunzelte. »Ich hoffe, bald zu Euch zurückzukehren. Bis dahin danke ich dem Herrn für meine neue Aufgabe. Der Herr sei mit Euch, Ihr alle seid in meinen Gebeten, Euer Georg.«
    Johannes nickte zum Abschied in den Raum, und während sich die Gläubigen langsam von den Bänken erhoben, erschien plötzlich Gottfried in seinem Blickfeld, der sich daranmachte, die gewundene Holztreppe zur Kanzel zu erklimmen. Johannes wollte keinen öffentlichen Eklat, und so ließ er den Älteren sich vorbeidrängen, bis dieser schließlich vor ihm stand, unmittelbar vor dem Pult.
    Gottfried hob die Hand, um die Aufmerksamkeit der Neu Klemziger zu erregen.
    »Geht noch nicht, Brüder und Schwestern! Lasst mich noch kurz zu euch sprechen, dann geht mit Gott!«
    Grummelnd und etwas zögerlich nahm die Gemeinde wieder Platz. Es kam nicht oft vor, dass Gottfried in ihrer Kirche zu ihnen sprach. Sie hörten ihn höchstens dann öffentlich reden, wenn sie ihre Freunde in Zionshill besuchten.
    Gottfried hatte rote Flecken im Gesicht und wandte sich zu Johannes um. »Du erlaubst doch, oder?« Ohne eine Antwort abzuwarten, richtete er den Blick wieder auf die Gemeinde. »Neu Klemziger«, hob er an, »wie ihr zur Genüge wisst, brauchen wir eure Hilfe.« Einige der Kirchgänger begannen, ungeduldig mit den Füßen zu scharren. Dieses Thema kannten sie schon aus den Gemeindesitzungen. Gottfried hob beschwichtigend die Arme. »Ich weiß, ich weiß, Freunde! Ihr zahlt wie eh und je brav euren Zehnten und glaubt, damit eure Schuldigkeit getan zu haben. Ich aber frage euch: Habt ihr auch wirklich gegeben, was ihr konntet? Und reicht das?« Gottfrieds knochiger Zeigefinger schoss nach vorne. »Ich sage euch, dass dem nicht so ist, und wenn ihr nur tief genug in euch hineinhorchen würdet, dann könntet auch ihr das Rasseln eures schlechten Gewissens endlich hören. Was will es euch sagen? Nun, ich denke, ihr wisst es. Lasst eure Freunde auf Zionshill nicht im Stich! Sie vollbringen, was der Herr von uns allen, also auch von euch, fordert. Sie bringen den Wilden schreiben und lesen bei, damit sie das Wort des Herrn verstehen. Das nämlich will ER von uns, dass wir Sein Wort in der Welt verbreiten. Nun frage ich euch, was tragt ihr dazu bei?« Er hielt nun seine Hand wie einen Trichter ans Ohr und gab vor zu lauschen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. »Aha. Dachte ich mir’s doch. Nichts. Gar nichts. Und wie fühlt ihr euch dabei? Zu wissen, dass die so viel ärmere Gemeinde im Tal sich geradezu aufreibt, um ihrer göttlichen Aufgabe gerecht zu werden, und man selbst kümmert sich hauptsächlich darum, den eigenen Wohlstand zu mehren?« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, genoss sichtlich die Wirkung seiner Rede. Die Frauen lehnten sich ein wenig enger an ihre Männer, zwei Kinder suchten in den Falten der mütterlichen Schürze Schutz vor dem Wortgewitter.
    Obwohl er es eigentlich nicht geplant hatte, ging Johannes nun dazwischen. Schließlich war es seine Gemeinde, die hier von Gottfried beleidigt wurde.
    »Es ist genug, Gottfried. Die Messe ist nicht der rechte Ort, um Dinge wie diese zu diskutieren. Dazu haben wir unsere wöchentlichen Sitzungen. Wenn ich dich nun bitten darf, die Kanzel zu verlassen.«
    Gottfried funkelte ihn an.
    »Es ist an der Zeit, dass die Gemeinde aus erster Hand erfährt, wie es um ihr Seelenheil bestellt ist. Nicht ich, sondern der Herr wird ihr Handeln richten, doch ich bin hier, um sie daran zu erinnern – wenn du es schon nicht tust!« Einige Männer waren nun erbost von ihren Bänken aufgesprungen, schäumten über vor Entrüstung.
    »Was soll das, Gottfried? Bist du nur hergekommen, um Zwietracht zu säen und Unfrieden zu stiften? Das wird dir nicht gelingen, verlass dich drauf.« Manche hatten gar ihre Faust erhoben.
    Doch der Kirchenmann ließ sich nicht beirren, und wie er sich so im Raum umblickte, konnte er in einigen ängstlichen Augenpaaren erkennen, dass seine Saat hier und da aufgegangen war. Mit dem Arm hielt er Johannes ab.
    »Ihr wisst gar nicht, wie tief ihr in Schuld verstrickt seid. Ja,

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